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Auch gegen Irak?

11. November 2001

Einigkeit zu zeigen, ist in der Krise nach den Terrorattacken auf New York und Washington für die US-Regierung wichtiger als zuvor.

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Nach außen hin ist das bisher auch gelungen, aber hinter verschlossenen Türen soll es während der Strategietreffen in Camp David und im Weißen Haus hoch her gehen, berichten die New York Times und USA Today. Beamte aus der Administration erklärten, es hätten sich zwei Lager gebildet, die um die Frage streiten, wie breit der Krieg gegen den Terrorismus angelegt werden soll und ob der Irak in die Liste der Ziele eingeschlossen werden soll.

Falken

Das eine Lager bilden Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, sein Stellvertreter Paul Wolfowitz und Vize-Präsident Dick Cheney. Die konservativen Vertreter plädieren dafür, auch den Irak anzugreifen und den irakischen Machthaber Saddam Hussein zu beseitigen. Nicht nur Cheney, der im Golfkrieg Verteidigungsminister war, hat mit Hussein noch eine Rechnung offen, sondern auch viele andere Experten argumentieren: der Irak sei Sponsor von Terrorgruppen und entwickle weiter Massenvernichtungswaffen. Der frühere CIA-Direktor James Woolsey sagte in Interviews, es gebe eindeutige Verbindungen zwischen dem Irak und dem Bombenattentat auf das World Trade Center im Jahre 1993. Einer der Selbstmord-Terroristen vom 11. September soll sich außerdem mit dem irakischen Geheimdienst in Europa getroffen haben. Selbst Dick Cheney gestand in einer Fernsehtalkshow aber zu, dass es keine direkten Beweise gebe, dass Saddam Hussein mit den Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon zu tun habe.

Tauben

Das andere Lager bilden Außenminister Colin Powell und seine hohen Beamten. Sie argumentieren, die internationale Koalition zur Bekämpfung des Terrorismus würde zerbrechen, wenn man auch auf den Irak ziele. Für militärische Schläge in Afghanistan gegen das Terrornetzwerk von Osama bin Laden glaubt Colin Powell eine ausreichende diplomatische Basis geschaffen zu haben. "Wenn wir jetzt den Irak und andere Staaten angreifen, haben wir keine Chance mit den rund 60 Staaten zu kooperieren, in denen Terrorzellen existieren sollen", heißt es aus dem Außenministerium. Powell sagte am Donnerstag (20.9.) zum ersten Mal öffentlich, dass er erst gegen das Netzwerk bin Ladens vorgehen und danach den Kampf gegen Terrorismus ausweiten wolle. Powell, der im Golfkrieg Generalstabschef war, galt schon 1991 eher als zögerlich. Er soll sich gegen den Einsatz von Bodentruppen im Irak ausgesprochen haben.

Der Falke unter den Konservativen, Paul Wolfowitz aus dem Pentagon, hatte in diesen Tagen davon gesprochen, Staaten, die Terroristen unterstützen sollten "aufgelöst" werden. Außenminister Powell korrigierte Wolfowitz in einer Pressekonferenz. Es ging darum, den Terrorismus "aufzulösen" und Staaten nachdrücklich zu überzeugen, dass es das Beste ist, sich auf die Seite der USA zu stellen. Welchem Lager US-Präsident George W. Bush zuneigt ist unklar. In seiner Rede vor dem Kongress zumindest erwähnte Bush den Irak nicht, sondern sprach allgemein von Staaten, die Terroristen Unterschlupf gewähren.