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Auszeichnung für "Schwerkraft"

22. Januar 2010

Der Berliner Regisseur Maximilian Erlenwein hat für seinen Film "Schwerkraft" den 31. Max Ophüls Preis gewonnen. Neugierige müssen aber noch etwas warten: Der Film kommt erst am 25. März in die Kinos.

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Plakat Filmfestival Max Ophüls Preis
Plakat in Saarbrücken: Filmfestival Max Ophüls Preis

Der Streifen des 34-jährigen Filmemachers überzeuge durch absolute Stilsicherheit, heißt es in der Begründung der Jury des Saarbrücker Filmfestivals zur feierlichen Preisverleihung am Samstag (23.01.2010) in der Kongresshalle der Stadt. Die Geschichte funktioniere als tiefgründige Charakterstudie wie als Drama und subversive Komödie, urteilte die Jury weiter.

Insgesamt 15 Langfilme konkurrierten in der vergangenen Woche um den mit 18.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis. Daneben vergaben verschiedene Jurys Preise in weiteren elf Kategorien. Das 1980 von der Stadt Saarbrücken begründete einwöchige Festival gilt unter Experten als eines der wichtigsten Foren für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm.

Eines stand bereits am Anfang der Veranstaltung fest: Vorbei die Zeiten der Komödien. Themen wie Gewalt und Krieg, sozialer Abstieg und Arbeitslosigkeit, Jugendstrafvollzug und Kriminalität beherrschten diesmal das Festival.

Mutter, Vater und Sohn, sich umarmend - Szene aus 'Die Entbehrlichen' (Foto: Filmfestival Max Ophuels Preis)
'Die Entbehrlichen'Bild: Filmfestival Max Ophuels Preis

Debütant Andreas Arnstedt zeigt in seinem Film "Die Entbehrlichen" eine Kleinfamilie, die an der Arbeitslosigkeit des Vaters zerbricht. Alkohol und Misshandlungen bestimmen den Alltag des 12jährigen Jakob, die Mutter verlässt schließlich Mann und Sohn. Die kurze Zweisamkeit von Vater und Sohn wird durch den Selbstmord des Mannes beendet.

Regisseur Phillip Koch blickt in "Picco" auf den tristen Alltag in einer Jugendstrafanstalt. Quälereien und Misshandlungen bestimmen das Leben der jungen Insassen. Brutale Vergewaltigungen sind ebenso an der Tagesordnung wie psychische Isolierung. Beide Filme berufen sich auf authentische Geschichten.

Von Arbeitslosigkeit und Zukunftsangst

Auch fast alle anderen Beiträge des diesjährigen Jahrgangs beim Max Ophüls Preis konzentrierten sich auf eher düstere Themen. "Men on the Bridge" der in Istanbul geborenen Asli Özge stellt drei Männer in der türkischen Hauptstadt in den Mittelpunkt ihrer Filmerzählung, auch hier ein Leben zwischen illegaler Beschäftigung, Jobsuche und Einsamkeit. Regisseur Oliver Kienle zeigt in dem Jugendgangdrama "Bis aufs Blut" zwei Jungs, deren Freundschaft im tagtäglichen Überlebenskampf zerrieben wird. Und auch wenn Olaf Saumers Film "Suicide Club" am Ende ein Zeichen der Hoffnung setzt, stimmt die Ausgangssituation des Films – fünf Menschen wollen Selbstmord begehen – doch alles andere als optimistisch.

Ist das nun ein Trend? Setzt der deutschsprachige Filmnachwuchs auf düstere Sozialdramen, dokumentarisch angehauchte Großstadtfilme, auf realistische Stoffe und authentische Schicksale? Oder haben die Festivalmacher hier nur ein bestimmtes Segment nach Saarbrücken eingeladen? Das wird man wohl erst in ein paar Jahren beantworten, wenn man die Auslese 2010 in einen größeren Zusammenhang einordnen kann. Wahrscheinlich ist allerdings, dass sich eine großer Teil der Debütanten von komödiantischen Stoffen und eher seichten Jugendgeschichten abgewandt hat. Ebenso sicher aber auch, dass es einige der düsteren und sperrigen Filme wohl nicht bis ins Kino schaffen werden.

Magische Kinomomente

Fast schon eine Erholung im tristen Einerlei der deutschen (Film-)Wirklichkeit war Maximilian Erlenweins Gewinner-Film "Schwerkraft". Zwei höchst unterschiedliche Charaktere – Jürgen Vogel und Fabian Hinrichs brillieren in den Hauptrollen – treffen aufeinander, werden für eine Zeitlang eine Art Bonnie und Clyde-Gespann, um dann auf ein düsteres Ende zuzusteuern. Doch Erlenwein setzt auf Kinomomente. Nicht alles im Film ist gelungen. Doch "Schwerkraft" verfügt über etwas, was vielen Filmen der jungen Kollegen fehlt: magische Kinomomente - und zwei hinreißend charismatische Darsteller.

Zwei junge Männer an der Theke alkoholisiert - Szene aus 'Schwerkraft' (Foto: Filmfestival Max Ophuels Preis)
'Schwerkraft'Bild: Filmfestival Max Ophuels Preis

Schließlich stach auch Lancelot von Nasos Film "Waffenstillstand" aus dem Wettbewerb heraus. Eine für einen Debütanten völlig ungewöhnliche Stoffwahl – deutsche Ärzte und Journalisten im Irakkriegseinsatz -, eine prominente Besetzung, unter anderem Matthias Habich und Hannes Jaenicke, sowie eine straffe Regie machten "Waffenstillstand" zu einem der herausragenden Debüts in Saarbrücken. Beide Filme, sowohl "Schwerkraft" als auch "Waffenstillstand", wird man demnächst in den deutschen Kinos sehen können.

Autor: Hajo Felten/Jochen Kürten

Redaktion: Conny Paul