Asien 2015: Das ist alles passiert
Durchbruch im Iran-Atomstreit, Börseneinbruch in China, Einmarsch der Taliban in Kundus und Verlängerung der NATO-Mission, erste freie Parlamentswahl in Myanmar seit 25 Jahren. Die Ereignisse des Jahres im Überblick.
8. Januar: Ende einer Ära in Sri Lanka
In dem südasiatischen Inselstaat gewinnt der Oppositionspolitiker Maithripala Sirisena überraschend bei der Präsidentschaftswahl gegen den seit zehn Jahren amtierenden Mahinda Rajapaksa – der seine Niederlage sofort eingesteht. Im August versucht Rajapaksa bei der Parlamentswahl ein politisches Comeback als Regierungschef. Aber auch das misslingt. Sri Lanka steht vor einem Neubeginn.
30. Januar: Terror während des Freitagsgebets in Pakistan
Mehr als 60 Menschen sterben bei einem Bombenanschlag auf eine schiitische Mosche in der südostpakistanischen Stadt Shikarpur. Die Attentäter schlagen während des Freitagsgebets zu, als sich viele Menschen in der Moschee aufhalten. Die sunnitische Extremistengruppe Jundullah, eine Abspaltung der pakistanischen Taliban, bekennt sich zu dem Anschlag.
4. Februar: Dramatische Bilder aus Taiwan
Ein Turboprop-Flugzeug der taiwanischen Airline Transasia rammt kurz nach dem Start bei Taipeh eine Brücke und stürzt in einen Fluss. 43 der 58 Insassen sterben. Nach einem Bericht der Luftfahrtsicherheitsbehörde Taiwans vom Juli soll der Pilot kurz vor dem Crash einen fatalen Fehler begangen haben. Demnach schaltete er ein funktionierendes Triebwerk ab, nachdem das andere ausgefallen war.
25. Februar: Tod im Schnee in Afghanistan
Nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul löst ein Wintersturm eine gewaltige Lawine aus. Fast 250 Menschen sterben in den Schneemassen. Der Rettungseinsatz der Helfer wird durch verschüttete Straßen und Mangel an Ausrüstung erschwert.
18. April: Erster IS-Anschlag in Afghanistan
In der Stadt Dschalalabad im Osten Afghanistans kommt es vor einer Bank zu einem Selbstmordattentat, bei dem über 30 Zivilisten getötet werden. Erstmals bekennt sich die Terrormiliz Islamischer Staat kurz danach zu einem Anschlag in dem Land. Ein Mann der sich als Sprecher des IS bezeichnet, meldet sich telefonisch bei der Nachrichtenagentur AFP und übernimmt die Verantwortung für die Bluttat.
25. April: Erdbeben-Katastrophe in Nepal
Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert Nepal: Ganze Dörfer werden dem Erdboden gleichgemacht, auch in der Hauptstadt Kathmandu ist viel zerstört. Auch eine Reihe von historischen Stätten. Am 12. Mai folgt ein zweites schweres Beben. Stärke: 7,2. Die Beben gelten als die tödlichste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Nach Regierungsangaben kommen knapp 8.800 Menschen ums Leben.
Mai: Elend auf hoher See in Südostasien
Eskalierende Flüchtlingskrise: Die Organisation für Migration schätzt, dass etwa 8000 Bootsflüchtlinge in Südostasien auf hoher See treiben. Die meisten stammen aus dem Grenzgebiet zwischen Myanmar und Bangladesch. In beiden Ländern werden sie massiv diskriminiert. Malaysia und Indonesien starten später Rettungsaktionen.
1. Juni: Untergang auf dem Jangtse
In Zentralchina kentert das Kreuzfahrtschiff "Stern des Orients", dabei kommen mehr als 440 Menschen ums Leben. Nur 14 können gerettet werden. Unter den Opfern sind größtenteils ältere Touristen, die auf einer elftägigen Flusskreuzfahrt über den Jangtse waren. Ursache für das Unglück soll ein Wirbelsturm gewesen sein.
Mai / Juni: Extreme Temperaturen in Indien und Pakistan
Hitzewellen haben Teile Indiens und Pakistans fest im Griff. In Indien sterben knapp 2500 Menschen an den Folgen der hohen Temperaturen: an Dehydrierung, Hitzschlag oder Erschöpfung. In Pakistan gibt es 1200 Opfer. Dort ist es mit 49,5 Grad sogar noch heißer als im Nachbarland –wo die Spitzentemperatur 47,7 Grad betrug.
14. Juli: Lösung im Atom-Streit mit dem Iran
Jubel auf den Straßen von Teheran: Nach 13jährigem Ringen im Atomstreit einigen sich die UN-Vetomächte (USA, Russland, Großbritannien, China, Frankreich), Deutschland und der Iran in Wien auf ein Abkommen. Teheran stimmt einer drastischen Einschränkung seines Atomprogramms zu, dafür sollen die harten Wirtschaftssanktionen bis Jahresende fallen.
Juli / August: Chinas Aktienmarkt bricht ein
Am 29. Juli fallen die Kurse an den Börsen Shanghai und Shenzhen um mehr als acht Prozent: größtes Tagesminus seit Anfang 2007. Bereits Mitte Juni gingen die überhitzten Börsen in China auf Talfahrt. Massive staatliche Interventionen, darunter Zinssenkungen, führen in der Folge zu weiteren Turbulenzen. Die Verluste der Kleinanleger dürften sich auf das Konsumklima in China negativ auswirken.
