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Entscheidung in Wien

9. Juli 2007

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat grünes Licht für die Entsendung von Inspektoren nach Nordkorea gegeben. Die Experten sollen den Abbau des nordkoreanischen militärischen Atomprogramms überwachen.

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Mohammed el Baradei, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Quelle: AP
Mohammed el Baradei, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, steht vor seiner größten AufgabeBild: AP

IAEO-Inspekteure werden möglicherweise bereits in der kommenden Woche mit der Stilllegung der nordkoreanischen Atomanlagen beginnen. Der Gouverneursrat der Wiener Atombehörde stimmte am Montag (9.7.07) einem entsprechenden Antrag des Generaldirektors, Mohammed el Baradei, zu.

Nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap soll ein Team aus acht UN-Inspektoren am 14. oder 17. Juli nach Nordkorea reisen. Im Dezember 2002 waren die IAEO-Experten ausgewiesen worden. Ein Jahr später trat Pjöngjang aus dem Atomwaffensperrvertrag aus. Im Oktober 2006 testete Nordkorea dann erstmals unterirdisch eine Atomwaffe.

Warten auf die offizielle Einladung

Die IAEO wartet nun noch auf die offizielle Einladung Nordkoreas. Danach könnten ihre Experten mit der Arbeit beginnen, erklärte El Baradei. Die Schließung der Atomanlage in Yongbyon könne innerhalb einiger Tage erfolgen. Ende Juni war der Technische Direktor der IAEO, Olli Heinonen, bereits nach Pjöngjang gereist, um Einzelheiten zu klären.

Nordkorea versichtere am Freitag, die Schließung von Yongbyon in Betracht zu ziehen, sobald die erste der versprochenen Heizöllieferungen angekommen sei. Südkorea will am Donnerstag mit den Lieferungen beginnen. Im Februar hatte Pjönjang ein Abkommen mit den USA, Japan, China, Russland und Südkorea geschlossen, wonach es 50.000 Tonnen Heizöl erhält, wenn es den Reaktor in Yongbyon schließt. 900.000 Öl Tonnen sollen folgen, sobald alle Atomanlagen im Land vollständig stillgelegt sind.

Enorme Herausforderungen für die Inspekteure

Nordkoreas Atomreaktor in Yongbyon, Quelle: AP
Soll stillgelegt werden: Nordkoreas Atomreaktor in YongbyonBild: AP/Space Imaging Asia

Die IAEO steht in Korea vor bisher einmaligen Herausforderungen. Dazu gehören die Abschaltung des Reaktors und die mögliche Entsorgung von Atomwaffen. Die Atombehörde benötigt nach Angaben El Baradeis allein für diese Aufgabe in diesem Jahr zusätzliche Mittel von 1,7 Millionen US-Dollar, an denen sich die US-Regierung mit 500.000 Dollar beteiligen will.

Diplomaten in Wien begrüßten die jüngsten Vereinbarungen. Die Abschaltung des Atomreaktors Yongbyon sowie die Überwachung der übrigen Atomanlagen durch die IAEO sei "ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Zone auf der koreanischen Halbinsel", sagte US-Botschafter Greg Schulte.

Kritik an Sparsamkeit der IAEO-Mitglieder

Offen kritisierte El Baradei das Verhalten einiger, von ihm nicht genannter Mitglieder des IAEO-Gouverneursrats, das Budget der Atombehörde trotz größerer Kontrollaufgaben nur um 4,2 Prozent zu erhöhen. Dazu gehört auch Deutschland, das der IAEO ursprünglich nur einen Inflationsausgleich von 2,8 Prozent zugestehen wollte. Im laufenden Finanzjahr hat die Behörde knapp 380 Millionen Dollar zur Verfügung.

El Baradei betonte, allein für die technische Aufrüstung der Agentur müssten in den nächsten Jahren 150 Millionen US-Dollar ausgegeben werden. "Wir müssen wissen, was wir wollen", warnte der IAEO-Chef. "Wenn wir vor der Irak-Krise genug investiert hätten, hätten wir Milliarden Dollar sparen können. Und auch wenn wir vor Tschernobyl genug investiert hätten, hätten wir Milliarden gespart."

Baradei teilte weiter mit, dass der Iran sein Programm zur Urananreicherung in letzter Zeit deutlich zurückgefahren, aber nicht gestoppt habe. Sein Kollege Heinonen reist am Dienstag nach Teheran, um dort Antworten auf Fragen zur möglichen militärischen Nutzung des iranischen Atomprogramms zu bekommen. (tos)