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Arrivederci, Claudio!

4. Mai 2002

Knapp zwölf Jahre waren die Berliner Philharmoniker und ihr Dirigent Claudio Abbado eine Einheit. Jetzt nimmt er seinen Abschied - verspricht aber wiederzukommen.

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Claudio AbbadoBild: AP

Als Claudio Abbado das letzte Mal als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker vor das Publikum in Berlin trat, regnete es hunderte Rosen und Nelken in allen Farben. Immer wieder stellte sich der sichtlich ermüdete Abbado den Zuhörern, umarmte sie symbolisch mit ausholender Geste, als wollten beide, Publikum und Dirigent, die Zeit anhalten vor dem letzten, unausweichlichen "Arrivederci". Die Ära Abbado ging am 26. April 2002 endgültig zu Ende.

Herrscher der Berliner "Orchesterrepublik"

Gut einen Monat vor dem Mauerfall, am 8. Oktober 1989, hatten die Berliner Philharmoniker Claudio Abbado zu ihrem künstlerischen Leiter gewählt. Schnell konnte er aus den scheinbar übermächtigen Schatten von Vorgängern wie Herbert von Karajan oder Wilhelm Furtwängler treten.

Nach den Stationen an der Mailänder Scala (1968-1986), dem London Symphony Orchestra (1983-1988) und den Wiener Philharmonikern (1987-1991) stieg Abbado zum stillen, aber unumstrittenen Herrscher der Berliner "Orchesterrepublik" auf. Mit den Philharmonikern wurde der in Mailand geborene Sohn eines Geigers und einer Kinderbuchautorin zu einem der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.

Harmonie zwischen Dirigent und Orchester

Mit seinen Aufführungszyklen, zum Beispiel zu Shakespeare, zu Faust oder zuletzt zur Parsifal-Figur, hat Abbado die großen Bögen zu Literatur, Geschichte, Oper und Film geschlagen. Weil er bei aller Liebe zur Moderne auch die Tradition des 120 Jahre alten Spitzenorchesters pflegte, konnte der Dirigent auch das große Publikum auf die Reise mitnehmen.

Am Anfang, erinnerte sich Abbado, sei es für die Musiker nicht immer leicht gewesen "zu verstehen, was ich wollte. Aber dann sind wir immer besser geworden." Vor allem in den vergangenen zwei Jahren, seit er nach schwerer Krebserkrankung an das Pult zurückgekehrt war, sei die Harmonie zwischen dem Orchester und ihm noch einmal gewachsen, meinte Abbado. "Das war für mich die beste Medizin."

Abbado will jetzt Kraft sammeln

Seine letzte Tournee führt ihn nach Italien und Wien, wo er sich am 13. August mit Mahlers 7. Sinfonie von seinen Musikern verabschiedet. Danach will der 68-jährige Abbado in seinem Haus im Schweizer Fextal (Engadin) Kraft sammeln, lesen, schreiben und wandern. Und im Januar 2004 dann wieder in Berlin auftreten - als Gastdirigent. (pg)