1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Apokalypse und Alltag

22. August 2002

Afrikanische Literatur hat keinen besonders hohen Stellenwert. Das gilt nicht nur außerhalb des Kontinents, sondern auch in Afrika selbst. Wer sich Bücher leisten kann, interessiert sich kaum für Autoren aus der Heimat.

https://p.dw.com/p/2WeG
Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka (Foto: AP)
Literatur-Nobelpreisträger <br>Wole SoyinkaBild: AP

"Afrikas Bücher führen selbst zu Hause eine Randexistenz", sagt der Autor und Kulturwissenschaftler Ali Mazrui aus Kenia. "Und das, obwohl Afrika drei Literaturnobelpreisträger vorweisen kann: Nadine Gordimer, Wole Soyinka und Nagib Mahfus." Vor zwei Jahren beschloss Mazrui deshalb, afrikanische Schriftsteller innerhalb und außerhalb des Kontinents bekannter zu machen.

Erhalt der Visionen

Zusammen mit einer 17-köpfigen Jury von Wissenschaftlern und Autoren aus Afrika und Europa stellte er eine Liste mit Afrikas "100 besten Büchern des 20. Jahrhunderts" zusammen. Jetzt wurden die Autoren der "afrikanischen Buch-Hitparade" in Kapstadt mit einer großen Gala gefeiert. Vorausgegangen war ein Symposium zur Rolle der afrikanischen Literatur in der Welt.

"Afrikas Schriftsteller haben uns durch alle Zeiten hindurch geholfen, unsere Visionen zu erhalten", sagte der Schirmherr der Veranstaltung, Kapstadts ehemaliger Erzbischof Desmond Tutu. "Und sie geben der Welt die Chance zu erkennen, dass wir uns gegenseitig brauchen und ergänzen."

Desmond Tutu und Gattin Leah Nomalizo Tutu (Archivbild: AP)
Desmond Tutu und Gattin Leah Nomalizo TutuBild: AP

Top Twelve

Die Jury hat zwölf der hundert Bücher besonders herausgehoben. Darunter ist der Roman "Things fall apart" des Nigerianers Chinua Adebe, der in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Weitere Autoren der "Top Twelve" sind die Literaturnobelpreisträger Mahfus ("Kairo-Trilogie") und Soyinka ("Ake - Eine afrikanische Kindheit"), die Mosambikanerin Mia Couto mit "Das schlafwandelnde Land", die Algerierin Assia Djebar ("Fantasia") oder der ehemalige senegalesische Präsident Senghor ("Oeuvre poétique").

"Schriftsteller sind Pioniere in jedem Erneuerungsprozess", sagte der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela, dessen Biografie "Der lange Weg zur Freiheit" ebenfalls einen Platz unter den besten 100 Büchern Afrikas bekam.

Mehr Mut zur Alltagsliteratur

Doch eine starke Stimme bekommen Autoren nur, wenn sie eine große Leserschaft erreichen. Bücher sind aber für einen Großteil der Menschen Afrikas unerschwinglich. "Unsere Hitliste soll ein Schritt sein, dies zu ändern", sagt Jury-Vorstand Mazrui. Für mehr Erfolg in Afrika und der Welt brauche es aber auch mehr Mut, meint die Schriftstellerin Veronique Tadjo von der Elfenbeinküste. Viele Autoren versuchten nur, vermeintliche Erwartungen der Verleger der "westlichen Welt" zu erfüllen. Um klar zu machen, dass Afrika mehr ist als nur der "apokalyptische Kontinent" sollte es ihrer Meinung nach mehr "Alltagsliteratur" geben. "Dann landen unsere Bücher auch nicht mehr als 'Problemlektüre' in den hinteren Regalen des Buchhandels", so Tadjo.

Die Prämierung von Afrikas besten Büchern war Teil der Internationalen Buchmesse (27.7.-3.8.) in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, die in diesem Jahr erstmals auch Veranstaltungen in Kapstadt anbietet. Die Buchmesse gilt als größte und erfolgreichste in Afrika südlich der Sahara.

Autor: Wim Abbink
Redaktion: Pia Gram