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Armstrong nennt Sperre Todesstrafe

Andreas Sten-Ziemons19. Januar 2013

Nachdem er im ersten Teil seines Interviews Doping gestanden hatte, trug der zweite Teil nicht zur weiteren Erhellung bei. Lance Armstrong nannte keine Namen. Stattdessen sah er sich als Opfer und zeigte Gefühle.

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Monitore zeigen am 18.01.2013 in Hamburg in einem Elektro-Fachmarkt Bilder von Lance Armstrong aus einem Interview mit der US-Moderatorin Oprah Winfrey (Foto: Axel Heimken/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Am Ende seiner Dopingbeichte wurde der sonst so harte und unerbittliche Lance Armstrong ganz weich. Jahrelang hatte der gefallene Radsportheld alles dem Erfolg untergeordnet, hatte leistungssteigernde Mittel genommen, Teamkollegen und Mitarbeiter bedroht, schikaniert und sogar verklagt und nun kämpfte er mit den Tränen. Nach seiner Dopingbeichte im ersten Teil seines Gesprächs mit US-Talk-Ikone Oprah Winfrey, erzählte er im zweiten Teil Persönliches.

Als es darum ging, wie er seinen 13-jährigen Sohn Luke mit der Doping-Wahrheit konfrontierte, schluchzte der bis dahin kühl und kalkuliert antwortende Texaner plötzlich und rang um Fassung. Sein ältester Sohn habe ihn stets gegen alle Dopingvorwürfe verteidigt und die Anschuldigungen als Lügen bezeichnet. "Da wusste ich, dass ich mit ihm reden muss", sagte Armstrong, der anschließend lange brauchte, um sich wieder zu sammeln. "Ich habe ihm gesagt, dass er mich nicht mehr schützen soll."

Lance Armstrong: viel Selbstmitleid

Der frühere Dominator der Tour de France zeigte auf der medialen Anklagebank plötzlich menschliche Züge. Doch scheint sein Unrechtsbewusstsein nicht sehr ausgeprägt zu sein. Die von der US-Anti-Doping-Agentur USADA ausgesprochene lebenslange Sperre empfindet Armstrong trotz seiner Betrügereien gar als zu hart und ungerecht. Er verdiene es, bestraft zu werden, aber er sei sich nicht sicher, ob er die "Todesstrafe" verdiene, meinte Armstrong. "Was haben andere Sportler bekommen?", fragte er und sprach andere geständige Dopingsünder an, deren Strafmaß reduziert worden war. "Ich erhalte die Todesstrafe, und sie bekommen sechs Monate. Ich sage nicht, dass es unfair ist, aber es ist anders."

Keine Spende an die USADA?

Travis Tygart, der Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA bei Pressekonferenz (Foto: EPA/SHAWN THEW)
USADA-Chef Travis Tygart - ihm widerspricht Lance Armstrong in einigen PunktenBild: picture-alliance/dpa

Einen Tag nach seinem Dopinggeständnis redete er zudem über seinen Rücktritt als Vorsitzender seiner Krebsstiftung und nannte ihn den "erniedrigensten Moment". Außerdem erzählte er vom Verlust seiner Sponsoren und von seiner ehemaligen Ehefrau Kristin, die reichlich von all seinen Verstößen und Lügen mitbekommen hatte. Ihr hätte er versprochen, dass er sein Comeback 2009 unter einer Voraussetzung wage: nicht mehr zu dopen. "Ich hätte sie in dieser Angelegenheit nie betrogen", so Armstrong. Bereits im ersten Teil des Interviews hatte er angegeben, lediglich bis 2005 unerlaubte Mittel genommen zu haben.

Dies steht allerdings im Widerspruch zu den Ausführungen von USADA-Chef Travis Tygart, der Armstrong bereits im vergangenen Sommer in einem Schreiben darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Proben von ihm aus den Jahren 2009 und 2010 vorliegen, die auf Doping hinweisen. Tygart hatte kürzlich in der Sendung "60 Minutes Sports" betont, dass ein Vertreter Armstrongs seiner Agentur eine Spende von 250.000 Dollar angeboten habe. Armstrong verneinte dies im Gespräch mit Winfrey jedoch vehement. Kalkül wegen möglicher weiterer Schadensersatzforderungen oder tatsächlich die Wahrheit?

Er hoffe irgendwann wieder an Wettkämpfen teilzunehmen, denn er sei nun einmal ein Wettkampftyp. Außerdem Er hoffe, so Armstrong am Ende des Interviews, dass er künftig nicht wieder ausrutschen und vom rechten Weg abkommen werde: "Dies ist die größte Herausforderung für den Rest meines Lebens."