1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Apple lässt Zulieferer in China überprüfen

15. Februar 2012

Der US-Elektronikkonzern Apple will die Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer untersuchen lassen. Arbeitsrechts-Experten vermuten dahinter allerdings nur eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit.

https://p.dw.com/p/143VX
Apple: Rekordgewinn bei schlechten Arbeitsbedingungen? (Foto: AP Photo/Jeff Chiu)
Apple: Rekordgewinn bei schlechten Arbeitsbedingungen?Bild: AP

Knapp drei Wochen ist es her, da verkündete der iPhone-Hersteller Apple Rekordzahlen: Im letzten Quartal 2011 konnte der Konzern einen Gewinn von mehr als 13 Milliarden Dollar verbuchen - so viel wie noch nie. Zum Vergleich: Der Internetriese Google machte im gleichen Zeitraum einen Gewinn von 2,7 Milliarden Dollar.

Apples beeindruckende Zahlen haben möglicherweise jedoch eine Schattenseite: Kritiker werfen Apple vor, seine Kultprodukte in China unter teilweise unmenschlichen Bedingungen herstellen zu lassen. Besonders Apples größter Zulieferer, das taiwanesische Unternehmen Foxconn, geriet in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik. Foxconn mit seinen mehr als einer Million Mitarbeitern gehört zu den größten Elektronik- und Computerproduzenten der Welt und arbeitet auch für Intel, Dell und HP. In seinen riesigen Fabriken in China begingen mindestens 14 Arbeiter Selbstmord. Mehrmals kam es zu schweren Unfällen und Explosionen.

Kontrollen in Zuliefererfabriken

Am Montag (13.202.2012) kündigte Apple an, die Arbeitsbedingungen in den Zuliefererfabriken ab sofort durch die Organisation "Fair Labor Association" überprüfen zu lassen. "Wir glauben, dass Arbeiter überall das Recht auf eine sichere und gerechte Arbeitsumgebung haben. Deswegen haben wir die Fair Labor Association gebeten, die Leistung unserer größten Zulieferer unabhängig zu überprüfen", so Apple-Chef Tim Cook in einer Pressemitteilung.

Seit 2007 veröffentlicht Apple selbst jährliche Untersuchungen über die Arbeitsbedingungen in den Zulieferer-Fabriken. Diese sind jedoch nicht transparent. Die Namen der Zulieferer werden nicht genannt, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sind nicht nachvollziehbar. Zum ersten Mal beauftragt Apple nun eine Organisation von außen. Laut Apple nehmen die Zulieferer freiwillig an den Kontrollen teil. Die kompletten Ergebnisse und auch die Namen der Zulieferer sollen veröffentlicht werden.

Geoffrey Crothall von der Organisation China Labor Bulletin hält Apples Vorgehen jedoch für Augenwischerei. Es sei schlicht der Versuch, Kritiker zu beruhigen. "Das ist nur geschickte Öffentlichkeitsarbeit. Es spielt gar keine Rolle, ob Apple die Untersuchungen selbst macht oder irgendjemand anders." Solche Untersuchungen seien keine effektive Methode, um die Arbeitsbedingungen in den Fabriken in China zu verbessern, so Crothall. "Die kontrollierten Unternehmen wissen ja, dass Kontrolleure kommen. Und sie wissen, wie sie sich im besten Lichte präsentieren, wenn die Kontrolleure kommen."

Keine unabhängige Kontrolle?

Anlass zur Kritik gibt auch die Zusammenarbeit mit der Fair Labor Association. Bürgerrechtler halten die Organisation für nicht unabhängig. Im Vorstand sitzen neben Vertretern von Universitäten und Nichtregierungsorganisationen auch Konzerne wie Nike oder Hanes - Unternehmen, die bereits wegen schlechter Produktionsbedingungen in Schwellenländern in die Kritik geraten sind.

Die Aktivistin Debby Chan von der in Hongkong ansässigen Arbeitsrechtsorganisation "Students and Scholars against Corporate Missbehaviour", kurz SACOM, hält die von Apple angekündigten Kontrollen allenfalls für einen ersten Schritt. Immerhin reagiere Apple nun auf den öffentlichen Druck, so Chan. "Vor zwei Jahren hat noch niemand nach den Umständen gefragt, unter denen Apple-Produkte hergestellt werden. Aber inzwischen sind sich immer mehr Konsumenten über die schlechten Arbeitsbedingungen bei den Apple-Zulieferern bewusst."

"Apple muss Probleme lösen"

SACOM hat bereits mehrere Untersuchungen zu den Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Apples größtem Zulieferer Foxconn durchgeführt. Dabei kam heraus, dass viele Arbeiter zwölf Stunden täglich arbeiten mussten, die meiste Zeit stehend. Überstunden wurden nicht bezahlt, Regeln zum Arbeitsschutz missachtet.

Protestaktion gegen Selbstmorde bei Foxconn. (Foto: ddp images/AP Photo/Kin Cheung)
Protestaktion gegen Selbstmorde bei FoxconnBild: dapd
An Foxconns Fließbändern lassen auch Intel, Dell und HP arbeiten (Foto: ddp images/AP Photo/Kin Cheung)
An Foxconns Fließbändern lassen auch Intel, Dell und HP arbeitenBild: dapd
Apple CEO Tim Cook verspricht Transparenz bei Zulieferern. (Foto: AP Photo/Paul Sakuma)
Apple CEO Tim Cook verspricht Transparenz bei ZulieferernBild: dapd

20.80.2010 09 Uhr

Die von Apple angekündigten Kontrollen hält Debby Chan inzwischen nicht mehr für notwendig. "Die Probleme sind hinlänglich bekannt und Apple weiß darüber Bescheid. Apple ist verpflichtet diese Probleme zu lösen.“ Man müsse abwarten, was am Ende dabei herauskomme. "Ich bezweifle noch, ob das hier wirklich ein vielversprechender Schritt ist“, so Chan.

Seit Montag sind die Mitarbeiter der Fair Labor Association in die Zuliefererfabriken ausgeschwärmt. Sie sollen tausende Arbeiter zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen sowie über Gesundheit, Arbeitsschutz und Überstunden befragen, teilte Apple mit. Welche Konsequenzen aus den Ergebnissen gezogen werden sollen, ließ das Unternehmen offen.  

Autor: Christoph Ricking
Redaktion: Matthias von Hein