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Anziehendes Berlin

Wolter von Tiesenhausen3. Mai 2002

Berlin zieht viele Gäste an. Die einen kommen wegen der Kultur, meint Wolter von Tiesenhausen, die anderen wegen der Politik.

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Wen es nach Techno-Rhythmen drängt, der kommt zur Love-Parade, und wem nach Randale ist, der sollte auf keinen Fall den 1.Mai in Berlin-Kreuzberg versäumen. Mit blutiger Regelmäßigkeit messen kriminelle Schläger sich mit der Polizei, stecken Autos in Brand, plündern Läden, zertrümmern Wartehäuschen und Kneipeninterieur.

So auch in diesem Jahr. Über hundert Verletzte beklagt die Polizei. Der Sachschaden ist noch nicht zu beziffern. Doch Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit lobt die Polizei. Deren Deeskalationstaktik habe Schläger und politische Demonstranten getrennt. Das sei ein großer Erfolg. Das wird die verletzten Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrleute trösten und den ausgeplünderten Kaufleuten neuen Mut geben.

Vielleicht wird sich aber auch Otto Normalverbraucher aus Kreuzberg oder anderswo die Frage stellen, wo denn die deeskalierende Stimme des Regierenden Bürgermeisters in den Tagen davor war. Wo er in der heißen Vornacht zum 1.Mai war, das ist bekannt: mit Freund Jörg Kubicki auf der Premierefete der Geschwister Pfister in der "Bar jeder Vernunft".