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Arafat zur Behandlung in Paris

29. Oktober 2004

Der schwer kranke Palästinenserpräsident Jassir Arafat hat zum ersten Mal seit 2001 die Palästinensergebiete verlassen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er zur weiteren medizinischen Behandlung ausgeflogen.

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Sorge um ArafatBild: AP

Umringt von einer großen Menschenmenge wurde Arafat am Freitagmorgen aus seinem Amtssitz in Ramallah in einer schwarzen Limousine zu einem Helikopter gebracht, der kurz darauf abhob. An Bord der Maschine und eines zweiten Helikopters sollen eine Reihe von ranghohen Mitgliedern der Palästinenserführung sein, darunter auch Chefunterhändler Sajeb Erakat. Anhänger und palästinensische Repräsentanten jubelten ihm zu. In der jordanischen Hauptstadt Amman wartet bereits eine Maschine für den Weiterflug nach Paris.

Arafat unter seinen Ärzten
Arafat unter seinen Ärzten (28.Okt.2004)Bild: AP

Diagnose unklar

Arafat soll bereits seit zwei Wochen krank sein, seit mehreren Tagen kursierten Gerüchte, dass sich sein Zustand zunehmend verschlechtere. Am Wochenende hatten ihn tunesische Mediziner untersucht. Am Montag unterzog sich Arafat einer Magenspiegelung, bevor am Donnerstag ein internationales Team von 15 Ärzten hinzugezogen wurde. Es wurden Veränderungen im Blutbild festgestellt. Diese könnten "von einer Virusinfektion, einer Krebserkrankung oder einer Blutvergiftung" herrühren, sagte einer von Arafats behandelnden Medizinern der Nachrichtenagentur AFP in Ramallah. Einer der Ärzte sagte, man sei zu dem Schluss gelangt, dass die beste Behandlung in Paris gegeben sei. Nach Angaben eines Vertrauten leidet der
Palästinenser-Präsident möglicherweise an Leukämie.

Wird er zurückkehren?

Arafat sitzt seit etwa drei Jahren in seinem schwer beschädigten Amtssitz in Ramallah fest, denn der Palästinenserpräsident steht seit Dezember 2001 de facto unter Hausarrest. Nachdem sich sein Gesundheitszustand in den vergangenen Tagen dramatisch verschlechtert hatte, sicherte die israelische Regierung ihm zu, ihn nach einer Behandlung im Ausland wieder in die Palästinensergebiete zurückkehren zu lassen. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte, Arafat dürfe zur medizinischen Behandlung "gehen, wohin er will, einschließlich ins Ausland". Man betrachte dies als eine humanitäre Angelegenheit.

Mädchen mit Poster von Palästinenserführer Yasser Arafat Machtkampf Abbas Arafat
Mädchen zeigen stolz ein Arafat-Plakat (2003)Bild: AP

Wer folgt?

Seit mehr als 40 Jahren kämpft Arafat an vorderster Front für einen palästinensischen Staat. Er dominiert die palästinensische Politik so sehr, dass sich bisher kein klarer möglicher Nachfolger etablieren konnte. Nach den palästinensischen Gesetzen würde im Falle seines Todes zunächst Parlamentspräsident Rawhi Fattuh für maximal 60 Tage als Übergangspräsident der Autonomiebehörde eingesetzt werden.

Um die laufenden Regierungsgeschäfte zu führen, wurde ein dreiköpfiges Notfall-Komitee gebildet. Ihm gehört neben Abbas und Kureia auch der Chef des Palästinensischen Nationalrats Salim Zaanun an. Sie versetzten die palästinensischen Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Sämtliche Mitglieder der Sicherheitsdienste seien aufgerufen worden, sich umgehend auf ihre Posten zu begeben, sagte ein Palästinenservertreter einer Nachrichtenagentur. "Die Lage ist ernst, wir müssen morgen prüfen, was auf der Ebene der palästinensischen Führung zu tun ist." (arn/kas)

Machtlos im Fadenkreuz
Was von Arafats Amtssitz übrig istBild: AP