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Auschwitz-Besucher geschockt über Sprinkler

31. August 2015

Polen ächzt unter einer Hitzewelle mit 35 Grad Celsius. Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau hat die Idee, mit einer Sprinkleranlage vor dem Eingang für Kühlung zu sorgen. Besucher sind fassungslos.

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Der Eingang zum ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau (Foto: dpa)
Der Eingang zum ehemaligen KZ Auschwitz-BirkenauBild: picture-alliance/dpa

Es sollte eine Möglichkeit der Erfrischung an heißen Sommertagen sein, doch in sozialen Netzwerken ist von einer makabren Pietätlosigkeit die Rede: Im Kurznachrichtendienst Twitter kritisiert etwa Rabbi Steven Burg die "Duschen" in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau als "bizarr, verletzend und geschmacklos".

Israelische Medien berichten von verstörten Reaktionen insbesondere älterer Besucher, die beim Anblick von "Duschköpfen" ebenfalls als Erstes an die Gaskammern des früheren Nazi-Vernichtungslagers gedacht hätten.

Das Internetportal ynetnews.com lässt den Israeli Meyer Bolka zu Wort kommen. Er spricht von einem "Schlag in die Magengrube". Er sei zur Rezeption gegangen und habe die Mitarbeiterin auf die Duschen angesprochen und ihr erklärt, dass sie ihn an die Gaskammern erinnerten. Daraufhin habe sie sich entschuldigt.

Auschwitz-Birkenau gilt als größtes deutsches Konzentrationslager und Symbol des Holocaust der NS-Diktatur. SS-Schergen ermordeten hier während des Zweiten Weltkriegs mehr als eine Million Menschen in den Gaskammern. Den Opfern, vorwiegend Juden, wurde vorgemacht, sie gingen in Duschräume.

Museumsleitung verweist auf Hitze

Pawel Sawicki von der Gedenkstätte, welche die erhalten gebliebenen und rekonstruierten Anlagen der beiden Vernichtungslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau zeigt, begründet die Sprinkleranlage vor dem Eingang mit der anhaltenden Hitzeperiode und Temperaturen um 35 Grad Celsius. "Die Menschen stehen in der prallen Sonne und ohne Möglichkeit, im Schatten Schutz zu suchen. Wir hatten schon Fälle von Ohnmachten unter den Wartenden", sagt er. Das Museum müsse daher "alles tun, um Gesundheitsrisiken zu minimieren".

Auch der Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, versteht die Aufregung nicht. "Ich kann daran nichts Missverständliches finden. Für mich ist das eine menschliche Geste an die Besucher, die auch bei dieser Hitze die Gedenkstätte besuchen", meint er. Er war selbst an diesem Montag in dem Museum.

In den Sommermonaten ist der Besucherandrang besonders groß. Seit zu Jahresbeginn die Sicherheitsmaßnahmen verschärft worden waren, bilden sich vor dem Eingang oft lange Schlangen.

se/jj (dpa, ynetnews.com)