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Ausgegrenzt auch in der Trauer

21. Oktober 2013

Europa trauerte offiziell um die 366 Toten der Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa. Doch viele Überlebende und auch Angehörige der Opfer durften nicht dabei sein. Die Bürgermeisterin der Insel blieb freiwillig fern.

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Proteste während der Zeremonie für die Opfer des Schiffbruchs vor Lampedusa (Foto: GettyImages)
Bild: Tullio M. Puglia/Getty Images

"Italien ist bewegt", sagte Verteidigungsminister Mario Mauro. "Wir sind hier, um an die vielen Opfer zu erinnern, die gehofft haben, eine bessere Zukunft zu finden und nun tot sind." Der italienische Minister nahm gemeinsam mit seinem Kollegen vom Innenressort, Angelino Alfano, und Integrationsministerin Cécile Kyenge an der Gedenkfeier in Agrigent auf Sizilien teil. Hunderte in Italien und Europa lebende Eritreer reisten in Bussen an. Von den 155 Überlebenden des Schiffbruchs vom 3. Oktober durften viele jedoch nicht teilnehmen.

Aus Protest blockierten die größtenteils aus Eritrea stammenden Flüchtlinge den Eingang ihres Auffanglagers auf Lampedusa. Gleichzeitig wurde eine Flüchtlingsdelegation im Rathaus empfangen. Die Überlebenden warteten nach ihren eigenen Aussagen seit mehr als zwei Wochen darauf, die Umgekommenen in einer Zeremonie betrauern zu können. Etwa 200 Todesopfer wurden bereits auf den Friedhöfen von Agrigent und Umgebung bestattet.

Ein Gedenktag für die Flüchtlinge?

Agrigents Bürgermeister Marco Zambuto kritisierte die Feier als "Foto-Gelegenheit". Lampedusas Bürgermeisterin Giusi Nicolini boykottierte die Zeremonie, weil sie nicht auf ihrer Insel stattfand. Sie fuhr stattdessen nach Rom, um Staatspräsident Giorgio Napolitano aufzusuchen. Dort erklärte sie, der 3. Oktober solle künftig dem Gedenken an die im Mittelmeer gestorbenen Migranten gewidmet sein.

Am Sonntag hatten die Rettungskräfte das bislang letzte Opfer der Katastrophe geborgen, 366 Tote sind damit offiziell bestätigt. Die meisten von ihnen wurden an verschiedenen Orten in Sizilien bestattet. Ein zunächst von der Regierung in Aussicht gestelltes Staatsbegräbnis gab es nicht. Das Flüchtlingsboot mit rund 500 Menschen an Bord hatte Anfang Oktober vor der Küste Lampedusas Feuer gefangen und war gekentert. Bei einem zweiten Schiffbruch wenige Tage später starben mindestens 38 Menschen.

rb/cw (afp, dpa)