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Aufschrei nach königlicher Elefantenjagd

16. April 2012

Der spanische Monarch Juan Carlos vergnügt sich in Afrika bei der Elefantenjagd und provoziert damit gleich doppelt massive Empörung: Bei Tierschützern in aller Welt und bei vielen Politikern im eigenen Land.

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Ein Elefant kreuzt den Weg eines Geländewagens (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Seine extravagante Safari war erst durch einen Unfall publik geworden, seitdem wird die Kritik am König immer lauter: Der 74-jährige Juan Carlos hatte sich in einem Camp im südafrikanischen Botswana die Hüfte gebrochen, damit aber weniger Mitleid als Häme und Polemik ausgelöst.

Alltäglicher Luxus, alltägliches Elend

Angesichts von Schuldenkrise, Druck der Finanzmärkte, Rekordarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit der Jugend ging ein Aufschrei durch Politik und Gesellschaft in Spanien. Der Monarch hat mit seinem teuren und zweifelhaften Luxus-Hobby innerhalb weniger Tage viel von seiner Popularität verspielt. Er ist leidenschaftlicher Jäger, sowie ein Segel- und Skifreund.

Die Umweltorganisation WWF legte dem Monarchen nahe, sein Amt als Ehrenpräsident des Verbandes in Spanien abzugeben. Nach TV-Berichten will laut Juan Carlos nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus am Freitag mit Ministerpräsident Mariano Rajoy das weitere Vorgehen beraten. Der spanische WWF forderte in einem offenen Brief an das Königshaus einen schnellstmöglichen Gesprächstermin. Man wolle zudem eine Petition mit tausenden Unterschriften überreichen, in der Juan Carlos aufgefordert wird, das WWF-Ehrenamt niederzulegen, teilte das Generalsekretariat des WWF in Madrid mit. Eine Internet-Initiative zur Absetzung unterzeichneten bis Montagnachmittag mehr als 45.000 Menschen.

Juan Carlos mit Sofia (Foto: Reuters)
Sympathien verspielt: Juan CarlosBild: Reuters

Der WWF Deutschland forderte den König direkt auf, sein Ehrenamt niederlegen, wie Sprecher Roland Gramling in Berlin erklärte. Man gehe von einer Trophäenjagd aus, die zwar legal sei, aber unpassend für einen WWF-Ehrenpräsidenten.

Bardot: "Mörderische Reisen"

Die französische Tierschützerin Brigitte Bardot (77) schrieb dem König einen bitterbösen Brief und verglich ihn mit Wilderern. Dies sei "widerlich und unwürdig für eine Person Ihres Ranges", heißt es in dem von Bardots Stiftung verbreiteten Schreiben.

Die aufgebrachte, engagierte frühere Filmdiva wörtlich: "Ihre Majestät, ich wünsche Ihnen keine zügige Genesung, wenn dies dazu führt, dass sie Ihre mörderischen Reisen nach Afrika oder anderswohin fortsetzen, aber ich hoffe, dass dieser Sturz Ihre Gedankenwelt wieder in Ordnung bringt."

Brigitte Bardot (Foto: dpa)
Eine radikale Tierschützerin: Brigitte BardotBild: picture-alliance/ dpa

In der spanischen Presse wurde dem König Verantwortungslosigkeit und Gefühllosigkeit vorgeworfen. So spricht zum Beispiel die rechtsliberale Zeitung "El Mundo" von einer "unverantwortlichen Reise, die zum falschen Zeitpunkt stattgefunden hat". Der linke Parlamentarier Gaspar Llamazares meinte, das Königshaus habe mit dem Jagdausflug gezeigt, dass es ihm an Sensibilität fehle in einer Zeit, in der viele Spanier nicht wüssten, wie die Zukunft ihrer Kinder aussehen werde.

Der Regierungschef des spanischen Baskenlandes, Patxi Lopez, sagte, "es wäre nicht schlecht", wenn der König sich bei den Bürgern entschuldigen würde. Der Chef der Sozialisten in Madrid, Tomás Gómez, ging in seiner Kritik noch weiter und rief den König dazu auf, er solle seiner Verantwortung als Staatschef nachkommen oder abdanken.

"Trophäenjagd kann sinnvoll sein"

"Auch wenn es für manche Naturschützer schwer nachvollziehbar ist: Die Trophäenjagd - sofern sie der Arterhaltung und dem Naturschutz dient - kann unter strengen Voraussetzungen sinnvoll sein", erläuterte der WWF. Die relativ hohen Abschussgebühren - laut WWF werden pro erlegtem Tier etwa 20.000 Euro fällig - müssten dabei aber der regionalen Bevölkerung und dem Naturschutz zu Gute kommen. 2011 seien in Botswana im Zuge einer "regulierten und nachhaltigen Trophäenjagd" etwa 400 Elefanten erlegt worden. Gleichzeitig bleibe die Wilderei ein enormes Problem: Laut Naturschützern werden in Afrika jährlich etwa 12.000 Elefanten illegal abgeschossen.

SC/wa (dpa, afpe, rtre)