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Auszeit für den Kabeljau

Britta Scholtys19. Dezember 2003

Die Europäische Union hat eine Wende in der Fischereipolitik eingeläutet. Erstmals sollen langfristige Schutzmaßnahmen den Kabeljau vor dem Aussterben bewahren.

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Vom Aussterben bedroht: Kabeljau in Europas MeerenBild: AP

Die EU-Fischereiminister haben endlich die Warnungen der Experten erhört und Maßnahmen zum Überfischungsstopp der Gewässer eingeleitet. Kabeljau und Seehecht sollen nun geschont werden. Ziel: Die Bestände sollen sich jährlich um 30 Prozent erholen können. Denn die schrumpften in den vergangenen 20 Jahren allein in der Nordsee um 85 Prozent.

Seit Jahren warnen Experten vor dem Aussterben des bekanntesten aller Meeresfische. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES), empfahl bereits im letzten Jahr den Fangstopp für Kabeljau in der Nordsee, der Irischen See und westlich von Schottland.

Damals konnten sich die EU-Agrarminister jedoch nur auf eine Kürzung der Fangquote um 45 Prozent einigen. Damit durften in diesem Jahr noch einmal 24.300 Tonnen Kabeljau aus der Nordsee gefischt werden - zuviel, um den Kabeljau zu retten. Das anerkannten die Agar- und Fischereiminister der 15 EU-Staaten immerhin in diesem Jahr und rangen sich zu einem langfristigen Schutzprogramm durch. Der Beschluss war einstimmig, nur Belgien enthielt sich.

Euro Neujahrsdorsch
NeujahrsdorschBild: AP

Rettet den Kabeljau!

Ab 2004 dürfen in den für den Kabeljau und Seehecht typischen Gewässern die Flotten nur noch eine bestimmte Zahl von Tagen im Monat fischen. Die Fischer müssen mit erhöhten Kontroll-Stichproben rechnen, damit die Höchstmengen je Land eingehalten werden. Von einer bestimmten Menge an darf Kabeljau nur noch - mit Voranmeldung – in bestimmten Häfen angelandet werden. Jungfisch- und Laichgebiete können zeitweise durch die Kommission im Alleingang für die Kutter gesperrt werden.

Gegen die Pläne zum Überfischungsstopp hatten in den vergangenen Wochen vor allem die Fischer protestiert. Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze. So erging es zuletzt den rund 30.000 kanadischen Fischern, die nach einem Verbot der Kabeljaufischerei vor Neufundland im Jahr 1992 über Nacht arbeitslos geworden waren. Doch kam dort die Radikalmaßnahme zu spät: Die Bestände des fruchtbarsten aller Meeresfische haben sich bis heute nicht erholt.

Millionen-Euro-Hilfe für Kabeljau-Fischer

EU-Agrarminister Franz Fischler betonte, der Beschluss nehme Rücksicht auf die soziale Situation der Fischer. "Ich weiß, dass die nächsten Jahre für manche Fischer nicht einfach werden", sagte er. Aber letztlich eröffneten die Schutzmaßnahmen den Flotten überhaupt eine Perspektive.
Lachs wird gereinigt
FischfabrikBild: AP
Als Hilfen stünden Millionen Euro aus der EU-Kasse bereit, die die Mitgliedstaaten nur abrufen müssten. Bundesagrarministerin Renate Künast begrüßte den EU-Entscheid, betonte jedoch, dass die Vereinbarung nur ein Anfang sein könne. Was nun folgen müsse, sei eine nachhaltige Veränderung in der Fischereipolitik, die ökologisch sinnvoll mit den Fischbeständen umgehe.

Deutschland und Schweden hatten noch schärfere Maßnahmen zur Kabeljau-Rettung gefordert, vor allem bei der jährlich neu festzulegenden Höchstfangmenge und deren Verteilung auf die EU-Staaten. Fischler setzte mit dem Schutzplan für Kabeljau und Seehecht auch durch, dass künftig für andere bedrohte Fischsorten schneller Maßnahmen ergriffen werden können. Denn gefährdert sind nach EU-Angaben auch die Scholle, Seezunge und die Krabbenart Kaisergranat.