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Das Ende der Lower Lakes

19. August 2009

Australien leidet seit 2001 unter einer anhaltenden Dürre. Jetzt drohen auch die Lower Lakes, ein Feuchtgebiet bei Adelaide, auszutrocknen. Und diese Entwicklung wird zum großen Teil durch den Menschen verursacht.

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Bootssteg in Südaustralien
Früher war dieser Bootssteg eine beliebte Anlegestelle. Heute führt er ins Nichts.Bild: DW

Susan Rex lehnt an einem Holzzaun. Mit der einen Hand schirmt sie ihre Augen von der Sonne ab. Mit der anderen deutet sie auf das nahegelegene Seeufer. Dort ragen einige Bootsstege gespenstisch ins Nichts. Vom Wasser sind sie mindestens vierzig Meter entfernt. Boote legen hier schon lange nicht mehr an. Doch das Ende der Bootsfahrten auf den Lower Lakes ist derzeit das geringste Problem.

Susan Rex, die Mitglied einer lokalen Umweltgruppe ist, sorgt sich vor allem um das Ökosystem der Lower Lakes. Das Feuchtgebiet von der Größe Bremens ist Brutstätte für Zugvögel aus aller Welt und Heimat für Süßwasser-Schildkröten. Sollte der Wasserstand weiterhin so niedrig bleiben, werden die Vögel nicht mehr genug Nahrung finden. Schon jetzt sind die Veränderungen deutlich zu spüren, erzählt Susan Rex. Die Vögel, die hier normalerweise den Sommer verbracht haben bleiben aus. Das Gezwitscher tausender verschiedener Vogelarten ist einer unheimlichen Stille gewichen. Stattdessen tummeln sich nun Stare, Spatzen und Füchse an den Seen. Tierarten, die ursprünglich nicht in dieser Gegend beheimatet waren.

Zu wenig Wasser aus dem Fluss

Murray River, South Australien. Flussmündung mit Sandbänken.
Der Wasserstand im Murray River ist rapide gesunken.Bild: DW / Irene Quaile

Der Grund für den tiefen Wasserstand der Lower Lakes ist die geringe Wasserzufuhr aus dem Murray River, dem wichtigsten Fluss Australiens. Die Seen liegen an der Mündung des Murray River, doch der Fluss kann die Seen nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgen, denn auch er ist so trocken wie nie. Diese Trockenheit hat mehrere Gründe. Einerseits liegt sie an der Dürre, die Australien derzeit durchlebt. Das Hauptproblem aber ist die starke Beanspruchung des Murray River als Quelle für landwirtschaftliche Bewässerung. Zusammen mit dem Darling River bildet der Murray ein Becken, das sich durch mehrere Bundesstaaten Australiens zieht. Das Murray-Darling-Becken wird auch die "Kornkammer" Australiens genannt. 40 Prozent der Landwirtschaft des Landes ist hier ansässig. Die Landwirtschaft hat dem Murray in den vergangenen Jahren zu viel Wasser entzogen. Die Lower Lakes am Ende des Flusses bekommen das am deutlichsten zu spüren.

Historischer Wassertiefstand

Lower Lakes in Australien
Die australische Regierung baut einen Damm, um das Wasser im Murray River zu halten.Bild: DW

Die Konsequenz ist ein historischer Wassertiefstand, der nicht nur das Ökosystem der Seen bedroht. Es besteht außerdem die Gefahr, dass der Boden entlang des Flusses und der Seen, der nicht länger mit Wasser bedeckt ist, übersäuert und damit die Wasserversorgung Adelaides gefährdet. Deshalb reagiert die australische Regierung mit drastischen Maßnahmen. Durch den Bau mehrere Wehre will sie die Lower Lakes nach und nach vom Murray River abschneiden. Mit dieser Maßnahme soll möglichst viel Wasser im Flussbett des Murray gehalten werden und damit einer möglichen Verschmutzung des Wassers durch sauren Boden vorgebeugt werden. Denn nur wenn der Boden im Flussbett mit Wasser bedeckt ist, kann die chemische Reaktion verhindert werden, die den Boden übersäuert. Das Schicksal der Seen aber ist durch den Bau der Wehre so gut wie besiegelt. Ohne Süßwasserzufuhr werden sie zunehmend salziger und verkommen schließlich ganz zur Sumpflandschaft.

Proteste gegen die Regierung

Lower Lakes in Australien
Protestplakat australischer UmweltaktivistenBild: DW

Genau das wollen die Umweltschützer um Susan Rex verhindern. Sie fordern vor allem ein Ende des künstlichen Eingreifens in das Ökosystem durch die Regierung. Denn nur so, glauben sie, können sich die Seen noch erholen. Es ist ein harter Kampf für die Umweltschützer. Denn bereits in diesem Moment sind Bagger damit beschäftigt, den Murray River an seiner Mündung durch einen Damm zu stoppen. Es scheint als wolle die australische Regierung damit dem Schlimmsten zuvorkommen – der Übersäuerung der Böden. Sollte das wirklich passieren, wäre dies eine Katastrophe für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, sagt Mike Geddes, einem Wasser-Ökologen der University of Adelaide. Der Wissenschaftler fügt aber hinzu, dass es noch nicht zu spät sei, weniger drastische Maßnahmen zu ergreifen. Es steht zwar nicht gut um die Seen, aber indem man Kalkstein auf die freiliegenden Böden streue, könne man eine Übersäuerung erst einmal verhindern.

Das zukünftige Schicksal der Lower Lakes ist also noch unklar. Sollte sich die Regierung allerdings mit ihren Plänen durchsetzen, ist wonmöglich eines der größten Feuchtgebiete Australiens zum Sterben verurteilt.

Autorin: Elke Rottenkolber
Redaktion: Thomas Latschan