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Auf Wiedersehen Ally!

Kay-Alexander Scholz22. Mai 2002

Nach fünf Jahren und 111 Episoden flimmerte nun die letzte Episode aus der Kanzlei Cage&Fish über die amerikanischen Bildschirme. Damit verschwindet ein Stück Lebenskultur - Bekenntnisse eines Ally-Narren.

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In der Rolle der neurotischen Anwältin wurde Calista Flockhart weltberühmtBild: AP

Das erste Mal wurde "Ally McBeal" 1997 im deutschen Fernsehen präsentiert. Eine Anwaltsserie hieß es im Fernsehprogramm. Das klang nicht wirklich spannend. Und so verpaßte ich die gesamte erste Staffel der Serie. Bis mich dann andere angehende "thirty somethings" wieder an die Serie erinnerten.

Ja, und seitdem gab‘s kaum einen Dienstag ohne Ally. Warum?

Das Gesetz der Serie besagt, das etwas wiederkommt. In diesem Fall zunächst einmal das gemeinsame TV-Erlebnis mit anderen Serien-Liebhabern, die man schon aus anderen Couchpotato-Konstellationen ("Beverly Hills", "Melrose Place") kannte.

Yuppie ade!

Die TV-Figuren Ally, John, Richard und Co. waren erfolgreich im Job – das wollten wir auch sein. Und: sie hatten eine oder besser gleich mehrere "Meisen". Ally, gespielt von Calista Flockhart, hatte Halluzinationen und mußte vor einem Sperr werfenden Terrorbaby fliehen. Seniorpartner John (Peter MacNicol) baute sein Selbstbewußtsein mit einer Lächeltherapie auf oder sang sich auf dem Unisex-Klo mit einem Barry-White-Song Mut zu. Richard (Greg Germann) hatte eine sexuelle Option für Kehllappen bei Frauen über 40 und durfte deshalb schon mal der ehemaligen Justizsenatorin Janet Reno (eine Senatorin als Seriengast!) an die Gurgel gehen.

Die Fernseh-Kinder

Die Figuren lebten dank ihrer bizarren Eigenheiten und ihrem "kindischen" Verhalten, das sie sich durch alle Eliteschulen hindurch bewahrt hatten. Der "professionelle" Ernst der Yuppie-Generation schien überwunden. Eine der schönsten Folgen endete mit einer fiktiven Rückblende und man sah die Kanzlei-Mannschaft als Gruppe von Halbwüchsigen - für kurze Zeit tauchten die "Peanuts" im (TV-)Gedächtnis auf.

Buchcover: Kullmann - Generation Ally
Buchcover: Katja Kullmann - Generation Ally

"Ally" wurde zum Symbol einer ganzen Generation, die gerade lernen musste, Verantwortung zu übernehmen. Tausende nahmen diese Projektionen dankbar an. In deutschen Großstädten fanden "Ally"-Partys statt. Ein Buch über die "Generation Ally" schaffte den Sprung auf die Bestseller-Liste. Die "Allymania" machte die Runde.

Lachen, nicht auslachen

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Serie "Ally Mc Beal" war ein Spiegelbild des liberalen Amerika unter Bill Clinton. Taube Lesben, dickleibige Richterinnen, Stotterer und Fuß-Fetischisten fanden in der Kanzlei Cage&Fish einen Anwalt für ihre Rechte. Gerechtigkeit war das Maß der Dinge. Und da die Anwälte selber gehörige Macken hatten, blieb der Begriff "Außenseiter" immer im subjektiven Blickwinkel hängen.

Das Ende

Abschied für Ally McBeal
Szenenfoto aus der letzen "Ally"-FolgeBild: AP

Das Finale endete in der letzten Folge mit einer Hochzeit. Zum Glück war es nicht die von "Ally", weil diese Figur soll auf ewig als Suchende in unserem Gedächtnis bleiben - als einsamer Cowboy, der mit Strickmütze und überlangen Mantelärmeln durch die nächtlichen Straßen von Boston zieht. Diese immer wiederkehrende Einstellung war traurig, aber schön und hoffnungsvoll, da die Fortsetzung eine Woche später folgte.

In der Abschiedsfolge zog Drehbuchautor David E. Kelley nochmal alle Register: Die besten Fantasie-Sequenzen wurden im Rückblick gezeigt. Das computeranimierte Baby durfte wieder tanzen, diesmal allerdings in Gestalt von Hillary und Bill Clinton – gute alte Zeiten. Und Ally sagte "Goodbye", machte Schluss mit ihrer Karriere und zog mit ihrer zehnjährigen Film-Tochter nach New York – obwohl der Begriff "Tochter" in diesem Fall nicht hundertprozentig zutreffend ist. Maddie ist das "Ergebnis" einer von Ally gespendeten Eizelle. Ein typischer Fall für "Ally".

In letzter Zeit war das "Ally"-Fieber in den USA etwas zurück gegangen. Die Serie wurde deshalb abgesetzt. In Deutschland läuft das Finale - mit zeitlicher Verzögerung - erst im Frühjahr 2003 ... ein Abschied auf Raten also.