1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kick it in Bahrain

25. Oktober 2010

In Bahrain kicken in dieser Woche nationale Frauen-Fußballteams aus acht arabischen Ländern gegeneinander, unterstützt vom Auswärtigen Amt und der Deutschen Welle. Das Ziel: Ein Ticket nach Deutschland.

https://p.dw.com/p/PegG
Jordanisch-palästinensisches Freundschaftsspiel in Ramallah 2009 (Archivfoto: dpa)
Kicken in Ramallah: Jordanien (weiß) gegen Palästina (rot)Bild: picture alliance/dpa

Reema Mussa’ada fiebert dem Arabia Cup in Bahrain schon lange entgegen. "Wir reisen nach Manama, um zu gewinnen", sagt die Torhüterin des jordanischen Fußball-Frauenteams selbstbewusst. Im Vergleich zu den anderen Mannschaften sei die jordanische eine der Besten, meint die 27-Jährige, denn das Team arbeite hart und mit Begeisterung.

Die Konkurrenz ist allerdings groß. Nationale Frauenfußball-Teams aus acht arabischen Ländern nehmen an dem zehntägigen Turnier (Beginn: 18.10.2010) in der Hauptstadt von Bahrain teil. Das Motto des Turniers lautet "Auf dem Weg nach Deutschland". Denn in Deutschland wird im kommenden Jahr die Fußballweltmeisterschaft der Frauen stattfinden. Die Siegermannschaft des Arabia Cups kann im Vorfeld dieser WM an einem exklusiven Training in Deutschland teilnehmen, organisiert unter anderem vom Deutschen Fußballbund (DFB).

Vorurteile verhindern Entwicklung

Monika Staab zeigt der Frauenfußball-Mannschaft aus Pakistan 2007 wie man kickt (Archivfoto: dpa)
Monika Staab hat bereits die pakistanische Fußballfrauen-Mannschaft trainiertBild: picture alliance/dpa

Reema Mussa’ada möchte unbedingt beim Lehrgang in Deutschland dabei sein. Sie spielt seit ihrer frühen Kindheit Fußball. Damals dribbelte sie nur mit ihren Brüdern. Später, 2005, war sie dann bei der Gründung des jordanischen Frauenfußball-Teams dabei. In ihrer Familie, sagt sie, habe sie wegen des Fußballspielens nie Probleme gehabt - obwohl weibliche Fußballer in arabischen Ländern meist noch viel stärker um Akzeptanz kämpfen müssen als in westlichen Ländern. "Zu Beginn waren die Menschen in Jordanien sehr skeptisch", erzählt die Torhüterin. "Sie fanden es komisch, dass Frauen Fußball spielen." Mittlerweile habe sich die Situation jedoch entwickelt und man akzeptiere, dass auch Frauen auf dem Fußballplatz stünden.

Monika Staab aus Deutschland, die im Auftrag des Fußball-Weltverbandes FIFA als Beraterin in Sachen Frauenfußball tätig ist, weiß um die Vorurteile, mit denen die Fußballspielerinnen in der arabischen Welt oftmals konfrontiert werden. Seit drei Jahren arbeitet sie für die FIFA und hat inzwischen fast alle arabischen Staaten bereist. Aus ihrer Sicht behindern kulturelle und religiöse Traditionen sowie Ängste nach wie vor die Entwicklung des Frauenfußballs in der arabischen Welt. "Die Eltern sagen, dass Fußball nur was für die Jungs ist und nichts für die Mädchen", erzählt Monika Staab. Auch mit Drohungen wie "Wenn du Fußball spielst, bekommst du keine Kinder und keinen Mann" müssten sich die fußballbegeisterten Mädchen auseinandersetzen, bedauert die FIFA-Beraterin.

Kicken mit Schleier

Das Plakat zum Arabia Cup in Bahrain mit der Aufschrift 'Women's Football Cup' (Foto: DW)
Das Plakat zum Arabia Cup in Bahrain - auch die Deutsche Welle unterstützt das Turnier

Auf ihren Reisen erfährt Monika Staab von den Schwierigkeiten, denen die Mannschaften in der arabischen Welt im Alltag ausgesetzt sind. So könnten die Mädchen in den palästinensischen Gebieten aufgrund der israelischen Sperren oft nicht zum Training erscheinen oder gegen andere Teams spielen, erzählt die ehemalige Präsidentin des 1. Frauen Fußball Clubs Frankfurt. In Katar, wo sich die meisten Mädchen mit Beginn der Pubertät verschleiern müssen, gelte es Trainingsplätze zu finden, die von Männern nicht besucht werden können. Dennoch ist Monika Staab mit den Entwicklungen in der arabischen Welt zufrieden. "In den letzten drei Jahren sind unglaublich Fortschritte gemacht worden", berichtet sie erfreut. Es sei toll zu beobachten, wie glücklich die Spielerinnen seien.

"Der Arabia Cup ist genau das, was die Region braucht", findet die FIFA-Beraterin, denn auch auf sportlichem Wege könnten Vorurteile innerhalb der Gesellschaften abgebaut werden. Vor allem müsse sich die ablehnende Meinung der Männer ändern, so Staab. In Bahrain beschrieben viele Männer ihre Frauen als Glaskristalle, die zerbrechen würden, wenn sie Fußball spielten, berichtet sie. "Es gilt die Männer davon zu überzeugen, dass ihre Glaskristalle Fußball spielen können und trotzdem nicht zerbrechen."

Der Arabia Cup wird in Partnerschaft mit dem deutschen Auswärtigen Amt veranstaltet. Neben den Fußballspielen gibt es auch weitere internationale Begegnungen, an denen auch die Deutsche Welle beteiligt ist. Für die deutsche Frauenmusikgruppe "German Women Jazz Orchestra" steht nach einem Auftritt zur Eröffnung ein mehrtägiger Workshop mit Musikern aus Bahrain auf dem Programm. Und in einem Trainings-Workshop der Deutsche Welle-Akademie erproben arabische Sportjournalistinnen neue Formen der Fußball-Berichterstattung.

Autorin: Magdalena Suerbaum

Redaktion: Rainer Sollich / Diana Hodali