Olympic Moments
In der „Hall of fame“ des deutschen Sports hat Birgit Fischer einen Platz neben Sportlern wie Steffi Graf, Franz Beckenbauer, Joseph Neckermann oder Max Schmeling. Sie wurde 27 Mal Weltmeisterin und schaffte das, was keine andere Sportlerin vor ihr geschafft hat: Zwischen ihrer ersten und ihrer letzten olympischen Goldmedaille lagen 24 Jahren.
Das erste Kapitel ihrer Karriere schreibt Birgit Fischer am 1. August 1980: In Moskau gewinnt sie im Einer-Kajak im Alter von 18 Jahren ihre erste olympische Goldmedaille. Der Blick zurück Fischer allerdings schwer: „Ich kann mich an das Rennen nur noch wenig erinnern. Vielleicht bin ich einfach nicht der Mensch, der alle Einzelheiten aus seinem Leben detailliert behält. Aber es war phantastisch in Moskau und mehr oder weniger der Start“, so die heute 46-Jährige.
Ostblock-Boykott kostet mögliche Medaillen
Die Fortsetzung ihres Erfolgszugs wird danach zunächst ausgebremst: 1984 verpasst Fischer die Spiele in Los Angeles wegen des Ostblock-Boykotts und damit drei weitere mögliche Goldmedaillen. Vier Jahre später in Seoul meldet sich die Brandenburgerin mit Olympiasiegen im Zweier und Vierer und der Silbermedaille im Einer aber eindrucksvoll zurück.
Es folgt eine Babypause, die sie rechtzeitig vor den Spielen 1992 in Barcelona beendet. Fischer holt zum zweiten Mal Gold im Einer-Kajak, dazu Silber im Vierer. Schaut sie zurück, dann waren die ersten Spiele nach dem Fall der Mauer die schönsten ihrer Karriere: „Barcelona war insofern etwas Besonderes, als dass ich nach drei Jahren Pause wieder angefangen habe zu trainieren. Und ich war gespannt und neugierig, ob das in dem neuen System auch funktioniert. Kann ich weiter gut sein, mein Training machen, Leute finden, die mich begleiten? Das waren spannende Fragen damals.“
Comeback im Alter von 42
1996 in Atlanta fügt Fischer ihrer Medaillen-Sammlung eine goldene im Vierer und eine silberne im Zweier hinzu. Nach zwei weiteren Goldmedaillen in Sydney 2000 beschließt sie, ihre Karriere zu beenden. Doch gut 300 Tage vor Beginn der Spiele 2004 in Athen gibt die damals 42-Jährige ihrem inneren Drängen nach. Sie fängt wieder ernsthaft an zu trainieren und qualifiziert sich tatsächlich für ihre sechsten Olympischen Spiele. „Ich wollte vor allem mir selbst beweisen, dass man auch in etwas höherem Alter seinem Körper Leistung abverlangen kann und gute Ergebnisse erzielen kann. Aber die öffentlichen Erwartungen haben mich schon etwas unter Druck gesetzt“, so die Brandenburgerin im Rückblick.
Mit ihr als Schlagfrau fährt der Vierer am 27. August 2004 vor den Ungarinnen über die Ziellinie - Fischers achte Goldmedaille ist perfekt. Damit wird sie fast in einem Atemzug genannt mit den vier olympischen Helden Larissa Latynina (Turnen), Paavo Nurmi (Leichtathletik), Mark Spitz (Schwimmen) und Carl Lewis (Leichtathletik), die neun Goldmedaillen in ihrer Karriere gewannen.
Es kribbelt immer noch in den Fingern
Das am Tag später errungene Silber im Zweier ist Fischers zwölfte und letzte Olympia-Medaille. Ein ins Auge gefasstes Comeback in Peking schließt sie Anfang dieses Jahres aus und hat mittlerweile ihr Karriereende akzeptiert, auch wenn es noch immer in den Fingern kribbelt. „Wenn ich im August in Peking bin und die anderen paddeln sehe, werde ich bestimmt denken, ach, Du könntest jetzt da auch stehen am Start. Aber ich hoffe, dass ich spätestens auf dem Nachhauseweg aus China endgültig damit abgeschlossen haben werde“, so die deutsche Rekord-Olympionikin.