29. Juli: Tod eines Phantoms
Die afghanische Regierung vermeldet den Tod des gesuchten Taliban-Anführers Mullah Omar. Demnach starb der radikale Islamistenführer bereits im Jahr 2013, möglicherweise an Tuberkulose. Die USA halten die Berichte für glaubwürdig, auch pakistanische Militär- und Geheimdienstkreise bestätigen sie. Die Taliban ernennen der bisherigen Vizechef Mullah Mansur zum Nachfolger Omars.
11. August: Erster japanischer Reaktor wieder in Betrieb
Mehr als viereinhalb Jahre nach der Fukushima-Katastrophe geht im südjapanischen Kernkraftwerk Sendai der erste Reaktor des Landes wieder ans Netz. Nach dem Unglück vom 11. März 2011 waren sämtliche Meiler des Landes abgeschaltet worden. Die Mehrheit der Bürger lehnt eine Rückkehr zur Atomkraft ab.
17. August: Anschlag in Thailand
Bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Bangkok werden 20 Menschen getötet, darunter viele Ausländer. Es gibt mehr als 120 Verletzte. Der Sprengsatz detoniert in einem beliebten Einkaufsviertel in unmittelbarer Nähe des Erawan-Schreins. Hinter dem Attentat sollen chinesische Uiguren stecken.
September: Beißender Qualm über Indonesien und Nachbarländern
Auf Sumatra und Borneo lodern 2000 Feuer. Eine hausgemachte und jährlich wiederkehrende Katastrophe: Ausgelöst werden die Waldbrände durch illegale Brandrodung, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Die Feuerwehr ist machtlos, lokal wird der Notstand ausgerufen. Der Rauch zieht auch über Malaysia, Thailand und Singapur. Insgesamt sind 40 Millionen Menschen betroffen.
28. September: Sturm der Taliban auf Kundus
Taliban-Kämpfer erobern die nordafghanische Provinzhauptstadt Kundus, wo bis 2013 die Bundeswehr stationiert war. Es dauert mehrere Tage, bis die afghanische Armee mit Hilfe von Verbündeten die Kontrolle zurück erlangen kann. Anfang Oktober kommen in Kundus bei einem irrtümlichen amerikanischen Luftangriff auf ein Krankenhaus der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" mindestens 30 Menschen ums Leben.
5. Oktober: Startschuss für Transpazifische Partnerschaft
Nach jahrelangen Verhandlungen einigen sich zwölf Pazifik-Anrainerstaaten auf ein Freihandelsabkommen. Mit dem Abkommen sollen Schranken für Handel und Investitionen fallen. Seit 2008 wurde über die Transpazifische Partnerschaft verhandelt. Zur TPP gehören die USA, Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam. Der große Abwesende heißt China.
15. Oktober: US- und NATO-Truppen bleiben länger in Afghanistan
Angesichts der wieder erstarkten Taliban ändert US-Präsident Barack Obama den Fahrplan für den Abzug der US-Truppen. Die 9600 Soldaten sollen bis 2016 in Afghanistan bleiben. Anfang Dezember ziehen die NATO-Außenminister nach und beschließen, dass 12.000 Soldaten die afghanische Arme weiterhin unterstützen werden. Deutschland erhöht sein Kontingent von 850 auf 980 Soldaten.
Oktober: Emotionales Familientreffen in Korea
Wiedersehen nach Jahrzehnten: Über Tage verteilt treffen sich mehrere hundert Verwandte aus Nord- und Südkorea, die durch den Korea-Krieg getrennt wurden. Nachdem die Situation zwischen den verfeindeten Nachbarn im August durch einen Zwischenfall zu eskalieren drohte, hatten sich beide Seiten auf ein Abkommen zur Entspannung geeinigt. Dabei wurde auch das Familientreffen vereinbart.
29. Oktober: Zwei Kinder für Chinesen erlaubt
Die kommunistische Führung in China gibt das offizielle Ende der 1979 eingeführten Ein-Kind-Politik bekannt. Von sofort an dürfen alle Paare mit staatlicher Erlaubnis zwei Kinder bekommen. Peking reagiert damit auf die drohende Überalterung der Gesellschaft und möchte so auch erreichen, dass weniger Mädchen gezielt abgetrieben werden.
7. November: Historisches Treffen in Singapur
Ein Handschlag, den es so noch nie gab: Zum ersten Mal in der Geschichte der Volksrepublik China und Taiwans trafen sich die Staatsoberhäupter zu einem direkten Gespräch. Die Zusammenkunft zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und seinem taiwanischen Amtskollegen Ma Ying-jeou fand auf neutralem Boden in Singapur statt.
8. November: Politischer Triumph für Aung San Suu Kyi
Bei der ersten freien Parlamentswahl in Myanmar seit einem Vierteljahrhundert erreicht die "Nationale Liga für Demokratie" die absolute Mehrheit der Mandate. Die Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hatte bei den letzten freien Wahlen 1990 ebenfalls gewonnen. Damals erkannte die Armee den Sieg nicht an. Die im Volk verehrte "Lady" verbrachte 15 Jahre im Hausarrest.
Dezember: Chinas Hauptstadt versinkt im Smog
Erstmals wird in Peking die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen. Der Autoverkehr wird zwischenzeitlich eingeschränkt. Betriebe müssen ihre Produktion einstellen, Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen. China gilt als weltweit größter Emittent von Treibhausgasen und leidet unter einer massiven Luftverschmutzung unter anderem durch die Kohlekraftwerke.