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Aus für Russen bei Paralympics in Rio

Calle Kops dpa
7. August 2016

Das Internationale Paralympische Komitee sieht in der Affäre um vermeintliches Staatsdoping die Kollektivstrafe als unausweichlich an - anders als zuvor das IOC für Olympia.

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Russland Fechten Paralympics 2016
Bild: picture-alliance/dpa/V. Gerdo

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat mit aller Härte durchgegriffen und alle russischen Behindertensportler für die Sommerspiele in Rio de Janeiro gesperrt. Im Gegensatz zum gnädigen IOC entschloss sich das IPC in der Affäre um vermeintliches Staatsdoping am Sonntag für einen Komplett-Bann der Athleten aus Russland. "Das System in Russland ist korrupt", lautete das knallharte Urteil von IPC-Chef Philip Craven.

Das IPC hatte noch vor seiner Verkündung weitere Informationen des kanadischen Juristen Richard McLaren erhalten, der die Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zum vermeintlichen Staatsdoping leitete. Seine Ermittlungen ließen dem IPC aus dessen Sicht nun keine andere Wahl als die Kollektivstrafe für die Russen bei den Paralympics vom 7. bis 18. September.

"Dunkelste Momente des Sports"

Russland reagierte mit Empörung auf die Entscheidung und kündigte einen Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an. "Der McLaren-Report markierte meiner Ansicht nach und auch der Ansicht des IPC-Vorstands nach einen der dunkelsten Momente des Sports", sagte Craven. Russland sei "nicht in der Lage, dem Anti-Doping-Code des IPC und dem Anti-Doping der WADA zu entsprechen."

Im Gegensatz zum IPC hatte das Internationale Olympische Komitee Ende Juli noch auf einen historischen Komplett-Bann verzichtet. Stattdessen nahm das Gremium die internationalen Sommersportverbände in die Pflicht, nach strengen Auflagen über Ausschluss oder Start der Russen zu entscheiden. "Das ist deren Entscheidung", sagte IOC-Sprecher Mark Adams zum IPC-Beschluss. "Der russische Verband war in die Sotschi-Ereignisse verwickelt, und das wiegt am schwersten." Ihn überrasche ein kompletter Ausschluss nicht.

Weitere Nachkontrollen von Sotschi?

IPC-Chef Philip Craven im Poträt (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
IPC-Chef Philip Craven beweist RückgratBild: picture-alliance/dpa

Das Votum des IPC fiel einstimmig. "Die Entscheidung ist nicht gegen einzelne Sportler gerichtet, sondern dagegen, dass der russische Verband seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann", ergänzte Craven. Zugleich wolle sein Verband die Nachkontrollen aller russischen Proben von Sotschi veranlassen, kündigte der Brite an.

Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hatte Craven und das IPC bestärkt. "Damit setzt der Paralympische Sport ein klares Zeichen und zeigt, dass im Gegensatz zum IOC die Null-Toleranz-Politik in der Dopingbekämpfung des Paralympischen Sports keine leere Worthülse ist", hieß es in einer Mitteilung des Verbandes.

"Doping auf dem höchsten Level"

Der McLaren-Report hatte hohe Wellen geschlagen. Dem Dossier zufolge waren im Zusammenhang mit den Winterspielen in Sotschi nicht nur Dopingproben von Olympia-Teilnehmern, sondern auch von Paralympics-Startern manipuliert wurden. Das IPC hatte die Namen von 35 Sportlern erhalten, die in Verbindung mit verschwundenen positiven Dopingproben aus dem Moskauer Kontrolllabor stehen sollen. Am Samstag wurden zehn weitere Proben von neun Sportlern vom McLaren-Team vorgelegt.

"Der Report hat einen unvorstellbaren Umfang an institutionellem Doping im russischen Sport aufgedeckt, das auf dem höchsten Level gesteuert wurde. McLarens Erkenntnisse sind eine ernsthafte Besorgnis für alle, die sich einem sauberen und ehrlichen Sport verpflichtet fühlen", hatte Craven erklärt. Bei den Winter-Paralympics 2014 hatte der Gastgeber die Nationenwertung haushoch gewonnen. Mit 30 Gold-, 28 Silber- und 22 Bronzemedaillen heimsten russische Sportler eine bei Winterspielen nie zuvor erreichte Anzahl an Plaketten ein. Rio de Janeiro findet nun ohne Russlands Athleten statt.

ck/jhr (dpa)