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Argentinien gibt Ermittlungsakten frei

14. März 2015

Verschleierung und Strafvereitelung - die Vorwürfe im Fall Nisman wiegen schwer. Jetzt geht die argentinische Regierung in die Offensive und gibt alte Ermittlungsakten frei. Ob diese erhellend sind, ist fraglich.

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Ein Polizist vor dem teilweise eingestürzten Amia-Gebäude in Buenos Aires nach dem Bombenanschlag am 18. Juli 1994 (Archivbild: AFP)
Verheerende Sprengkraft: Am 18. Juli 1994 wurde auf das Amia-Hilfswerk in Buenos Aires ein Anschlag verübtBild: AFP/Getty Images/D. Luna

Argentiniens Regierung hat die Freigabe aller Ermittlungsakten zum Anschlag auf das Gebäude des jüdischen Hilfswerks Amia im Jahr 1994 angeordnet. Bei der Explosion waren 85 Menschen getötet und 300 verletzt worden. Alle Dokumente würden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, heißt es in einem offiziellen Erlass. Dies gelte auch für neuere Akten, die zwar nicht Teil der Ermittlungen waren, aber "von Interesse für die Untersuchung" sein könnten.

Vertreter der jüdischen Gemeinde in Argentinien reagierten verhalten auf die Nachricht. Weil die damaligen Ermittler inzwischen unter dem Verdacht stünden, "Teil eines Systems" gewesen zu sein, "das die Kontrolle verlor", sei der Wahrheitsgehalt der in den Akten enthaltenen Informationen zweifelhaft, sagte Waldo Wolff vom jüdischen Dachverband Daia in einem Radiointerview.

Mysteriöser Tod des Sonderermittlers

Die aktuelle Brisanz des Falls liegt in seiner Verbindung zum ungeklärten Tod des Staatsanwalts Alberto Nisman, den man im Januar erschossen in seiner Wohnung fand. Es ist offen, ob er sich das Leben nahm oder - kurz vor einer möglicherweise brisanten Aussage im Parlament - ermordet wurde.

Als Sonderstaatsanwalt war Nisman für die Aufklärung des Attentats von 1994 zuständig. Die argentinische Justiz macht den Iran dafür verantwortlich. Nisman hatte wenige Tage vor seinem Tod Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner und Außenminister Héctor Timerman beschuldigt, die Ermittlungen aufgrund politischer und wirtschaftlicher Interessen zu behindern.

Pannen und Personalwechsel

Der Bombenanschlag, der auch rund 400 Gebäude und Geschäfte beschädigte oder zerstörte, ist der bisher schlimmste Terrorakt in Argentinien. In dem südamerikanischen Land leben etwa 150.000 Juden. Die jüdische Gemeinde in Buenos Aires gilt nach der in New York als zweitgrößte außerhalb Israels.

Der Anschlag auf Amia löste die größte Ermittlungsaktion der argentinischen Justizgeschichte aus, die jedoch von Pannen und häufigen Personalwechseln überschattet wurde. Die Akten umfassen über 250.000 Seiten. Bis heute wurde niemand für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.

jj/sti (afp, epd)