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Internationale Chancengleichheit

22. Februar 2011

In fast jedem Land der Welt gibt es mittlerweile eine Anti-Doping-Organisation oder zumindest regionale Zusammenschlüsse. Von internationaler Chancengleichheit kann im Anti-Doping-Kampf dennoch keine Rede sein.

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Athleten beim Internationalen Stadionfest Berlin am 11. September 2010 (Foto: picture alliance/chromorange)
Gleiche Pflichten für alle SportlerBild: picture alliance/chromorange

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat ihre eigene Welt - und die ist bunt. Auf ihrer Landkarte gibt es fast keine weißen Flecken mehr. Damit hat sie ihrer Meinung nach ein wichtiges Etappenziel erreicht: In den meisten Ländern dieser Erde gibt es mittlerweile eine nationale Zweigstelle. "Wenn man die WADA sieht mit ihrer kurzen elfjährigen Geschichte und das dann mit den Vereinten Nationen vergleicht, da hätten manche Kollegen bei der UN schon Tränen in den Augen, wie schnell man bei der WADA Veränderungen ansprechen, anstoßen und umsetzen kann", meint Marlene Klein von der deutschen Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA).

Das Entwicklungsprogramm der WADA

Weltkarte zur Entwicklung des Anti-Doping-Kampfs in den einzelnen Ländern (Grafik: WADA)
Das Nord-Süd-Gefälle gibt es nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch im Anti-Doping-KampfBild: WADA

Ein Blick auf die WADA-Karte zeigt: Ähnlich wie im politischen und wirtschaftlichen Bereich gibt es auch im Anti-Doping-Kampf ein Nord-Süd-Gefälle. In fast allen Ländern der nördlichen Halbkugel existieren bereits Nationale Anti-Doping-Organisationen (NADOs). In Südamerika bauen die meisten Nationen derzeit mit Hilfe der WADA eigene Einrichtungen auf. Es gibt allerdings auch Gebiete oder - im Fall von Afrika - fast einen ganzen Kontinent, wo es derzeit nur regionale Zusammenschlüsse gibt. Dort teilen sich beispielsweise mehrere Länder ein Labor. Marlene Klein: "Wir können davon ausgehen, dass die afrikanischen Länder noch eine Weile brauchen, um sich so aufzustellen, dass sie mit anderen Ländern mithalten können. Das ist einfach die Realität, die macht auch vor dem Sport nicht halt."

Die Probleme in solchen Ländern sind vielfältig. Es mangelt an Geld, an demokratischen Strukturen und auch an der Infrastruktur. "Das fängt schon an, wenn es um den Transport oder einfach die Kühlkette von Proben geht. Das ist teilweise wegen der klimatischen Bedingungen nicht zu gewährleisten." Was das Wissen und die Technik im Kampf gegen Doping angeht, unterstützt die WADA die regionalen Zusammenschlüsse. Zudem gibt es einen regen Austausch zwischen den nationalen Einrichtungen. So haben beispielsweise vor einigen Monaten die Südafrikaner angeregt, ein Anti-Doping-Aufklärungsprogramm für Smartphones zu entwickeln. Es stellte sich jedoch heraus, das Deutschland so etwas schon aufgebaut hat. "Viele Länder wie Japan, die Niederlande oder die Schweiz sind an diesem Programm interessiert. Es muss nicht jedes Land alles selbst erfinden, sondern wir müssen uns dieses Wissen pragmatisch teilen", meint Marlene Klein. "Es spart Kosten, Zeit und Personal, wenn man gute Ideen in einen Topf schmeißt."

Bermuda überraschend positiv

Marlene Klein von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Foto: DW)
Marlene Klein von der NADABild: DW

Dabei haben längst nicht nur die Industrieländer gute Ideen. Bei Gesprächen mit ihren internationalen Kollegen hat sich Marlene Klein schon öfter positiv überraschen lassen. "Die Bermudas beispielsweise. Denen habe ich nicht zugetraut, dass sie weltweit Spitzenreiter in Sachen Prävention und Aufklärung sind, aber sie sind es - und das sind gerade mal drei Mitarbeiter, die dafür zuständig sind."

Dass der Sport derzeit nicht sauber ist und vielleicht nie ganz sein wird, bestreitet Marlene Klein nicht. Aber damit der Sport weiterhin seine Faszination und Anziehungskraft behält, muss zumindest die Grundlage geschaffen werden, dass die Sportler weltweit gleich behandelt werden. Das heißt, alle Sportler müssen regelmäßig im Wettkampf und im Training kontrolliert werden. Internationale Chancengleichheit nennt das die WADA.

Meldepflicht bei ADAMS

Reagenzgläser mit Urinproben (Foto: AP)
Kontrolle von UrinprobenBild: AP

So befolgten beispielsweise bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking Athleten aus 100 Ländern die Meldepflicht der WADA. Diese Sportler gaben in dem Datensystem ADAMS genau an, wo sie im Olympischen Dorf wann anzutreffen waren, so dass sie jederzeit für eine Dopingkontrolle zur Verfügung standen. Aber was war mit den Teilnehmern der anderen 104 Nationen? "Diese Frage ist berechtigt", gibt Marlene Klein zu. "Deshalb haben wir von der Nationalen Anti-Doping-Agentur bei der WADA auch sehr viel Druck gemacht, dass Sportler tatsächlich nur antreten dürfen, wenn sie sich in ADAMs eingetragen haben."

Mit Erfolg: Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver waren alle teilnehmenden Athleten im Meldesystem verzeichnet und hatten ihre Aufenthaltsorte genau angegeben. "Auch wenn bei den Winterspielen weniger Nationen und vor allem weniger exotische Länder teilnehmen, ist das doch ein wichtiger Schritt". Auch bei den olympischen Sommerspielen 2012 in London soll die Meldepflicht jetzt auch umfassend umgesetzt werden.

Allerdings bedeutet die Meldepflicht nicht, dass bei großen Sportveranstaltungen nicht mehr gedopt wird. Denn manipuliert wird meistens während des Trainings, nicht bei Wettkämpfen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass es in jedem Land eine Nationale Anti-Doping-Organisation gibt, die durch regelmäßige Kontrollen diesen Sportlern auf die Schliche kommt. Allerdings: auch die NADO’s müssen ständig überprüft werden.

Selbstkontrolle

Logo der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA
Logo der WADA

"Die WADA hat die Möglichkeit und die Pflicht, die NADO’s zu überprüfen und das tut sie auch", erklärt Marlene Klein. "So werden zum Beispiel die Anti-Doping-Labore kontrolliert: Sie bekommen unter anderem blinde Proben zugeschickt und dann wird nachgeschaut, ob sie die richtig analysiert haben." Der Kampf gegen Doping – eine mühselige Arbeit, bei denen es nur wenige Erfolgsnachrichten gibt. Das weiß auch Marlene Klein, deren Motto lautet: "Realistische Erwartungen haben und in kleinen, aber vielen Gebieten langsam aber stetig Fortschritte machen."

Autorin: Sarah Faupel

Redaktion: Stefan Nestler