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Aufschwung der Beziehungen zwischen Pakistan und USA

11. November 2001

Aufhebung der US-amerikanischen Sanktionen wird in Islamabad begrüßt.

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Pakistanische Offizielle haben am Sonntag (23.9.) den Beschluss Präsident George W. Bushs begrüßt, einen Teil der Sanktionen aufzuheben, die seit Jahren gegen dieses Land in Kraft sind: Gemeint sind die Sanktionen wegen Pakistans Atomtests im Mai 1998, die das Land weitgehend von fremder Wirtschafts- und Finanzhilfe abgeschnitten und maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich Auslandsschulden in Höhe von 30 Milliarden Dollar angehäuft haben. Die Rückzahlung dieser Schulden frisst alleine schon fast die Hälfte des Staatshaushaltes auf und umso schwieriger gestaltet sich der Versuch Pervez Musharrafs, tatsächlich Reformen durchzuführen und die Zustände im Land wieder zu normalisieren. So sehr dies auch alle anderen vor ihm versprochen - und nicht eingehalten - hatten: Unter den bisherigen Umständen ist diese Aufgabe ohne ausländische Hilfe nicht zu bewältigen.

Skeptiker überzeugen

In offiziellen Kreisen Islamabads ist man natürlich auch zufrieden, weil die Aufhebung der Sanktionen es leichter machen wird, gegenüber Skeptikern in der Bevölkerung die Vorteile der Hinwendung Musharrafs zu den USA zu verkaufen. Wenn die Bevölkerung zu spüren beginnt, dass dieser Schritt sich auch für sie selbst positiv auszuwirken beginnt, dann dürfte sich die Zahl der Gegner dieser Politik auch weiterhin in Grenzen halten.

Andere Skeptiker in Pakistan weisen aber darauf hin, dass die Öffnung der USA möglicherweise nur von kurzer Dauer ist: Schon in der Vergangenheit habe Washington Pakistan immer dann mit allem unterstützt, wenn ihm dies aus strategischen Gründen ins Konzept passte. Dann aber habe man Pakistan auch ebenso schnell wieder fallen gelassen. So war die Zusammenarbeit besonders eng, solange die Sowjets in Afghanistan standen. Danach aber verschlechterten die Beziehungen sich zunehmend.

Was kostet der Aufschwung?

Im Augenblick jedenfalls befinden sich die gegenseitigen Beziehungen sich ganz im Aufschwung. Wobei bisher nicht klar ist, welchen Preis Pakistan dafür zahlen soll oder zu zahlen bereit ist. Dies ist Gegenstand der Verhandlungen, die an diesem Wochenende mit einer Delegation des Pentagon aufgenommen worden sein sollen. Neben Überflugrechten für die amerikanische Luftwaffe sind bestimmte Rechte für die US-Marine in Karachi und die Einrichtung vorübergehender Stützpunkte, auch die Nutzung pakistanischer Militärbasen im Gespräch. Auf jeden Fall aber wird Washington fordern, dass der pakistanische Geheimdienst ISI seine reichen Informationen über Afghanistan und die Taliban zur Verfügung stellt. Informationen, wie sie wohl kein anderer Geheimdienst hat, weil Pakistan bisher eng mit den Taliban zusammengearbeitet hat.

Diese enge Zusammenarbeit war bisher zusätzlicher Grund zur Kritik an Islamabad, Pakistan versucht nun aber, dies als positiv hinzustellen: Nur so und auch durch die Aufrechterhaltung der diplomatischen Beziehungen habe man wenigstens noch eine geringe Chance, Einfluss auf die Taliban auszuüben. Der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums, Riaz Muhammad Khan, erklärte am Samstag (22.9.) vor der Presse:

"Diese Botschaft ist ein nützliches Fenster für die Taliban zum Rest der Welt."

Taliban isoliert

Einfluss auf die Taliban auszuüben, dürfte freilich ein frommer Wunsch bleiben: Die Taliban sind inzwischen völlig isoliert: Die Vereinigten Arabischen Emirate haben ihre Beziehungen am Samstag abgebrochen, die Saudis haben ihre schon längst auf ein Minimum heruntergefahren und Pakistan hat seine Diplomaten zurückgerufen.

Und der Ring zieht sich immer enger zusammen: Amerikanische Bomber sind in Uzbekistan gelandet, die Türkei hat ihre Unterstützung zugesagt und selbst wenn Saudi-Arabien dagegen ist, dass die Operation von seinem Territorium aus kommandiert wird: US-Kriegsschiffe und Flugzeugträger nähern sich er Region. Ebenso britische Kriegsschiffe, die offiziell zu einem lange geplanten Manöver mit Oman eingesetzt sind, sich aber auch an der geplanten Aktion beteiligen könnten.

Das verschiedentlich gemeldete Eintreffen einer deutschen Spezialeinheit in Islamabad hingegen dürfte journalistischer Phantasie entsprungen sein: Hier ist nur eine Verstärkung zum Schutz der Botschaft und zur Begleitung der für den Notfall geplanten Evakuierung deutscher Staatsbürger eingetroffen.