Ausbildung von Mikrofinanz-Experten
24. Februar 2010Gepflegte Wege, funktionierende Klimaanlagen, moderne Computer: der Campus der "Université Protestante au Congo" ist im Vergleich zu anderen afrikanischen Universitäten üppig ausgestattet. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften haben hier vor kurzem die ersten Studenten ihr Studium für den Master für Mikrofinanz aufgenommen. Der erste Masterstudiengang in diesem Bereich im französischsprachigen Afrika wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert.
Mehr als Statistiken und Bilanzen
Das neue Zentrum für Mikrofinanz ist Teil des DAAD-Förderprogramms "African Excellence". Entsprechende Fachzentren gibt es bereits in Ghana, Südafrika, Tansania und Namibia. Alle Zentren haben einen deutschen Partner. Im Kongo ist es die "Frankfurt School of Finance and Management". Die Studenten kommen aus allen Teilen der Demokratischen Republik Kongo, aber auch aus anderen frankophonen Ländern wie Ruanda, Burundi oder der Republik Kongo. Im Masterstudiengang Mikrofinanz sollen die Studenten mehr lernen als Statistiken und Bilanzen.
Wege aus der Armut
"Mehr als drei Milliarden Menschen in aller Welt sind vom Finanzsektor ausgeschlossen, weil herkömmliche Banken keine Dienstleistungen für Kunden mit wenig Bargeld erbringen", sagt Professor Udo Steffens, Präsident der Frankfurter Finanzhochschule. Die meisten dieser Menschen hätten kaum eine Chance ohne Startfinanzierung der Armut zu entkommen, selbst wenn sie eine gute Idee zur Selbstständigkeit hätten. Bisher waren es vor allem Hilfsorganisationen, die mit Mikrokrediten Kleinbauern, alleinerziehenden Müttern, oder Handwerkern in Entwicklungsländern einen Ausweg aus der Armut ermöglichten. Und die Erfahrung zeigt: viele der finanzierten Projekte entwickeln sich erfolgreich, viele Kreditnehmer zahlen das Geld deutlich vor Ablauf der Frist zurück.
Experten gefragt
Mittlerweile haben auch Banken in Afrika damit begonnen, sich dem bisher vernachlässigten Kundenkreis zuzuwenden. Aber selbst dort, wo der Wille ist, fehle oft das nötige Know how, schildert Barbara Mück vom DAAD die Situation in vielen Kreditinstitutionen. Der neue Studiengang soll hier eine Lücke schließen. Es bestehe ein hoher Bedarf an Fachleuten, die sich mit Mikrofinanzierung auskennen. Zumal die Betreuung der Kreditnehmer sehr intensiv sei. Viele Kunden zahlten ihre Kleinkredite in wöchentlichen oder 14-tägigen Abständen ab. Das heißt für die Studenten, dass sie sich auf Menschen in Lebensverhältnissen einstellen müssen, die ihnen bisher völlig fremd waren. Denn die meisten Studenten kommen aus privilegierten Bevölkerungsschichten. Das gibt auch der Universitätsdirektor Daniel Ngoy aus Kinshasa zu. Schüler auf dem Land hätten kaum Chancen je an einer Hochschule zu studieren. Umso wichtiger sei es, dass sich die Studenten des Masterstudiengangs für Mikrofinanz ihrer sozialen Verantwortung bewusst würden.
Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, epd)
Redaktion: Klaudia Pape