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Seuchengefahr in Indien

3. September 2008

Etwa 100 Tote und eine halbe Million Menschen auf der Flucht - das ist die vorläufige Bilanz der Überschwemmungen in Indien und Nepal. Helfer befürchten jetzt den Ausbruch von Seuchen in den überfüllten Notunterkünften.

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Hubschrauber über dem Überschwemmungsgebbiet in Indien (Quelle: AP)
Land unter in Bihar nach Monsunregen und DeichbruchBild: AP

In einigen der Lager im indischen Bundesstaat Bihar und in Nepal gebe es bereits Fälle von Durchfallerkrankungen und anderen schweren Krankheiten, berichteten Katastrophenhelfer am Dienstag (02.09.2008). Wegen des stehenden Wassers drohten in den nächsten Tagen noch mehr Menschen zu erkranken. Wichtig sei nun, dass die Menschen Zugang zu Toiletten, Trinkwasser und einer medizinischen Grundversorgung erhielten.

Große Teile von Bihar stehen unter Wasser, seitdem schwere Monsunregen und ein großer Deichbruch im benachbarten Nepal den Fluss Kosi vor zwei Wochen über die Ufer treten ließen.

Boot mit Flutopfern und Soldaten (Quelle: AP)
Soldaten befreien die Flutopfer aus den WassermassenBild: AP

Hunderttausende noch hilflos in den Fluten

550.000 Menschen flohen nach Regierungsangaben aus ihren Häusern. Mindestens 100 Menschen kamen bislang in den Fluten um. Die Behörden gehen aber davon aus, dass diese Zahl noch ansteigt, da viele Gebiete derzeit noch nicht zugänglich sind. In vielen Regionen wurden die Brunnen überschwemmt, die normalerweise sauberes Trinkwasser liefern.

Die Rettungsarbeiten in Bihar gehen trotz eines der größten Hilfseinsätze in der indischen Geschichte weiterhin nur schleppend voran. Erst rund die Hälfte der 1,2 Millionen Menschen, die nach den Überflutungen obdachlos geworden sind, wurden bisher in Sicherheit gebracht. Hunderttausende warten jedoch noch immer auf Hilfe.

Hilfspakete und Plünderungen

Die Hilfsorganisation Caritas spricht von kilometerlangen Flüchtlingsströmen, die im strömenden Regen auf den wenigen noch begehbaren Straßen unterwegs seien. Maschinen der Luftwaffe werfen nach Behördenangaben Wasserkanister, Lebensmittelpakete und Decken ab.

Menschengruppe watet durch Wasser (Quelle: AP)
Nur wenige Straßen sind noch begehbarBild: AP

Die betroffene Gegend gilt als extrem arm, selbst für den wirtschaftlich wenig entwickelten Bundesstaat Bihar. Verzweifelte Menschen plünderten in Madhepura ein Lager mit Nahrungsmitteln. Auch Lastwagen mit Hilfsgütern wurden gestoppt und leergeräumt. Die Armee erklärte, sie wolle weitere Soldaten nach Bihar schicken.

Etwa 15 Menschen ertranken, als in der vergangenen Nacht zwei überfüllte Rettungsboote kenterten, die Flutopfer in Notcamps bringen sollten. Unter den Opfern waren auch mehrere Kinder, die von der Strömung mitgerissen wurden.

Kaum Hoffnung auf Entspannung der Lage

Insgesamt sollen mindestens 3,5 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen sein. In Nepal, wo der Kosi entspringt, wurden zehntausende Menschen obdachlos. Die Wassermassen erreichten auch Bihars Nachbarstaaten Uttar Pradesh, West Bengal und Assam.

Hoffnung auf eine Normalisierung der Lage gebe es für die nächsten Wochen nicht, sagte Bihars Regierungschef Nitish Kumar. Die Chancen, dass das Wasser noch in diesem Monat zurückgehe, seien gering.

In Bangladesh traten unterdessen die Flüsse Ganges und Brahmaputra über die Ufer. Mehrere Menschen kamen seit dem Wochenende in Schlammlawinen ums Leben. Die Regenmassen hätten zudem Straßen, Brücken und Schulen zerstört, teilten die Behörden mit. (gri)