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Politik

Kreativer Protest mit "Pussy Hats"

Maria Christoph
24. Mai 2017

In Brüssel haben rund 9000 Menschen gegen den US-Präsidenten demonstriert. Es gehe nicht nur um Trump, sagen viele der Aktivisten. Sie wollen ein Denkmal setzen für die Freiheit. Von Maria Christoph, Brüssel.

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Belgien "Trump not welcome" Marsch durch Brüssel | "Das ist kein Präsident"
Bild: DW/M. Christoph

Sie sind zu einem Symbol des Widerstands gegen US-Präsident Donald Trump geworden: pinkfarbene Wollmützen. Spätestens seit Ende Januar, als beim "Women’s March" Millionen Frauen von Atlanta bis Thailand für ihre Rechte auf die Straßen traten, sind die sogenannten "Pussy Hats" ein politisches Statement gegen den Kurs der US-amerikanischen Regierung.

Auch am Mittwochabend tragen mehrere tausend Demonstranten die Mützen und begrüßen Donald Trump mit lauten Hymnen, bissigen Sprüchen und auffälligen Kostümen in Brüssel. Die Botschaft und das Motto des gemeinsamen Protestmarschs ist eindeutig: "Trump is not welcome!" - "Trump ist nicht willkommen!"

"Trump not welcome"-Marsch durch Brüssel
Auf dem "Trump not welcome"-Marsch durch BrüsselBild: DW/M. Christoph

"Es geht um Aufmerksamkeit" 

Ob ein Protestmarsch wie dieser Donald Trump überhaupt erreicht? Der 21-jährige Bakou Mertens, Politikstudent in Gent, hat darauf eine klare Antwort: "Es geht hier nicht darum, Trump oder die NATO-Spitzen zu beeindrucken. Es geht um Öffentlichkeit, Aufmerksamkeit. Es geht darum, eine gemeinsame Botschaft zu übermitteln: Wir sind nicht einverstanden mit Eurer Politik."

Mertens hatte den Protest mit einer kleinen Studentenverbindung gestartet, schnell schlossen sich auch internationale Menschenrechtsorganisationen der Aktion an. Heute stehen 71 NGOs, darunter Greenpeace und Oxfam, hinter der Idee des Studenten: "Es motiviert mich zu sehen, dass auch ein einfacher Student so viele Menschen mobilisieren kann", sagt der Belgier.

Und genau das sei auch der positive Nebeneffekt der Präsidentschaft Donald Trumps: Die Unzufriedenheit lasse die Menschen auf die Straßen gehen. Menschen, denen Politik zuvor nichts bedeutet hat, machen ihrer Wut Luft und sprechen Probleme öffentlich an.

"Seit Trump Präsident ist, wissen die Leute, für was sich Amnesty International einsetzt", sagt Iverna McGowan, Kopf des europäischen Teams von Amnesty, im Gespräch mit der DW. "Sie verstehen, dass die Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit und all die Dinge, die wir bisher für selbstverständlich hielten, bedroht sind."

Belgien "Trump not welcome" Marsch durch Brüssel | Lieve Duponcheel
Eine "Liberty Lady"Bild: DW/M. Christoph

Unter die Demonstranten haben sich auch die Aktivisten von Amnesty gemischt, verkleidet als Freiheitsstatuen: Die "Liberty Ladies", gehüllt in türkisfarbene Roben, die Krone auf dem Kopf und eine goldenen Fackel in der Hand, liefen bereits während Trumps Besuch als Präsidentschaftskandidat in Großbritannien durch die Londoner Straßen. "Dies ist kein Anti-USA-Marsch", sagt Iverna McGowan. Die Freiheitsstatue, einst ein Geschenk der Franzosen, solle Donald Trump daran erinnern, auf welcher Wertebasis die Vereinigten Staaten von Amerika gegründet wurden.

"Wir wollen Brücken bauen"

An diesem Donnerstag trifft Donald Trump auf die Spitzen von NATO und Europäischer Union. "Wir wollen die Lenker Europas an ihr Versprechen erinnern, sich für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen", so McGowan. Foltermethoden wieder einzuführen, wie Donald Trump es dem Volk während seines Wahlkampfes versprochen hat, verstoße gegen die Menschenrechte. Es sei daher die Aufgabe der EU, solchen Forderungen etwas entgegenzusetzen.

Am Mittwochabend sind es besonders viele junge Menschen, die sich den Demonstranten anschließen. Darunter auch die Mitglieder der belgischen Jugendbewegung "Red Fox". Mit Trump-Imitator auf einer Mauer aus Pappmaché protestieren sie gegen die geplante Mauer zwischen den USA und Mexiko: "Wir wollen Brücken bauen, keine Mauern", sagt Mitorganisator Julien Ribaudo, 30.

Die 30 Jahre alte Eline Scheire hat ihre vier Monate alte Tochter Merel dabei. Unter einer großen pinkfarbenen Wollmütze lugen Kopfhörer gegen den Lärm hervor: "Natürlich nehme ich die Kleine mit. Sie soll alles von Anfang an mitbekommen, auch warum wir auf die Straße gehen".

Belgien "Trump not welcome" Marsch durch Brüssel | Eline Scheire
Familienprotest in Brüssel: Eline Scheire mit TochterBild: DW/M. Christoph

Auf der Agenda des US-amerikanischen Präsidenten steht am Donnerstag ein Treffen im neuen NATO-Hauptquartier. Nach dem Anschlag im englischen Manchester wird es vor allem zwei große Themen geben: der gemeinsame Einsatz im Anti-Terrorkampf und höhere Verteidigungsausgaben.

Auch gegen NATO-Einsätze und erhöhte Militärausgaben protestieren die Menschen in Brüssel. Die 22-jährige Studentin Iman Ben Madhkam konnte 40 Kommilitonen mobilisieren, gemeinsam Schilder zu schreiben, Hymnen zu reimen und gegen erhöhte Ausgaben für die NATO auf die Straße zu gehen. "Statt in Waffen zu investieren, sollten die Staatschefs in Bildung investieren", fordert die Studentin.

"Symbolfigur" Donald Trump

Die "Pussy Hat"-Aktivistinnen wollen am Donnerstag jedem der 28 Staats- und Regierungschefs der NATO-Länder auf dem Gipfeltreffen eine ihrer Wollmütze überreichen, versehen mit persönlichen Botschaften. "Wir hoffen, wenigstens Angela Merkel wird eine unserer Mützen aufsetzen", so Tanja Gohlert von der Menschenrechtsorganisation "Lights4Rights" im Interview mit der DW.

"Donald Trump wird von diesem Marsch vielleicht nicht beeindruckt sein", sagt Bakou Mertens, der Initiator des "Trump not Welcome"-Marschs selbst. "Unser Ziel ist es, ihn spüren zu lassen, dass Menschen in jeder Stadt, die er als US-Präsident besucht, gegen seine Politik demonstrieren." Trump sei nur eine Symbolfigur, findet Bakou. Er symbolisiere eine Politik der sozialen Zerstörung, des Zweifelns am Klimawandel und stehe für einen Diskurs, der Hass streut und die Menschen voneinander trenne.