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Arcelor wehrt sich gegen feindliche Übernahme

27. Januar 2006

Der luxemburgische Stahlriese Arcelor will gegen eine feindliche Übernahme durch den Weltmarktführer Mittal Steel kämpfen. Die Arcelor-Führung hat einstimmig beschlossen, das Übernahmeangebot zurückzuweisen.

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Übernahmeschlacht am StahlmarktBild: AP

Der luxemburgische Stahlriese Arcelor, weltweit die Nummer zwei in der Branche, stehe bereit zum Widerstand gegen eine feindliche Übernahme durch den Weltmarktführer Mittal Steel, hieß es aus dem Unternehmen. Arcelor-Chef Guy Dollé zeigte sich am Montag (30.1.2006) im Radiosender Europe 1 zudem überzeugt, die europäische Gruppe werde die begonnene Schlacht gewinnen. "Es wird eine lange Schlacht. Wir sind solide, und wir sind Marathonläufer", sagte er.

"Ein bisschen lächerlich"

Dollé rechnet damit, dass der Übernahmekampf "mindestens vier bis sechs Monate" dauert. Seit einem Jahr wisse Arcelor um das Interesse von Mittal, doch brauche die Gruppe Mittal nicht. "Eine Zukunft des Unternehmens allein ohne Mittal ist weit besser für seine Aktionäre

und seine Beschäftigten", sagte Dollé. Das 18,6 Milliarden schwere Angebot von Mittal bezeichnete er als "ein bisschen lächerlich". Vorstand und Aufsichtsrat von Arcelor hatten sich am Sonntag zur Abwehr einer Übernahme formiert.

Globaler Champion

Dagegen sieht der Mittal-Chef in einer Übernahme "die einzigartige Chance, einen soliden europäischen globalen Champion zu schaffen". Der Pariser Zeitung "Les Echos" sagte Lakshmi Mittal, Europa brauche einen solchen Champion, um seine Arbeitsplätze zu schützen.

"Nur eine starke Gruppe stellt eine wirkliche Garantie für dauerhafte Beschäftigung dar." Zwischen den Stahlriesen gebe es vielfältige Synergien, etwa in Einkauf, Marketing, Forschung und Entwicklung.

Unterschiede in der Unternehmenskultur

Der Arcelor-Chef nannte Mittal in dem Interview einen geschickten Verführer, der nicht immer die Wahrheit sage. Er habe Mittal in einem Gespräch am 14. Januar gesagt, dass drei Viertel der Fusionen an den Unterschieden in der Unternehmenskultur scheiterten. Mittal habe bei dem Treffen Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet, doch "ich habe nicht Nein gesagt, und selbstverständlich auch nicht Ja."

Es fügt sich für Thyssenkrupp

Sollte die Arcelor-Übernahme gelingen, verkauft Mittal den kanadischen Stahlkonzern Dofeascco. ThyssenKrupp habe sich verpflichtet, bis zu 100 Prozent der Anteile von Dofasco zum Preis von 68 kanadischen Dollar je Aktie zu erwerben, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der Gesamtwert des Geschäfts liegt umgerechnet bei 3,8 Milliarden Euro.

Thyssen Krupp Stahlwerk
ThyssenKrupp Hochofen in DuisburgBild: dpa

Erst vor wenigen Tagen war ThyssenKrupp aus dem Bieterwettstreit um Dofasco ausgestiegen, nachdem der luxemburgische Stahlriese Arcelor mehr geboten hatte. ThyssenKrupp hatte damit nach Meinung von Analysten den Anschluss an die Weltliga der Branche verpasst. Die ThyssenKrupp-Aktien legten als Reaktion um knapp neun Prozent zu.

Der Inder Lakshmi Mittal hatte in den vergangenen Jahren durch eine Reihe spektakulärer Übernahmen in der Branche einen Stahlgiganten geschmiedet, der im vergangenen Jahr Arcelor als die Nummer eins überholte.

(sams/chr)