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Autonomiebehörde wird aktiv

3. Dezember 2001
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Palästinenser-Polizei bei einer Verhaftung in HebronBild: AP
Mindestens 50 Mitglieder von Hamas und Dschihad seien im Westjordanland festgenommen worden, 25 Mitglieder des Islamischen Dschihad im Gazastreifen, sagte ein palästinensischer Sicherheitsbeamter. Unter ihnen hätten sich auch drei ranghohe Anführer befunden. Zu den Anschlägen in Jerusalem und Haifa, bei denen palästinensische Selbstmordattentäter am Samstag und Sonntag 24 Menschen mit in den Tod gerissen und mehr als 220 verletzt hatten, bekannte sich die Hamas. Die palästinensische Autonomiebehörde verhängte daraufhin den Ausnahmezustand und kündigte an, sie werde die Verantwortlichen verfolgen und festnehmen.

Arafat "an der Spitze einer Terrorkoalition"

Auf einer Sondersitzung des israelischen Kabinetts solle über die Reaktion auf die Anschläge entschieden werden, kündigte ein Regierungssprecher in Jerusalem an. "Wir werden alles tun, was wir tun müssen." Israel könne sich bei seinem Schutz nur auf sich selbst verlassen und erwarte nun "gar nichts mehr" von Arafat. Er beschuldigte den Palästinenserpräsidenten, "an der Spitze einer Terrorkoalition" zu stehen. Dieser sei als Chef der Autonomiebehörde nicht unersetzbar, fügte der Regierungsvertreter hinzu. Scharon war in Washington mit US-Präsident George W. Bush zusammengetroffen. Das Gespräch war wegen der Attentatsserie in Israel vorgezogen worden. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan forderten Arafat auf, sofort und entschlossen gegen die Verantwortlichen durchzugreifen.

Der Nahost-Mission der US-Sondergesandten Anthony Zinni und William Burns versetzten die Anschläge einen herben Rückschlag. Zinni wurde bei der Besichtigung der Tatorte in Jerusalem am Sonntag von hunderten aufgebrachter Israelis empfangen, die ihn in Sprechchören zur Abreise aufforderten. Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser machte bei einem Treffen mit Zinni in Tel Aviv am Abend die "Weigerung der Autonomiebehörde und ihres Chefs, die Gewalt und den Terror zu beenden", für die Anschläge verantwortlich. Arafat müsse jetzt nach den "Resultaten seines Kampfes gegen den Terrorismus" beurteilt werden, forderte Elieser in einer von seinem Ministerium verbreiteten Erklärung.

Bislang 1043 Opfer der Intifada

Die radikalislamische Hamas-Bewegung verkündete am Sonntagabend, über gewaltbereite Selbstmordattentäter "für noch weitere zwanzig Jahre" zu verfügen. "Unser Ziel ist es, den Preis für die Besatzung in die Höhe zu treiben", sagte der politische Hamas-Anführer Chaled Mechaal in Damaskus. "Letztlich werden wir siegen, weil der Feind die Verluste nicht erträgt."

Im Westjordanland erschossen israelische Soldaten in der Nacht zu Montag fünf Palästinenser. Nahe der autonomen Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlandes hätten vier bewaffnete Palästinenser das Feuer auf eine Militärpatrouille eröffnet, teilte das israelische Militär mit. Daraufhin hätten die Soldaten vier der Angreifer erschossen. In 14 Monaten Intifada wurden damit 1043 Menschen getötet, unter ihnen 799 Palästinenser und 222 Israelis.

Vergeltung für Selbstmordanschläge

Israelische Armee zerstört Haus und Büro Arafats in Gaza
Bild: AP

Auf die Terrorwelle vom Wochenende hat Israel am Montag mit Luftangriffen auf die palästinensischen Autonomiegebiete reagiert. Dabei wurden das Hauptquartier des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat in Gaza und ein Polizeigebäude in Dschenin im Westjordanland beschossen.

Israelische Kampfhubschrauber beschossen den Helikopterlandeplatz des Arafat-Hauptquartiers in Gaza und zerstörten zwei dort abgestellte Maschinen. Arafat selbst hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in Gaza sondern in seinem Regierungssitz in Ramallah im Westjordanland auf. Der israelische Militärsprecher Brigadegeneral Ron Kidrey sagte, bei den zerstörten Maschinen handele es sich um Hubschrauber, die Arafat nicht benutze. Sie seien aber ein Symbol für Mobilität und Freiheit.

"Krieg gegen Terrorismus"

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat am Montagabend in einer Fernsehansprache den "Krieg gegen den Terrorismus" ausgerufen und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat die direkte Schuld an der jüngsten Anschlagsserie gegen Israel gegeben. Scharon kündigte an, Israel werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zurückschlagen.