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Assad spricht in TV-Interview von humanitärem Desaster

1. März 2016

In einem Interview der ARD zeigt sich der Präsident besorgt über die Lage der syrischen Bevölkerung. Eine Verantwortung für den Bürgerkrieg lehnte er aber ab. Assad wandte sich auch an Deutschland.

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Syriens Präsident Baschar al-Assad in einem Interview (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid

Das Fernseh-Interview nutzte Syriens Präsident Baschar al-Assad vor allem für Dementis. Nein, die syrische Regierung sei nicht schuld, an der Lage in Syrien. Nein, syrische Truppen würden auch nicht Tausende eingekesselte Menschen von der Lebensmittelzufuhr abschneiden, war von Assad zu hören. Die syrische Armee werde aus den Rebellen-Gebieten heraus bekämpft, sagte Assad dem Nahost-Korrespondent der ARD, Thomas Aders, in Damaskus. "Wie sollen wir diese Gebiete von der Nahrungsmittelzufuhr abschließen, wenn wir sie doch nicht an der Beschaffung von Waffen hindern können?", so Assad wörtlich.

Ganz anders schätzen dagegen die Vereinten Nationen (UN) die Lage in den belagerten syrischen Städten ein. Erst am Montag hatten die UN davor gewarnt, dass dort Tausende Bewohner vom Hungertod bedroht seien.

Assad will an Waffenruhe festhalten

Die seit Samstag geltende Waffenruhe bezeichnete Syriens Machthaber als "Hoffnungsschimmer" für sein Land. "Wir werden das Unsrige tun, damit das Ganze funktioniert", sagte Assad mit Blick auf seine Regierung. Die auf eine US-russische Initiative hin vereinbarte Feuerpause gilt ausdrücklich nicht für die radikalislamische IS-Miliz und den Al-Kaida-Ableger Al-Nusra Front. Diese Gruppen dürfen weiter angegriffen werden.

Rebellen beklagen Verstöße

Das Hohe Verhandlungskomitee (HNC), in dem syrische Oppositions- und Rebellengruppen zusammengeschlossen sind, hatte am Sonntag Beschwerde bei UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wegen Verstößen gegen die Waffenruhe durch die syrische Armee eingelegt. Laut HNC-Vorsitzenden Riad Hidschab waren durch Angriffe auf geschützte Gebiete 29 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Frankreich hatte nach Berichten über neue Angriffe in Syrien eine rasche Sitzung der Task Force zur Überwachung der Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland gefordert.

"Syrien nicht mehr vollständig souverän"

Den Kämpfern der Opposition bot Assad eine Amnestie und gegebenenfalls eine "Rückkehr in ihr normales zivilisiertes Leben" an. Bedingung sei, dass sie die Waffen abgeben. Bereits vor der Waffenruhe habe es in dem Bürgerkriegsland einzelne lokale Waffenstillstände und ein Angebot zur "Aussöhnung" gegeben, erklärte Syriens Machthaber.

Ruinen eines Wohnhauses in der syrischen Stadt Homs (Foto: dpa)
Zerstörungen in Homs: Syriens Machthaber sieht sich für die Schrecken des Bürgerkriegs nicht verantwortlichBild: picture-alliance/dpa

Assad räumte ein, dass Syrien nicht mehr "vollständig souverän" sei und militärische Hilfe aus Russland, dem Iran und aus dem Libanon erhalte. Dies geschehe, um das Übergreifen des islamistischen Terrors zu begrenzen. Letztendlich "sind sie nicht zu unserer Verteidigung gekommen, sondern zu ihrer eigenen Verteidigung", sagte Assad. Russland unterstützt im Syrien-Konflikt seit mehreren Monaten die Regierungstruppen mit Luftangriffen.

Lob für deutsche Flüchtlings-Aufnahme

Mit Blick auf Deutschland erklärte der syrische Machthaber, es sei "gut, wenn Flüchtlinge aufgenommen werden, die ihr Land aufgrund der herrschenden Not verlassen". Es stelle sich aber die Frage, ob es nicht klüger und auch "weniger kostspielig" wäre, Syrern zu helfen, in ihrem eigenen Land leben zu können. Dafür müsse sich der Westen entschließen, gegen den Terror und nicht gegen sein Land zu kämpfen, sagte Assad dem ARD-Korrespondenten. Ausgestrahlt werden soll das 25-minütige Exklusiv-Gespräch mit dem syrischen Machthaber an diesem Dienstagabend.

cw/cr (dpa, rtr, epd, tagesschau.de)