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Auf Heller und Pfennig

27. Februar 2002

Bald ist sie museumsreif, die gute alte D-Mark. Im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main wird aber nicht nur die Geschichte der Mark dokumentiert.

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Bundespräsident Rau mit DM-GedenkmünzeBild: AP
Bevor in Deutschland in den Jahren zwischen 1871 und 1876 die Mark in Umlauf kam, gab es an die 300 verschiedenen Geldzeichen. Dazu mischten sich ausländische Münzen, die gleichfalls als Zahlungsmittel gültig waren. "Im Süden rechnete man nach Gulden und Kreutzern, im Norden nach Talern und Groschen, in Hamburg und Lübeck nach Marken und Schillingen, in Mecklenburg auch nach Talern, und das alles zusammen zu bringen, das waren die großen Leistungen des Kaiserreichs", sagt Christian Erb, der als Historiker für das Frankfurter Geldmuseum der Deutschen Bundesbank arbeitet.

Währungen im Übergang

Bislang stand Europa vor einer ähnlichen Situation: im Süden rechnete man mit Lira und Peseten, im Norden mit Öre, in Mitteleuropa mit Mark und Schilling. Parallelen und Unterschiede der heutigen und damaligen Währungsumstellungen sind in Frankfurt nachzuvollziehen. "Währungen im Übergang" heißt die Sonderausstellung des Geldmuseums. Sie skizziert die Geschichte der Deutschen. In Vitrinen finden sich diverse alte Münzen, auf Stellwänden die Abbildungen farbenprächtiger Guldenscheine, die mit dicken Putten geschmückt sind. Eine Menge erfährt der Besucher auch darüber, wie die D-Mark in ihren Kinderjahren vom Volk aufgenommen wurde. Dabei zeigt sich, dass die Probleme, die im Währungsübergang auftreten, die gleichen geblieben sind.

Angst vor Preiserhöhungen, mühsames Umrechnen sind Beispiele für solche Grundprobleme. So nutzte etwa die deutsche Post 1871 die Einführung der einheitlichen Währung, um die Gebühren anzugleichen: Das sorgte in einigen Regionen für Freude, in anderen dagegen empörten sich die Bürger. Im Großen und Ganzen jedoch überwogen damals freudige Stimmen, vor allen Dingen unter den Händlern.

Informationsmängel

In der Regel hatten solche Münzen ihren Nominalwert längst verloren. Sie waren abgegriffen oder durchlöchert, denn wer pfiffig war, schabte Goldstaub aus den Stücken heraus. Der wurde dann verkauft, die Münze zum Nominalwert weitergegeben. Alle Friedrichd'or, Schillinge, Gulden, Kreutzer, Taler und Marken wurden deswegen im Laufe von sechs Jahren aus dem Verkehr gezogen. An sich kein Problem, doch es gab keine einheitlichen Umtauschfristen und auch kein ausgebautes Informationssystem. So konnte es passieren, dass brave Bürger ihren Sparstrumpf nicht termingerecht eintauschten.

Eine so aufwendige Währungsunion ist für das Europa des 19. Jahrhunderts nicht typisch. Die meisten Länder hatten den Schritt bereits seit Jahrhunderten vollzogen. Deutschland war ein Gebilde aus vielen einzelnen Staaten, die alle ihre einzelne Währungshoheit hatten. In Frankreich dagegen hatten die einzelnen Provinzen nicht ihre Währungshoheit, deswegen gab es die französische Währungseinheit eigentlich schon seit dem Mittelalter."

Wesentliche größere Akzeptanz

Nun, über einhundert Jahre später, ist wieder alles auf den Kopf gestellt worden. Aufwendige Werbekampagnen haben jedoch verhindert, dass wieder Menschen nicht ausreichend informiert wurden. Die Bundesbank hatte Meinungsumfragen in Auftrag gegeben und festgestellt: Der Euro erfreut sich zunehmend größerer Akzeptanz. Es ist das erste Mal in einem großen europäischen Raum, dass man eine Währung hat, ein Zahlungsmittel, mit denen man überall bezahlen kann.

Autorin: Johanna Tünsch
Redaktion: Wim Abbink