Ape Culture - Kunst und Kult der Affen
Die Distanz zwischen dem Menschen und anderen Primaten erscheint immer geringer. Ist die Kultur die goldene Grenze? Eine Ausstellung im Berliner Haus der Kulturen der Welt antwortet mit künstlerischen Interpretationen.
Der Affe als Mensch
Der gebildete Affe spielt schon lange eine besondere Rolle als Figur zwischen Mensch und Tier. Schriftsteller wie E. T. A. Hoffmann, Wilhelm Hauff und Franz Kafka setzten ihm literarische Denkmäler. Koko, die sprechende Gorilladame, wurde in den 1970ern weltberühmt. Die Dokumentation von Barbet Schroeder (1978) zeigt ihr Training, das mehr und mehr wie Gehirnwäsche wirkt.
Die Schöne und das Biest
Der Schimpanse Max als Liebhaber einer Diplomatengattin - der japanische Regisseur Nagisa Oshima (1932-2013) spielt in seiner Ehekomödie "Max, mon amour" (1986) mit dem gesellschaftlichen Wandel der Stellung der Frau. Der als "großartigste Affenromanze seit King Kong" beworbene Film persifliert die im kultivierten Ausleben außerehelicher Triebe geübte Pariser Oberschicht.
Wer kontrolliert wen?
Die Vorstellung, die sich der Mensch von seinem nächsten Verwandten macht, wandelt sich ständig. Wissenschaftliche Materialien oder Beispiele aus der Popkultur belegen es. Klaus Weber setzt sich kritisch mit den Bildern von Menschenaffen auseinander. In seiner Fotocollage "Beulen" (2008) wachsen berühmte Häupter wie Comicblasen aus dem Abbild einer Primatenplastik in Denkerpose.
Falsche Realität
In seinem Projekt "Flota Nfumu" (2009) beschäftigte sich Filip Van Dingenen mit "Schneeflöckchen", dem in ganz Spanien berühmten Albino-Gorilla, der von 1966 bis 2003 im Zoo von Barcelona lebte. Er wurde wegen seiner menschenähnlichen Mimik zum Medienstar. Als Teil einer großen Installation zeugt Van Dingenens Sammlung von Kinderbildern vom Kult um Nfumu, wie der Affe ursprünglich hieß.
Affe und Macht
Der Affengott Hanuman lebt in der javanischen Kultur, vor allem im Straßentheater. Dort gebärdet er sich als Herr und Meister und demonstriert den Zuschauern im Spiel gesellschaftliche Normen. Anja Dornieden und Juan David Gonzales Monroy greifen in ihrem teilweise surrealistischen Film "Maskierte Affen" (2014) das Macht- und Arbeitsverhältnis zwischen javanischen Affen und ihren Besitzern auf.
Menschliche Maske
Der französische Künstler Pierre Huyghe ließ sich von einem YouTube-Video zu einem Kurzfilm inspirieren: In "Fukuchan Monkey in wig, mask, works Restaurant!" arbeitet ein Affe mit Schulmädchen-Maske und Perücke in einem Restaurant in Tokio. Huyghe fand den Filmaffen und ließ ihn erneut mit Maske auftreten. In poetischen 19 Minuten wirkt das Tier wie ein Darsteller des japanischen Nō-Theaters.
Visionen einer Primatin
Ab 1968 schufen die "Planet der Affen"-Filme neue Phantasiewelten, deren Bilder sich besonders in Amerika als fester Bestandteil der Popkultur etablierten. Coco Fuscos Video "TED Ethology: Primate Visions of the Human Mind" (2015) holt die Figur der feministischen Schimpansin und Wissenschaftlerin Dr. Zira. im 21. Jahrhundert auf die Vortragsbühne zurück.
Changierende Bilder
Erik Steinbrecher arbeitet in seinen Werken mit mehrschichtigen Bildern und Wortspielen. Seine aus verschiedenen natürlichen und anorganischen Materialien gefertigte Plastik "Affe" (2015) lässt im Auge des Betrachters ein eigenes Bild mit neuer Bedeutung entstehen. Die Ausstellung "Ape Culture - Kultur der Affen" im Haus der Kulturen der Welt in Berlin ist vom 30. April bis 6. Juli zu sehen.