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Artenrettung auch für Menschheit lebenswichtig

Gero Rueter mit dpa
16. März 2018

Wir verseuchen das Wasser, zerstören Wälder und Böden. Nicht nur Tier- und Pflanzenarten sterben dadurch aus, auch für viele Menschen geht die Nahrungsgrundlage verloren. Was können wir dagegen tun?

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Orang-Utan-Nachwuchs
Bild: picture-alliance/dpa/T. Bernd

"Die Biodiversität der Welt geht verloren - das untergräbt auch das Wohlergehen der Menschen", sagt Robert Watson. der Vorsitzende des Weltbiodiversitätsrates (IPBES).

Nach dem Vorbild des Weltklimarats IPCC trifft sich derzeit zum sechsten Mal der IPBES. In Kolumbien stellen internationale Experten vom 17. bis 24. März Lageberichte aus allen Weltregionen vor. Vertreter aus Politik und Forschung diskutieren, was zu tun ist.

Über 550 Experten aus aller Welt waren an der Erstellung der Berichte beteiligt. Die Ergebnisse sollen auf der IPBES verabschiedet werden. "Diese Berichte stellen den wichtigsten Expertenbeitrag zu unserem globalen Verständnis von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen [der Nutzen, den der Mensch aus dem Ökosystem zieht] des vergangenen Jahrzehnts dar", sagte Watson in Medellin. 

Internationale Berichte für die Politik

Die Lageberichte würden nach Watson einen beispiellosen Einblick in den Status der globalen Artenvielfalt und Landqualität geben und seien somit ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand von produktiven Ökosystemen. Zugleich gäben diese damit wichtige Hinweise auf Ernährungssicherheit und Lebensqualität.

"Die Ökosysteme zu stabilisieren und die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten zu erhalten, ist fundamental für Gesundheit und Wohlergehen der Menschheit sowie die Bekämpfung von Armut", sagt Anne Lari Gauderie, die Exekutivsekretärin des IPBES.

Der IPBES ist eine internationale zwischenstaatliche Plattform für Wissenschaft und Politik. Er versucht  mit seinen Gutachten den Entscheidungsträgern Hilfestellung zu geben. "Die gegenwärtige nicht nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen umzukehren, erfordert bestmögliche Beweise, schlüssige Optionen für die Politik und gut informierte Entscheidungsträger", sagt Watson. 

Infografik Weltweit abnehmender Wirbeltierbestand DE

Zu hoher Ressourcenverbrauch zerstört Lebensgrundlage

Einen globalen Einblick über den Zustand der Erde lieferte bisher auch der Living Planet Report, der von der Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) in Zusammenarbeit mit dem Global Footprint Network und der Zoological Society in London alle zwei Jahre herausgegeben wird.

Demnach schrumpft die biologische Vielfalt dramatisch: Zwischen 1970 und 2012 nahm laut dem letzten Bericht der weltweite Wirbeltierbestand um über die Hälfte (58 Prozent) ab. Der jährliche Rückgang liege derzeit bei zwei Prozent. 

Gleichzeitig verbraucht die Menschheit jedes Jahr 60 Prozent mehr Ressourcen als die Erde zur Verfügung stellen kann. Die Folge: Wir zerstören lebenswichtige Ökosysteme. "Die nächsten 50 Jahre werden deutlich ruppiger als die vergangenen 50 Jahre. In vielen Regionen kippen die Ökosysteme schon weg", sagt WWF-Experte Jörg-Andreas Krüger. 

Die Forscher des Berichts fordern die Politik zum Handeln auf. Ein Paradigmenwechsel müsse her - und zwar sofort. 

Infografik Umwelt die große Beschleunigung DEU

Klimawandel gefährdet bis zu 50 Prozent der Arten

Ein großes Problem zum Erhalt der Artenvielfalt sehen Forscher auch im Klimawandel. Laut der vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie "Wildlife in a warming World", die von der East Anglia Universität in Großbritannien und der James-Cook-Universität in Australien im Auftrag des WWF erstellt wurde, seien in artenreichen Gebieten wie dem Amazonas oder Madagaskar 25 Prozent der Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bei einer Temperaturerhöhung von zwei Grad bedroht und bei einer Erderwärmung um 4,5 Grad sogar bis zu 50 Prozent.

Die Umsetzung des internationalen Klimaabkommens von Paris und die damit verbundene Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter, gilt somit auch als ein wichtiger Schritt auch zum Abbremsen des rapiden Artenverlusts.

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion