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Automesse

16. September 2009

Wer kommt am besten aus der Krise? Und wer bleibt womöglich auf der Strecke? Antworten sucht die Autobranche auf der 63. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main.

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Angela Merkel IAA Frankfurt 2009
Bild: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images
Ein Kran hebt bei einem Recyclingunternehmen in Bremen ein Schrottauto(Foto: AP)
Der Autobranche geht es schlecht - nur die Abwrackpämie sorgte für LinderungBild: AP

The show must go on - und wenn da draußen noch so sehr die Krise tobt: Um rund 14 Prozent ist der automobile Weltmarkt in diesem Jahr schon geschrumpft. Auf den ersten Blick aber ist auf dieser IAA alles wie gehabt: Laute Musik und schöne Frauen, optimistische Manager und schnelle Autos. Doch insgesamt ist weniger von allem da: Ein Drittel weniger Aussteller sind gekommen - entsprechend kleiner ist die belegte Fläche. Vergeblich sucht man einige Japaner wie Nissan oder Mitsubishi - ihnen war Frankfurt zu teuer, genau wie den Chinesen.

Aber die Krise hat die Autobranche eben auch wie keine andere erwischt. Und das zu einer Zeit, da das Geschäft mit dem fahrbaren Untersatz mitten im größten Umbruch seiner Geschichte ist. Die Kundschaft schaut verstärkt auf den Preis oder aber auf den Kraftstoffverbrauch. Ein Umdenken hat eingesetzt.

Daimler hofft auf schwarze Zahlen

Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende des Automobilkonzerns Daimler (Foto: dpa)
Musste zuletzt immer nur schlechte Nachrichten verkünden: Daimler-Chef Dieter ZetscheBild: dpa/picture-alliance

Beim deutschen Premiumhersteller Daimler, der zuletzt Milliardenverluste verkraften musste, hofft man für die PKW-Marke Mercedes-Benz noch in diesem Jahr wieder auf schwarze Zahlen. Gelingen soll das vor allem mit neuen Produkten, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche im Gespräch mit DW-WORLD.DE. "Das ist für einen Autohersteller die stärkste Waffe." Gleichzeitig habe man auch auf der Kostenseite große Erfolge erzielt und mehr eingespart, als man angekündigt habe.

Zetsche sieht die Märkte langsam auch wieder Tritt fassen. "Ich glaube, die Luxus-Hersteller wurden etwas früher und stärker von der Krise getroffen, und sie werden etwas früher wieder herauskommen aus der Krise." Aber die Voraussetzung sei eben, im Verbrauch sehr nahe an kleinere und kompakte Fahrzeuge heran zu kommen. Das sei Mercedes schon gelungen: Mit einer S-Klasse, die nur drei Liter verbraucht.

BMW auf Rundkurs unterwegs

Daimlers Auftritt auf der Messe ist immer spektakulär, vor allem die Präsentation des neuen Flügeltürer-Sportwagens SLS AMG. Aber auch hier vergaß Zetsche nicht zu erwähnen, dass der Flitzer in vier Jahren auch mit rein elektrischem Antrieb zu haben sein soll. Nicht minder aufwändig der Auftritt des Mercedes-Konkurrenten BMW: Die Bayern stellen erstmals in einer eigenen Halle aus, in dem die Autos sogar auf einem 280 Meter langen Rundkurs fahren können. Doch auch hier das gleiche Bild: Tolle Autos, aber rote Zahlen. Das Rezept gegen die Krise auch hier: Kostensenkung und umweltfreundliche Autos. BMW-Chef Norbert Reithofer bemüht die Fakten und verweist auf die rund anderthalb Millionen Fahrzeuge, die mittels "Efficient Dynamics" auf Einsparung getrimmt sind. Damit habe man den Flottenverbrauch "wie kein anderer Hersteller gesenkt." Und stolz fügt Reithofer hinzu: "Wer hätte gedacht, dass BMW einmal die umweltfreundlichste Premium-Marke der Welt sein würde."

Opel ist froh, wieder über Autos reden zu können

Der neue Opel wird am ersten Pressetag der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt vorgestellt (Foto: AP)
Hoffnungsträger: Der neue Opel AstraBild: AP

Elektrisch ist BMW mit seiner Marke Mini-E unterwegs und plant für die Zukunft ein komplett neu entwickeltes Megacity-Vehikel - mehr als diese Ankündigung gab es von den Münchnern allerdings nicht zu sehen. Anders bei Opel: Hier ist der Ampera praktisch serienreif. Und nach all den Wirren der letzten Monate war Carl-Peter Forster froh, endlich mal wieder über Autos reden zu können. Forster, jetzt Aufsichtsratschef der neuen Opel-Gesellschaft, präsentierte zudem den neuen Astra. Mit dem Golf-Konkurrenten will Opel jetzt wieder angreifen. "Das ist für uns nun mal das wichtigste Produkt", sagt Forster - und dass man sehr stolz sei auf das Auto. "Es zeigt nämlich, was die Menschen bei Opel alles leisten können, wenn man sie lässt."

Wie Opel haben auch Volkswagen und Ford von der deutschen Abwrackprämie profitiert. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn setzte hier in Frankfurt voll auf Angriff: Den Plan, in kommenden Jahren Toyota als weltgrößten Autohersteller abzulösen, verfolge man mit großer Konsequenz. Das hörte der in der ersten Reihe sitzende Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nur allzu gerne.

Ford still und leise auf Rang zwei

Während andere Hersteller in diesem Sommer praktisch nie aus den Schlagzeilen heraus kamen, war es um Ford vergleichsweise ruhig, sowohl in Amerika als auch hierzulande. Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes verriet gegenüber DW-WORLD.DE das Erfolgsgeheimnis: "Wir haben uns sehr frühzeitig vor Jahren schon darauf konzentriert, unsere Kapazitäten der natürlichen Nachfrage anzupassen, möglichst produktiv und effizient zu sein, die Kostenstrukturen anzupassen und neue Produkte zu entwickeln." Und mit diesen neuen Produkten sei man nun die zweitstärkste Marke in Europa und habe auch dieses Jahr in Deutschland Marktanteile hinzu gewonnen. "Das ist glaube ich die beste Nachricht, die Ford derzeit aussenden kann."

Gute Nachrichten, die derzeit in der Autobranche eher selten sind. In den kommenden Tagen allerdings wird das wohl anders sein. Von der Frankfurter Automesse erhofft man sich positive Impulse. Ob das allerdings reicht, um aus dem tiefen Tal zu kommen, ist mehr als fraglich. Denn nicht wenige Beobachter sagen der Branche weiterhin schwere Zeiten voraus - und eine Million weniger verkaufte Autos im kommenden Jahr allein in Deutschland.

Neuwagen auf einem Abstellplatz (Foto: AP)
Viele Autos warten auf Käufer - viel zu viele...Bild: AP

Autor: Henrik Böhme, zurzeit Frankfurt/Main

Redaktion: Julia Elvers-Guyot