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Auschwitz: Der größte Friedhof Europas

Carola Hoßfeld 28. Mai 2006

Bei seinem Besuch in Polen wird Papst Benedikt XVI. auch das Vernichtungslager Auschwitz, polnisch Oswiecim, besuchen. Es könnte keinen bedeutsameren Ort für einen deutschen Papst geben.

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Konzentrationslager Auschwitz Ende Januar 1945Bild: AP
Konzentrationslager Auschwitz in Polen
Auschwitz I 1964Bild: AP

Auschwitz ist der größte Friedhof Europas. Er besteht aus dem Stammlager, genannt Auschwitz I, und dem drei Kilometer entfernten Birkenau, genannt Auschwitz II. Das Stammlager umfasst eine Fläche von 20 Hektar. Birkenau ist 175 Hektar groß. Im Stammlager sind heute noch 28 zweigeschossige Gebäude erhalten. Hier befinden sich Ausstellungen. Sie beginnen mit dem Hinweis darauf, dass Auschwitz nicht einfach ein Museum ist, sondern eben ein Friedhof - wenn auch ohne Gräber.

Halina Jastrzebska ist Historikerin und seit über 20 Jahren Mitarbeiterin im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sie weist auf eine Urne mit Asche: "Den Schätzungen nach kamen im ganzen Lager über eine bis 1,5 Millionen Menschen ums Leben. 90 Prozent davon waren Juden, die zweitgrößte Gruppe Polen, die drittgrößte Gruppe Sinti und Roma. Und die viertgrößte Gruppe waren Russen, vorwiegend russische Kriegsgefangene."

Häftlinge bauten das Lager zur eigenen Vernichtung

In das Stammlager führt ein Tor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei". Durch das Tor zogen die Häftlinge täglich zur Arbeit aus und kehrten abends zurück - wenn sie dazu noch die Kraft hatten und nicht von Aufsehern erschossen oder erschlagen wurden. Auf einem kleinen Platz spielte das Lagerorchester während des Durchgangs Märsche. Die Häftlinge mussten auch das Vernichtungslager Birkenau bauen.

Im Sommer 1941 begannen die Nationalsozialisten, die massenhafte Vernichtung der Juden in die Tat umzusetzen. Auschwitz-Birkenau bekam eine zentrale Rolle zugewiesen. Der Bau der Baracken, der Gaskammern und der vier Krematorien in Birkenau begann im Oktober 1941. Elf Millionen Juden aller Länder Europas sollten umgebracht werden - durch Vergasung mit Zyklon B. In den Gaskammern konnten innerhalb von 25 Minuten etwa 1500 Menschen getötet werden. Die tägliche Kapazität der vier Krematorien in Birkenau lag bei drei- bis viertausend Leichen. Doch diese Kapazitäten reichten nicht aus.

Kinder im Konzentrationslager in Auschwitz, 60 Jahre Gedenktag
Kindern hinter Stacheldraht im Konzentrationslager Auschwitz, Januar 1945.Bild: dpa

Dass man in Birkenau, dem Ort des industrialisierten Massenmords, nur noch Ruinen sieht, hat seinen Grund: Rechtzeitig vor der Befreiung des Lagers versuchten die Nationalsozialisten, ihre Tat zu vertuschen. Man kann heute noch die Ruine der Gaskammer und dem Krematorium II sehen, die von der SS in die Luft gesprengt wurden. Teile des unterirdischen Auskleideraums sind erhalten.Vor den Überresten des Krematoriums gibt es noch Spuren von den Gleisen, auf denen die Leichen mit Wagen in den Ofen geschoben wurden.

Auf dem Gelände von Birkenau befindet sich heute die zentrale Gedenkstätte. Der Hauptteil des Mahnmals hat die Form eines Krematoriumkamins.