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Ausbilder und Lehrer an den Militärhochschulen in Polen von Entlassungswelle bedroht

21. November 2002

- An den Militärakademien sollen zivile Studenten zugelassen werden

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Warschau, 21.11.2002, RZECZPOSPOLITA, poln., Zbigniew Lentowicz

Fast 7 000 Berufsoldaten, vor allem Offiziere werden bald gezwungen sein, ihre Militäruniform abzulegen. Mindestens die Hälfte der Armeeangehörigen, die aus dem Heer entlassen werden sollen, werden als Ausbilder oder Lehrer eingesetzt. Das Verteidigungsministerium erklärt, dass es in diesem Ressort sowohl an Geld als auch an Platz für die Unterhaltung einer Armee von Ausbildern mangelt, deren Zahl die Anzahl der Schüler erheblich übersteigt.

"Unsere Armee, der fast eine halbe Million Soldaten angehören, müsste auf 150 000 Soldaten reduziert werden", sagt Piotr Urbankowski, Vizeminister im Verteidigungsministerium und fügt hinzu: "Von dem Stellenabbau wurden bisher die Militärschulen ausgenommen, und wir wissen auch genau warum: Das ist eine Hochburg für gute - und im Hinblick auf das Heer - sogar komfortable Posten.

Er rechnete aus, dass sich die Zahl der militärischen und zivilen Lehrer innerhalb des polnischen Heeres auf etwa 12 000 Personen beläuft. Sie unterrichten aber nur 3 000 Soldaten. "Als Ausbilder werden ungefähr zehn Prozent des ganzen Armeebestandes eingesetzt. Dieses Verhältnis ist inakzeptabel," sagt Piotr Urbankowski.

Noch vor einigen Jahren finanzierte das Verteidigungsministerium die Akademie für Militärärzte in Lodz, obwohl die Armee nur imstande war, fünf bis sieben neue Ärzte pro Jahr zu beschäftigen.

Nach dem Jahr 2008 wird die Armee höchstens 600 neue Offiziere pro Jahr brauchen. Auf diesen Bedarf sollte sie sich aber schon heute vorbereiten. Bisher hat das Verteidigungsministerium die Aufnahme neuer Studenten an den Militärakademien gestoppt. Neue Kadetten werden lediglich an der Akademie der Kriegsmarine aufgenommen. In diesem Jahr wurden dort 90 Personen aufgenommen. Auch für nächstes Jahr wurde bereits vom Ministerium angekündigt, an den insgesamt fünf Militärakademien keine neuen Studenten mehr aufzunehmen.

Die von Entlassungen bedrohten Ausbilder suchen natürlich nach Verbündeten. Die Vorschläge des Verteidigungsministeriums bezüglich der Änderungen an den Militärhochschulen wurden letzte Woche von Sejmabgeordneten scharf kritisiert. Sie bezeichneten die Ideen des Verteidigungsministeriums, die Militärhochschulen für zivile Studenten zu öffnen, als einen Versuch, die beste Militärtradition der polnischen Armee zu ruinieren. Die Verteidigung der Militärhochschule Technische Akademie (WAT) übernahm die Abgeordnete Izabella Sierawska, die diese Hochschule als elitäres polnisches West Point bezeichnete. (...)

Aber gerade das Beispiel dieser Hochschule eignet sich, die Mängel der polnischen Militärausbildung aufzuzeigen. Da das Heer unter einem Überschuss von Offizieren leidet und das Verteidigungsministerium keinen Überschuss "produzieren" will, wurde die Aufnahme neuer Leute gestoppt. Aufgrund eines Abkommens zwischen dem Verteidigungs- und dem Kultusminister wurden etwa 500 zivile Studenten für das erste Semester an dieser Hochschule aufgenommen. Obwohl diese Studenten eine Militärhochschule absolvieren werden, haben sie keinerlei Verpflichtungen gegenüber dem Verteidigungsministerium.

"Erst Anfang 2008, wenn sich die personelle Situation stabilisiert, werden wir im Höchstfall 70 neue Absolventen dieser Hochschule brauchen", sagt General Zbigniew Jablonski, Leiter der Personal- und Bildungsabteilung beim Verteidigungsministerium und fügt hinzu: "Die Zeit, in der wir an dieser Hochschule 1200 neue Unteroffiziere aufgenommen haben, wird niemals zurückkehren".

Das Ministerium beabsichtigt, die Voraussetzungen für einen flüssigen Übergang an dieser Hochschule zu schaffen, um auch zivile Studenten ausbilden zu können (...) "Nur auf diese Weise werden wir imstande sein, die Militärverdienste dieser Hochschule aufrechtzuerhalten" erklärte Vizeminister Piotr Urbankowski (...) (Sta)