Ausstieg nur mit Anzug
21. Juli 2006Technisch hochgerüstet, konzipiert und gebaut nach allen Finessen der Ingenieurskunst, sind sie richtige kleine Ein-Mann-Raumschiffe und werden darum auch als "Extravehicular Mobility Units" (EMUs, etwa: mobile Einheiten für Einsätze außerhalb der Raumfähre) bezeichnet. Ein Raumanzug besteht aus zahlreichen Schichten, die verschiedene Aufgaben wahrnehmen: In die innerste Schicht - sozusagen die Unterwäsche – sind Schläuche eingearbeitet. Durch sie fließt kaltes Wasser, um die Haut während des Außeneinsatzes zu kühlen. Die Schichten darüber sorgen dafür, dass der Überdruck im Anzug gehalten werden kann. Damit der sich im Vakuum nicht zu sehr aufbläht, muss der Druck aber möglichst gering gehalten werden.
Sonst wird der Anzug zu steif und der Raumfahrer kann sich nicht mehr richtig bewegen. "Stellen Sie sich vor, Sie wären im Inneren eines Autoreifens und müssten jetzt von drinnen versuchen, diesen Autoreifen zu verbiegen", verdeutlicht Thomas Reiter. "Das kostet viel Kraft. Genau so ist es in diesem Raumanzug. Das heißt: Wenn Sie irgend etwas nehmen wollen, zum Beispiel einen Schraubenzieher, dann müssen Sie schon Kraft ausüben, um allein Ihre Faust zu ballen."Die äußeren Anzugschichten vervollständigen den Anzug. Sie sollen den Astronauten gegen die feindliche Umgebung, etwa gegen den Aufprall von Mikrometeoriten oder Strahlung schützen. Eine Beschichtung mit Aluminium dient dazu, die Sonne zu reflektieren. Und dann trägt der Raumfahrer auch noch einen dicken Rucksack mit Sauerstoffvorrat, Funkgerät und Energieversorgung mit sich herum. Kein Wunder, dass die Raumanzüge relativ bullig aussehen. Also, wirklich nichts für die Cocktailparty. Trotzdem: Im All sind die Anzüge auf jeden Fall der letzte Schrei.