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Börsen machen Boden gut

12. Februar 2016

Am Ende einer turbulenten Börsenwoche haben Aktienanleger in Europa ihre Wunden geleckt. Ein Milliardengewinn der Commerzbank sorgte am Freitag für eine kräftige Kurserholung der Bankaktien.

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DAX Index Jahreshoch Börse in Frankfurt am Main 06.05.2013
Bild: picture-alliance/dpa

Dem Absturz am deutschen Aktienmarkt ist zum Wochenschluss ein erneuter Erholungsversuch gefolgt. Der Deutsche Aktienindex Dax gewann 2,5 Prozent auf 8967,51 Punkte - nach dem vorangegangenen Ausverkauf blieb auf Wochensicht aber noch ein Verlust von 3,4 Prozent. Der EuroStoxx50 legte am Freitag 2,8 Prozent auf 2756,16 Zähler zu.

Beruhigende Nachrichten kamen aus den USA: Die Einzelhändler sind mit leichten Umsatzgewinnen ins Jahr gestartet. "Rezessionssorgen lassen sich auf dieser Basis nicht herleiten", sagte Helaba-Ökonom Ralf Umlauf. Der Einzelhandel macht etwa 30 Prozent des privaten Konsums in den USA aus. An der Wall Street gewannen die Indizes bis zum Handelsschluss in Europa rund anderthalb Prozent. Der Euro verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 1,1222 Dollar.

Das Highlight im Dax war am Freitag ein Kursgewinn der Commerzbank-Aktien von achtzehn Prozent auf 7,53 Euro. So viel hatten sie innerhalb eines Tages seit mehr als sechseinhalb Jahren nicht mehr zugelegt. Im Vergleich zum Vorjahr hatte das Institut seinen Gewinn fast vervierfacht. Es überwand damit zugleich erstmals wieder seit fünf Jahren die Milliardenschwelle. Die Aktionäre sollen daran nun mit der ersten Dividende seit der Finanzkrise beteiligt werden.

Bankenwerte machen Boden gut

Die Commerzbank-Aktien waren zuletzt - wie auch der Rest der Branche - in eine Abwärtsspirale geraten, da wegen des Ölpreisverfalls massive Kreditausfälle befürchtet worden waren. Die Aktien der Deutschen Bank erholten sich nun um annähernd zwölf Prozent. Dabei wurden sie von der Ankündigung befeuert, eigene Anleihen zurückzukaufen, da das von Analysten als Zeichen der Finanzstärke interpretiert wurde. Anleger fassten neuen Mut und griffen auch bei anderen Bankentiteln wieder zu: Der europäische Bankenindex stieg um mehr als fünf Prozent.

"Es ist doch noch ein versöhnlicher Wochenausklang geworden", kommentierten die Experten der Postbank, die zunächst wegen der insgesamt weiter hohen Unsicherheit und Nervosität vorsichtig gewesen waren. Kaum Einfluss auf die Gewinne an diesem Tag wurde den Konjunkturdaten aus Deutschland, der Eurozone und den USA zugebilligt. Sie spielten laut Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner eine eher untergeordnete Rolle. "Fundamentale Aspekte wie Konjunkturdaten sind aktuell fast vollkommen in den Hintergrund getreten. Was wir heute gesehen haben, ist eine technische Erholung."

Von der EU verhängte Strafzölle gegen importierten billigen Stahl aus China und Russland halfen den Stahlwerten auf die Sprünge. Salzgitter kletterten um 16,1 Prozent und lagen an der Spitze des Nebenwerteindex MDax. ArcelorMittal gewannen in Paris 8,4 Prozent, ThyssenKrupp 8,7 Prozent.

Öl: Hoffnung auf Förderkürzungen

Für einen weiteren Stimmungsaufheller sorgten Spekulationen auf baldige Öl-Förderkürzungen. US-Leichtöl WTI verteuerte sich um mehr als zwölf Prozent auf 29,41 Dollar je Fass, die Nordseesorte Brent kostete mit knapp 33 Dollar rund 9,6 Prozent mehr. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" ist die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bereit, über eine abgestimmte Kürzung der Förderung zu reden.

Viele Händler blieben allerdings skeptisch, ob sich die Opec-Mitglieder und andere Öl-Exporteure tatsächlich auf eine gemeinsame Förderpolitik einigen werden. "Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass bislang nach solchen Aussagen keine Taten folgten", schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. "Daher bleibt abzuwarten, ob das dieses Mal anders ist." Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 um fast 75 Prozent eingebrochen, weil der schwächelnden Öl-Nachfrage ein Überangebot gegenübersteht.

Das Nachsehen hatte zum Wochenschluss Gold, das in den vergangenen Tagen wie so oft in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragt war. Das Edelmetall verbilligte sich um ein Prozent auf 1234 Dollar je Feinunze - auf Wochensicht steuert Gold mit einem Plus von rund sechs Prozent allerdings auf den größten Gewinn seit Oktober 2011 zu.

wen/qu (rtrd, dpa, afp)