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Österreichische Fußballfans machen sich rar

9. Juni 2008

Die ausländischen Fußballfans beherrschen derzeit das Geschehen in der Klagenfurter City. Die Einwohner der Stadt sind, so scheint es, geflüchtet.

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Deutsche und polnische Fans feiern gemeinsam in Klagenfurt.Bild: DW/Arnulf Böttcher

Man stelle sich vor, es ist Fußball-Europameisterschaft, doch der Bürger aus der Host-City Klagenfurt: Er ist in diesen Tagen nur schwer zu finden. Dafür prägen vor allem kroatische, deutsche und polnischer Fans in ihrem bunten Outfit das Stadtbild. Wo sind sie also, die Anhänger Austrias? „Der österreichische Fußball-Fan ist mir auch noch nicht über den Weg gelaufen. Ich glaube, die Stadt ist einheimisch ausgestorben", meint eine junge Frau, die Schmuck auf der Fanmeile anbietet. Auch als das erste Spiel des Gastgebers gegen Kroatien auf Großbildleinwänden in Klagenfurt zu sehen ist, sind einheimische Fans in der Unterzahl. „Die Klagenfurter sind nicht so motiviert von der Fußball-EM, zumindest die Innenstadtbewohner", antwortet der Kellner vom nahegelegenen Bierstand auf die Frage nach einer möglichen EM-Euphorie.

Der Kärntner liebt die Ruhe

Über die Ursachen für die Zurückhaltung gibt es in der Landeshauptstadt von Kärnten unterschiedliche Mutmaßungen: Nach Ansicht des Kellners sind die Kärntner ein wenig abgehoben: „Trubel und so was haben die nicht gerne. Sie leiben die Ruhe und Zweisamkeit." Und daher sind nicht wenige Städter zu Verwandten geflohen oder in Urlaub gefahren. Schuld seien aber auch die Medien, meint die Schmuckverkäuferin: „Die Presse hat für Panikmache gesorgt, weil die Polen und die Deutschen so böse sein sollen."

Deutsche Polizisten sorgen für Ordnung

Doch zum Glück sind gut 2.500 Polizisten in der Stadt, darunter viele deutsche Kollegen. Und die nahmen am Sonntag bei Ausschreitungen 157 Personen fest, die meisten davon waren deutsche Hooligans. Sachschäden aber gab es so gut wie gar nicht. Der Dank gebührt vor allem den deutschen Einsatzkräften. „Wir werden von der deutschen Polizei gut beschützt. Wir sind froh, dass die links und rechts stationiert sind und dass die so präsent sind." Die Polizei konnte allerdings nicht dem österreichischen Nationalteam helfen, das gegen Kroatien mit 0:1 verlor. Die wenigen unverdrossenen einheimischen Fans zeigten sich aber eher nicht enttäuscht, „weil wir gar nicht so schlecht waren. Also, es hätte viel schlimmer sein können. Auf jeden Fall verstehen sich die Leute alle ganz gut. Und das ist ja auch das Wichtigste." Und ganz sicher: Nach der EM im Sommer kommt auch wieder eine andere Jahreszeit, wie der Kellner klarstellt: „Wir erwarten uns nicht viel von der EM und dementsprechend ist die Stimmung. Es geht erst im Winter wieder los mit den Abfahrtsrennen."

Zwei österreichische Fußball Fans in Klagenfurt
Eher selten zu sehen: Österreichische Fußball-Fans in Klagenfurt.Bild: DW/Arnulf Böttcher