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Militär gegen Mob

21. Mai 2008

Die tagelangen fremdenfeindlichen Krawalle in Südafrika haben mindestens 42 Tote gefordert. Präsident Thabo Mbeki hat nun den Einsatz der Armee befohlen.

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Polizisten versuchen in Reiger Park bei Johannesburg, einen Mob mit Gummigeschossen zu zerstreuen, Quelle: AP
Polizisten versuchen in Reiger Park bei Johannesburg, einen Mob mit Gummigeschossen zu zerstreuenBild: AP
Thabo Mbeki Präsident von Südafrika
Thabo MbekiBild: AP

Nach der Eskalation fremdenfeindlicher Gewalt in Südafrika mit mindestens 42 Toten und hunderten Verletzten hat Präsident Thabo Mbeki einen Einsatz der Armee angeordnet. Sie soll weitere Ausschreitungen in der Gauteng-Provinz unterbinden, zu der die Städte Johannesburg und Pretoria gehören. "Präsident Thabo Mbeki hat einer Bitte der Polizei für den Einsatz des Militärs entsprochen, um anhaltende Angriffe auf Ausländer in der Gauteng-Provinz zu stoppen", teilte das Amt des Präsidenten am Mittwoch (21.5.2008) mit. Nach Angaben der Polizei wurden mittlerweile nahezu 30.000 Menschen vertrieben. Mosambikaner fliehen zu Tausenden in Todesangst zurück in ihre Heimat, berichtete der Rundfunk.

Mit Flaschen und Stöcken

In einem Vorort der Hafenstadt Durban ging eine Gruppe von 200 Randalierern mit Flaschen und Holzstöcken bewaffnet auf die Straße, wie die Polizei mitteilte. "Sie griffen eine Gaststätte an, von der sie glaubten, sie würde von Nigerianern betrieben", sagte Polizeisprecherin Phindile Radebe. Nach Ansicht des Provinz-Ministers Bheki Cele war der Angriff in dem Armenviertel Umbilo politisch motiviert. Der für Sicherheitsfragen zuständige Politiker der Provinz KwaZulu-Natal warf der oppositionellen Inkatha Freedom Party (IFP) vor, die Bewohner eines Wohnheims in Umbilo zu dem Angriff aufgehetzt zu haben. Die IFP wies das als unverantwortlich zurück und verurteilte ihrerseits die Gewalt.

Geflohene Ausländer vor einer Polizeistation in Germiston, Quelle: AP
Geflohene Ausländer vor einer Polizeistation in GermistonBild: AP

In Johannesburgs Township Tembisa wurden drei Menschen mit Schusswunden ins Krankenhaus gebracht. Dort waren Elite-Einheiten der Polizei erneut gegen hunderte Bewohner vorgegangen, die auf der Suche nach Zuwanderern aus anderen afrikanischen Ländern unterwegs waren. Erneut standen Unterkünfte in Flammen. Auch aus dem Ort Vereeniging gab es unbestätigte Berichte über Einschüchterungen ausländischer Bewohner. Im Armenviertel Primrose wurde den in die Polizeiwache geflohenen Mosambikanern die Chance gegeben, sich mit Bussen in die Heimat fahren zu lassen. Mehrere Flüchtlinge beschwerten sich nach Medienberichten über vereinzelte Einschüchterungen durch Polizisten.

Viele Südafrikaner machen Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern für Arbeitslosigkeit und eine hohe Kriminalitätsrate verantwortlich. Die Gewalt der vergangenen Tage richtete sich besonders gegen Einwanderer aus dem verarmten Nachbarland Simbabwe. Die Gewalt hatte vor zehn Tagen in der Johannesburger Township Alexandra begonnen. In der an Mosambik grenzenden Provinz hatte es erste Übergriffe gegen Zuwanderer bereits am Dienstag gegeben. Hütten gingen in Flammen auf, Geschäfte von Ausländern wurden geplündert.

Sorge um die WM

Derweil steigt die Sorge um die Konsequenzen für den Tourismus und die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in dem Kap-Staat. Auch die nationale Währung, der Rand, ist stark gefallen. Danny Jordaan, der Chef des WM-Organisationskomitees, erklärte, die Gewalt stehe in krassem Gegensatz zur Idee eines völkerverbindenden Sportereignisses und zu allen Idealen eines demokratischen Südafrikas. Die FIFA betonte, die sei besorgt über die Gewalt, setze aber auf die einigende Kraft des Fußballs. Alle Fristen des WM-Fahrplans seien jedoch einzuhalten.

Ein Opfer der Gewalt in Reiger Park, Quelle: AP
Ein Opfer der Gewalt in Reiger ParkBild: AP

Das Auswärtige Amt in Berlin rief unterdessen Besucher zu zusätzlicher Vorsicht auf. Derzeit werde Reisenden dringend davon abgeraten, die Innenstadt von Johannesburg oder die sogenannten Townships in den Randgebieten anderer Großstädte zu besuchen, hieß es in einem aktuellen Hinweis. Dies gelte auch für organisierte Reisen. (sams)

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