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Arbeiter plündern Supermärkte

8. August 2012

Radikale Gewerkschafter haben in Andalusien Supermärkte ausgeräumt und die Lebensmittel nach Art von Robin Hood an Bedürftige verteilt. Die Aktion soll die Öffentliche Meinung mobilisieren - der Staat greift hart durch.

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Spanische Gewerkschafter räumen einen Supermarkt aus (foto:EPA/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auf das grassierende Elend aufmerksam machen und gleichzeitig kämpferisch und praktisch für Abhilfe bei Notleidenden sorgen: Die anarchistische und symbolträchtige Aktion im Süden Spaniens wurde getragen von militanten Gewerkschaftern und unterstützt von linken Politikern. Die Reaktion der Regierung ließ nicht lange auf sich warten. Innenminister Jorge Fernández Díaz ordnete umgehend die Festnahme der Gewerkschafter und Demonstranten an.

"Eine zivilisierte und demokratische Gesellschaft" dürfe es nicht zulassen, dass "die Leute das Recht in die eigene Hand nehmen", erklärte der konservative Minister in Madrid. Auch die sozialistische andalusische Regionalregierung verurteilte die Aktion und sprach von "Barbarei". 

Gesucht werden vor allem die Aktivisten der Gewerkschaft der andalusischen Arbeiter (SAT). Ihr Führer Juan Manuel Sanchez Gordillo soll in einem besetzten Haus nahe Sevilla aufgegriffen worden sein.

"Selbsthilfe" in der Krise

Die Demonstranten hatten zwei Filialen großer Supermarkt-Ketten in Ecija und Arcos de la Frontera quasi geplündert. Sie füllten die Einkaufswagen bis  obenhin mit Lebensmitteln, gingen ohne zu zahlen und ließen die gestohlenen Waren an Arbeitslose und Suppenküchen verteilen. An der Aktion in einem der Supermärkte nahm unter anderem der Dorfbürgermeister von Marinaleda teil, ein Politiker der Vereinigten Linken (IU).

Spanien macht eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise durch. Die tiefgreifende Sparpolitik der konservativen Regierung unter Mariano Rajoy verschärft die soziale Lage der schwächeren Schichten und der Jugend. In Andalusien liegt die Arbeitslosenquote bei 34 Prozent. Immer wieder war es in den vergangenen Wochen landesweit zu Massenkundgebungen gekommen, zum Teil auch mit gewaltsamen Übergriffen. 

Die nordspanische Stadt Girona griff beim Schutz von Supermärkten vor Armen und Obdachlosen zu drastischen Mitteln. Weil immer mehr Bedürftige die Müllcontainer nach Essbarem durchwühlen, sollen diese nun verschlossen werden. Begründung: Das Gesundheitsrisiko und - die "soziale Beunruhigung", die von der Suche ausgeht. Die Notleidenden sollten sich besser bei den sozialen Einrichtungen melden, so die Stadtverwaltung.   

SC/gmf (dpa, afpe)