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Mogadischu-Attentäter aus Deutschland

28. Juli 2015

Der jüngste Selbstmordanschlag in der somalischen Hauptstadt mit 15 Toten soll auf das Konto eines Islamisten gehen, der einige Zeit in Deutschland gelebt hat. Er soll zur Bonner Islamisten-Szene gehört haben.

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Zerstörungen am Jazeera Palace Hotel in Mogadischu (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Y. Warsame

2012 sei der Mann aus Deutschland ausgereist - zunächst wohl nach Ägypten und später weiter nach Somalia, hieß es aus deutschen Sicherheitskreisen. Es gebe Hinweise darauf, dass er zur Bonner Islamisten-Szene gehört habe. Den Angaben zufolge wurde der Mann 1985 in Libyen geboren und hatte die somalische und libysche Staatsbürgerschaft. Einen deutschen Pass habe er aber nie besessen.

Die Tageszeitung "Die Welt" berichtete - ebenfalls unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise -, es handele sich bei dem Attentäter mit hoher Wahrscheinlichkeit um Abdirazak B. Er habe zu einer Gruppe radikaler Somalier gehört, die unter Beobachtung der deutschen Sicherheitsbehörden gestanden habe. 2008 sei ein erster Ausreiseversuch des Mannes aus Deutschland verhindert worden. In Somalia habe er sich der Terrororganisation Al-Shabaab angeschlossen. Zuvor hatte ein ranghoher Sicherheitsbeamter in Mogadischu gesagt, der Täter sei Deutsch-Somalier gewesen.

Al-Shabaab spricht von "Vergeltung"

Zu dem Anschlag am Sonntag auf das Jazeera Palace Hotel hatte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz bekannt. Der Anschlag sei "Vergeltung für die Tötung Dutzender unschuldiger Zivilisten", die bei Angriffen äthiopischer Truppen auf Lager der Miliz im Süden Somalias getötet worden seien, erklärten die Terroristen.

Äthiopien ist ebenso wie Kenia an der Militärmission der Afrikanischen Union in Somalia beteiligt, die in den vergangenen Jahren die Al-Shabaab-Miliz aus den meisten großen Städten zurückdrängte. Bei US-Drohnenangriffen wurden zudem mehrere ihrer Kommandeure getötet. Die Gruppe verübt jedoch weiter regelmäßig Anschläge in Mogadischu und auch vermehrt Angriffe im benachbarten Kenia, bei denen in den vergangenen Jahren hunderte Menschen getötet wurden.

Ausländer im Visier der Terroristen

Der Angreifer am Sonntag steuerte ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in die Mauer des sechsstöckigen Komplexes und sprengte sich damit in die Luft. Durch die Wucht der Detonation wurde die vordere Fassade des Hotels komplett aufgerissen (Artikelbild). Mindestens 15 Menschen wurden getötet.

In dem Fünf-Sterne-Haus, das neben Büros der Vereinten Nationen direkt an der Straße zum internationalen Flughafen liegt, verkehren vor allem Diplomaten, Vertreter internationaler Hilfsorganisationen und Regierungsbeamte. Mehrere Länder, darunter China, Katar und Ägypten, haben ihre Botschaften dort. Das Hotel gilt als eines der sichersten Gebäude in der somalischen Hauptstadt.

Die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Al-Shabaab kämpft gegen westliche Einflüsse Somalias und hat bereits mehrfach Anschläge auf Hotels in der Hauptstadt verübt. Das Jazeera Palace war bereits zum dritten Mal Ziel der Terroristen. Ausländer mit somalischen Wurzeln verübten in den vergangenen Jahren mehrere Attentate im Namen der Al-Shabaab. Im Februar rissen zwei Täter mit somalischer und niederländischer Staatsangehörigkeit bei einem Anschlag auf ein Hotel in Mogadischu 25 Menschen mit in den Tod. 2008 sprengte sich ein Somalier, der auch die US-Staatsbürgerschaft hatte, im Norden des Landes in die Luft.

qu/kle (dpa, afp, epd)