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Apples kleiner Umweltskandal

Greta Hamann24. Juli 2012

Kann ein Computer zu dünn sein? Apple meint nein. Umweltschützer sagen ja. Damit der neueste Apple-Laptop schön flach ist, wurde der Akku eingeklebt. Damit ist das Gerät schwieriger zu recyceln - und zu reparieren.

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epa03260387 Handout image released by Apple 11 June, 2012 of the new MacBook Pro with Retina Display which was introduced at the Apple World Wide Developers Conference in San Francisco, California, USA, 11 June 2012. The new MacBook Pros feature a quad-core i7 chip at up to 2.7GHz, up to 16GB of RAM, a new NVIDIA GeForce GT 650M graphics processor, all flash storage and is only .71 (1.8 cm) thick. EPA/APPLE / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES +++(c) dpa - Bildfunk+++ pixel
MacBook Pro mit Retina DisplayBild: AP

Kyle Wiens lebt und arbeitet in Kalifornien. Sein Beruf: Computer, Smartphones und andere Elektroprodukte auseinandernehmen. Nutzer rund um den Globus kennen seine Anleitungen, die dabei helfen, Computer oder anderes selbst zu reparieren. Immer, wenn ein neues und interessantes Produkt auf dem Markt ist, holt er es sich und schraubt es erstmal auf. Die Ergebnisse präsentiert er dann auf seiner Internetseite iFixit, zu Deutsch: Ich repariere es.

Auch den neusten Apple-Laptop, das MacBook Pro mit hochauflösendem Retina Display, haben sich Wiens und sein Team von innen angeschaut: "Als wir das MacBook geöffnet haben, haben wir schnell gesehen, dass es hier Probleme gibt: Apple hat den Akku am Gehäuse fest geklebt. Das macht es fast unmöglich, den Akku vom Computer zu trennen." Falls der Akku mal kaputt gehen sollte, und das kommt sehr häufig vor, kann nur der Apple-Service die Teile austauschen. Doch manche Menschen geben ungern ihren Computer mit persönlichen Daten ab.

Kyle Wiens schraubt an einem Computer. FOTO: iFixit
Kyle Wiens hat die Plattform iFixit zum selbst reparieren gegründetBild: iFixit

Bei Recycling-Spezialisten berüchtigt

Außerdem erschweren zusammengeklebte Materialien die Wiederverwertung. Dafür sind Apple-Produkte bei Recyclern bereits bekannt, so ein Recyclingunternehmer, der ungenannt bleiben möchte, gegenüber DW. Meistens seien sie fest verschlossen und nur mit viel Aufwand auseinander zu nehmen. Oft müsse man sie sogar aufbrechen, was Zeit und Energie koste. Auch die Verklebung des Akkus mit einem anderen Material, wie es bei mehreren Apple-Produkten der Fall ist, sieht der Spezialist skeptisch. Dadurch sei viel mehr Aufwand nötig, um die Geräte in seine Einzelteile zu zerlegen.

Laptop im Profil. FOTO: dpa
Extra dünn: MacBook Pro mit Retina Display - und ohne optisches LaufwerkBild: picture-alliance/dpa

Apple bezeichnet das MacBook Pro mit Retina Display als den besten Computer, den es gibt. Kyle Wiens glaubt, dass es auf jeden Fall der am schwierigsten zu reparierende Computer ist. Immer dünner, immer kompakter, immer umweltschädlicher. Das ist Wiens Fazit. Denn einen Computer, den man nicht reparieren kann, schmeißt man weg und kauft einen neuen - nicht gerade ein Plus für die Umweltbilanz.

Kein Umweltsiegel mehr

Kurz nachdem der neue Laptop auf den Markt kam, kündigte Apple an, seine Produkte nicht mehr unter einem in den USA üblichen Umweltsiegel, dem EPEAT, zu führen. Die Gründe für den Austritt wollte Apple auf Anfrage von DW nicht nennen. Das EPEAT-Siegel legt jedoch auch großen Wert darauf, dass man die Geräte gut recyceln kann.

Der neuste Apple-Laptop, MacBook Pro Retina auseinander gebaut. FOTO: iFixit
Der Akku ist fest im Gehäuse des Apple Laptops verklebtBild: iFixit

Kunden rund um den Globus protestierten gegen Apples Austritt. Die Stadt San Francisco kündigte an, ihre Angestellten nicht mehr mit Apple-Produkten ohne das Siegel auszustatten. Denn in den meisten öffentlichen Einrichtungen in den USA muss ein bestimmter Anteil der Elektronikprodukte ökologische Standards erfüllen.

Apple gesteht Fehler ein

Das Unternehmen hat schnell gemerkt, dass es einen Fehler gemacht hat. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Apple. Gleichzeitig verwies der Konzern aber darauf, dass es trotzdem das umweltfreundlichste und fortschrittlichste Elektro-Unternehmen sei.

Der neueste Apple-Laptop von innen: MacBook Pro Retina. FOTO: iFixit
So sieht der neue Apple-Laptop von innen ausBild: iFixit

Apple handele in vielen Punkten sehr fortschrittlich und sei in Sachen Nachhaltigkeit in der IT-Branche oft führend gewesen, sagt Christian Wölbert, Experte für grüne IT bei der Computerfachzeitschrift c´t. Trotzdem könne man kein absolutes Urteil über das Unternehmen fällen: "Das Thema grüne IT ist sehr komplex. Man kann kaum sagen, woher die tausenden von Komponenten und woher die einzelnen Rohstoffe in einem Notebook tatsächlich stammen." Weil man zudem nicht wisse, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe abgebaut und die Bauteile hergestellt wurden, könne man schließlich auch nicht beweisen, ob ein Hersteller wirklich "grün" sei, so Wölbert.

Allgemeiner Trend

Ob man ein Produkt gut recyceln kann oder nicht, kann man dagegen sehr gut beurteilen. Und in dem Punkt ist Apple derzeit nicht Vorreiter in der Branche. Kyle Wiens von iFixit sieht bei Apple einen Trend: "Apple klebt immer mehr Teile in den Geräten zusammen. Das trifft nicht für alle Produkte zu, aber es ist auf jeden Fall die Richtung, in die Apple geht." Zum Beispiel sei das iPad3 ebenfalls sehr kompliziert zusammen geklebt, und das neueste Smartphone von Apple habe spezielle Schrauben, die ohne spezielles Werkzeug nicht zu lösen sind.

Kyle Wiens hofft deshalb auf die Konsumenten. Sie seien die einzigen, die Apple zum Umdenken bringen könnten - durch ihre Kaufentscheidung.