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Atom-Streit

27. Mai 2008

Der Iran verweigert der Internationale Atomenergiebehörde IAEA weiter wichtige Auskünfte über sein Atomprogramm. Das ist Ergebnis eines Berichtes, den die Behörde an den UN-Sicherheitsrat gesandt hat.

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IAEA-Chef Mohammed el Baradei -AP
Bleibt skeptisch: IAEA-Chef Mohammed el BaradeiBild: AP

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA kritisiert mangelnde Informationen des Irans über sein früheres Atomprogramm. Teheran müsse der UN-Behörde noch einige "substanzielle Erläuterungen" zu möglichen Atomwaffenstudien geben, heißt es in einem Bericht, den IAEA-Chef Mohammed el Baradei am Montagabend (26.5.2008) dem UN-Sicherheitsrat in New York übermittelt hat. Die noch ungeklärte Umwandlung von Uran, die Tests von hochexplosivem Sprengstoff sowie Entwicklungsstudien eines besonderen Raketensprengkopfs seien Anlass für große Besorgnis, heißt es in dem Report.

Dem Bericht zufolge, der Nachrichtenagenturen vorlag, besteht der Iran darauf, dass die gegen Teheran gerichteten Vorwürfe haltlos und "erfunden" seien. In dem Report stellt El Baradei zudem fest, dass der Iran auch in den drei Monaten zuvor die Forderungen des UN-Sicherheitsrats ignoriert hat und die umstrittene Urananreicherung fortsetzt. Gegenwärtig hat Teheran in seiner Atomanlage bei Natans 3500 Gaszentrifugen installiert. Bis zum Ende des Sommers sollen es 6000 werden, sagten führende UN-Diplomaten am Montagabend in Wien.

Rätsel um Uranmetall-Kugeln

Irans Präsident Ahmadinedschad lässt sich gerne vor Atom-Anlagen ablichten - AP
Provokation: Irans Präsident Ahmadinedschad lässt sich gerne vor Atom-Anlagen ablichtenBild: AP

Im Bericht heißt es weiter, dass der Iran weder alle Informationen vorgelegt noch Zugang zu Dokumenten und Ansprechpartnern ermöglicht habe. Der Report fordert Teheran unter anderem dazu auf, ein Dokument zu erläutern, in dem die Produktion von Uranmetall-Kugeln beschrieben wird. Diese können ausschließlich für den Bau von Atomwaffen verwendet werden. Zudem bemängelte die UN-Behörde, dass ihren Experten der Zutritt zu bestimmten Nuklearanlagen verwehrt bleibe.

Der Iran wertet den UN-Atombericht als Erfolg. Er belege erneut, dass "die gesamten Nuklearaktivitäten des Iran friedlich" seien, sagte der iranische IAEA-Botschafter Ali Asghar Soltanie am Montag. Einmal mehr sei klar geworden, dass es keinerlei Beweise dafür gebe, dass das iranische Atomprogramm militärischen Zwecken diene. Der Iran hatte in den vergangenen Jahren stets behauptet, sein Atomprogramm verfolge rein friedliche Absichten. Anfang des Jahres hatten IAEA-Experten jedoch geheimes Material erhalten, das den Verdacht auf eine militärische Dimension erhärtete. Informationsgeber waren in erster Linie die USA.

Jimmy Carter: Israel besitzt 150 Atomwaffen

Ex-US-Präsident Carter - AP
Immer für eine Überraschung gut: Ex-US-Präsident CarterBild: AP

Diplomaten in Wien betonten, Teheran sei in der Lage, die fragwürdigen Teile seines Atomprogramms zu erläutern. Es sei jetzt Aufgabe des IAEA-Gouverneursrats, der am 2. Juni in Wien tagt, die nächsten Schritte einzuleiten. Der UN-Sicherheitsrat hat bisher drei Resolutionen verabschiedet, die mit Sanktionen verbunden sind. Deutschland und die fünf permanenten Mitglieder des Rats bieten Teheran eine intensive wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit, wenn es sein Atomprogramm stoppt. Trotz allem hat es Präsident Ahmadinedschad bisher abgelehnt, die Urananreicherung einzustellen, die zum Bau von Atomwaffen eingesetzt werden kann.

Ahmadinedschad drohte wiederholt, das Nachbarland Israel auszulöschen, worauf die israelische Regierung ihrerseits militärische Schritte ankündigte. Seitdem nimmt die Angst vor einem Nuklear-Schlag im Nahen Osten zu. Es wird weithin angenommen, dass Israel über Atomwaffen verfügt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber bislang nicht. Jetzt sorgte aber der frühere US-Präsidenten Jimmy Carter für neuen Gesprächsstoff: Israel besitze 150 oder mehr Atomwaffen, erklärte der 83-Jährige am Sonntag in Großbritannien in einem Interview. Damit nährt Carter die Vermutungen über die tatsächliche Größe des israelischen Atomwaffenarsenals. (tos)

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