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Gewalt an den Grenzen Israels setzt sich in Ägypten fort

16. Mai 2011

Vor der israelischen Botschaft in Kairo ist es bei anti-israelischen Protesten zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Ausgangspunkt war eine Solidaritätskundgebung mit den Palästinensern.

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Demonstranten und Polizisten in der Nähe der israelischen Botschaft (Foto: DAPD)
Mit Tränengas ging die ägyptische Polizei gegen die Demonstranten vorBild: AP

Hunderte Ägypter forderten bei der Kundgebung in der Nacht zum Montag (16.05.2011), die Beziehungen mit Israel abzubrechen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 353 Menschen bei den Zusammenstößen verletzt, die meisten durch Tränengas. Es habe 186 Festnahmen gegeben, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Mena. Die Festgenommenen würden von der Militärjustiz verhört.

Demonstranten verbrennen eine israelische Flagge (Foto: DAPD)
Demonstranten steckten in der Nähe der israelischen Botschaft eine israelische Flagge in BrandBild: dapd

Zunächst hatten die Ägypter friedlich vor der israelischen Botschaft demonstriert. Sie bekundeten ihre Solidarität mit den Palästinensern. Die Demonstranten hatten sich am Sonntagabend vor der Botschaft im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt versammelt, um der palästinensischen "Nakba" ("Katastrophe") zu gedenken. Die Palästinenser erinnern an diesem Tag an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender nach der israelischen Staatsgründung von 1948.

Die ägyptischen Demonstranten verurteilten die Besetzung palästinensischer Gebiete und forderten, alle palästinensischen Gefangenen freizulassen. Zu den Ausschreitungen kam es, als eine Gruppe von Demonstranten nach der Solidaritätskundgebung die israelische Botschaft stürmen wollte und die Polizei die Menge mit Tränengas und Gummigeschossen zurückdrängte. Die Demonstranten warfen Steine auf die Polizisten und zündeten Autoreifen und die israelische Flagge vor dem Botschaftsgebäude an. Sie forderten, dass der israelische Botschafter des Landes verwiesen werden solle.

Beziehungen zu Israel in Ägypten umstritten

Die Protestaktion ereignete sich nur wenige Stunden nach dem Besuch eines ranghohen Vertreters des israelischen Verteidigungsministeriums in Kairo, Amos Gilad. Es war der erste öffentliche Besuch eines israelischen Politikers seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Februar. Ägypten hatte 1979 als erstes arabisches Land Israel offiziell anerkannt. Ägypten und Jordanien sind die einzigen arabischen Länder, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten. In Ägypten ist die Aufrechterhaltung dieser Beziehungen umstritten. Doch auch die Übergangsführung, die den im Februar gestürzten pro-westlichen Präsidenten Mubarak ablöste, stellte diese bislang nicht in Frage.

Massenproteste an den israelischen Grenzen

Demonstranten hinter einem Zaun schwenken eine palästinenische Flagge (Foto: AP Photo/Yaron Kaminsky)
Demonstranten an der syrisch-israelischen GrenzeBild: AP

An den Grenzen Israels mit dem Libanon, Syrien und dem Gazastreifen waren am Sonntag zahlreiche Palästinenser auf die Straße gegangen, um der "Nakba" zu gedenken. Erstmals seit dem Oktoberkrieg von 1973 hatten hunderte Demonstranten von Syrien aus die Grenze auf den besetzten Golanhöhen durchbrochen. Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete am Montag, vier Menschen seien getötet worden. Syrische Augenzeugen sprachen sogar von zehn getöteten Demonstranten. 210 Menschen wurden laut Sana verletzt. An der Grenze zum Libanon wurden nach Informationen der Nachrichtenwebsite "Libanon Now" elf Palästinenser getötet. Die libanesische Armee sprach von mehr als 100 Verletzten. Bei einem Marsch tausender Palästinenser im Gazastreifen zum israelischen Grenzübergang Eres wurden ein Palästinenser getötet und mehr als 80 weitere verletzt. Auch bei Protesten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem gab es Verletzte.

Jugendliche Palästinenser werfen mit Steinen. (Foto: EPA/ABED AL HASHLAMOUN)
Junge Palästinenser werfen im Westjordanland mit Steinen auf israelische SoldatenBild: picture-alliance/dpa

In einer Fernsehansprache sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die Menschenleben seien nicht sinnlos geopfert worden: "Ihr Blut wurde für die Freiheit unseres palästinensischen Volkes und für seine Rechte geopfert." Imail Hanija, der Führer der radikal-islamischen Hamas in Gaza, bekräftigte, seine Organisation werde den Staat Israel weiterhin nicht anerkennen. Er hoffe auf ein "Ende des zionistischen Projekts in Palästina". Hassan Nasrallah, der Führer der libanesischen Hisbollah-Miliz, lobte den "Mut" der Demonstranten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief dazu auf, die Ruhe wiederherzustellen. Er sagte, Israel werde alles tun, um seine Grenzen und seine Souveränität zu verteidigen.

Israel kündigte am Montag an, sich wegen der Massenproteste an der Grenze beim Weltsicherheitsrat über Syrien und den Libanon zu beschweren. Israel hält beiden Ländern vor, sowohl internationales Recht als auch Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verletzt zu haben. Zuvor reichte der Libanon bereits Beschwerde ein, weil Israel nach eigener Darstellung die Souveränität des Landes und UN-Resolutionen verletzt hatte.

Autorin: Naima El Moussaoui (afp, dpa, dapd)

Redaktion: Martin Schrader