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Über Sinn und Unsinn der Asien-Reise

27. Mai 2009

Sportlich gesehen ergibt die Reise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach Asien nicht viel Sinn. Wirtschaftlich dagegen schon. Denn was die Auslandsvermarktung angeht, hinkt die Bundesliga noch hinterher.

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Fußball und Kommerz gehören heutzutage zusammen
Fußball und KommerzBild: picture-alliance/chromorange

Im Vorfeld hatte es viel Kritik gegeben. Warum sollten die Nationalspieler direkt nach Saison-Ende eine lange Reise nach Asien unternehmen, um dort zwei Testspiele gegen China und die Vereinigte Arabische Emirate, also fußballerisch unterklassige Mannschaften, anzutreten? Wo doch in diese Jahr noch wichtige Partien in der WM-Qualifikation anstehen. Zudem war vorauszusehen, dass einige Stammspieler in Asien fehlen würde: nämlich die, die mit ihren Vereinen im DFB-Pokalfinale stehen würden. In diesem Fall sind es die Profis von Bremen und Leverkusen. Und auch Kapitän Michael Ballack, der mit Chelsea im englischen Pokalendspiel steht, ist in Asien nicht mit dabei.

"Unangenehm aber wichtig"

Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Schanghai. Foto: Osports
Erstes Training in ChinaBild: picture-alliance / Osports

DFB-Manager Oliver Bierhoff erklärte den Sinn dieser Reise bei der Ankunft in Shanghai am Mittwoch damit, dass gerade für eine junge Mannschaft solche Auslandsreisen besonders wichtig seien. "Die Spieler sammeln viele Eindrücke, das Team wächst zusammen." Als ehemaliger Nationalspieler weiß Bierhoff jedoch selbst, dass sportlicher Wert der Spiele und Aufwand der Reise in keinem Verhältnis stehen.

Doch darum geht es auch gar nicht. Es geht allein um wirtschaftliche Interessen. Bisher haben die DFB-Verantwortlichen das nicht öffentlich zugegeben, aber dem Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga, Reinhard Rauball, ist es bei der ersten Pressekonferenz in China dann doch herausgerutscht: "Asien ist für den deutschen Fußball ein wichtige Investition für die Zukunft. Dazu muss man auch solche Arbeit leisten wie jetzt die Nationalmannschaft, auch wenn sie unangenehm ist."

Premiere League als Vorbild

Reinhard Rauball, Praesident des Ligaverbands. (AP Photo/Daniel Roland)
Rauball: "Wichtige InvestitionBild: AP

Kein Kompliment an den Gastgeber, aber die Wahrheit. Denn mit der Auslandsvermarktung hat die Deutsche Fußball-Liga bisher 18 Millionen Euro pro Saison erlösen können, ab der kommenden Saison werden es schon 30 Millionen sein. Dennoch: im Vergleich mit der Premier League ist das nur Kleingeld. Die englische Liga kommt auf eine jährliche Summe von 300 Millionen Euro.

Der englische Fußball ist auf dem umsatzstarken asiatischen Raum dem deutschen weit voraus. Zwischen 100 und 360 Millionen Zuschauer verfolgen die englische Profiliga und damit mehr als jede andere ausländische Sportart. Diese enorme Popularität verdankt die Premier League auch der Tatsache, dass sie zwei Turnier mit englischen Mannschaften im Vorfeld der Saison in Asien austrägt. Soweit will die Deutsche Fußball-Liga nicht gehen, das wurde mehrfach betont. Aber durch Aktionen wie jetzt die Asien-Reise werden die deutschen Fußballer in Asien bekannter und sind damit auch besser zu vermarkten.

Kein Liga-Turnier im Ausland

Liverpool gegen Newcastle. Die englische Fußball-Liga ist im Ausland begehrt +++(c) dpa - Bildfunk+++
Vorbild: Premiere LeagueBild: picture-alliance/ dpa

"Gerade die abgelaufene Saison hat die Attraktivität der Bundesliga auch für das Ausland eindrucksvoll bestätigt", sagt Rauball. "Wir können ein seriös aufgebautes Produkt Bundesliga anbieten". Auch werde weiterhin an der Strategie festgehalten, vor allem Bundesliga-Teams auf andere Kontinente zu schicken, die auch Spieler aus den jeweiligen Ländern im Aufgebot hat.

Es ist verständlich, dass die Deutsche Fußball-Liga von dem großen Kuchen etwas abhaben will, um auch in Zukunft wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu sein. Allerdings sollte das nicht auf Kosten der Nationalmannschaft passieren. Denn die beiden Testspiele am Freitag gegen China und am Dienstag gegen die Vereinigte Arabische Emirate sind die letzten beiden vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan. Auch wenn die Mannschaft des ehemalige Bundestrainers Berti Vogts kein schwerer Gegner ist, muss sich die DFB-Elf qualitativ noch steigern, um auch das nötige Selbstbewusstsein für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu sammeln.

Der Fahrplan der deutschen Nationalmannschaft im Überblick

29. Mai – Länderspiel: China – Deutschland in Shanghai

2. Juni – Länderspiel: Vereinigte Arabische Emirate – Deutschland in Dubai

12. August – WM-Qualifikationsspiel Aserbaidschan – Deutschland in Baku

5. September – Länderspiel: Deutschland – Südafrika in Leverkusen

9. September – WM-Qualifikation: Deutschland- Aserbaidschan in Hannover

10. Oktober – WM-Qualifikation: Russland – Deutschland in Moskau

14. Oktober – WM-Qualifikation: Deutschland – Finnland in Hamburg

(sf/to/dpa/sid)