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Anschlagsserie in Pakistan

3. September 2010

Bei einem Selbstmordanschlag während einer schiitischen Prozession in der pakistanischen Stadt Quetta sind fast 60 Menschen getötet worden. Erst am Mittwoch hatte es in Lahore einen Anschlag auf Schiiten gegeben.

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Nach dem Anschlag in Quetta: Helfer versorgen Verletzte (Foto: AP)
Nach dem Anschlag: Helfer versorgen VerletzteBild: AP

Rund 450 Schiiten hatten sich am Freitag (03.09.2010) anlässlich des sogenannten El-Kuds-Tages ("Jerusalem-Tag") zu einer Solidaritätskundgebung für Palästinenser in der südwestpakistanischen Stadt Quetta versammelt, als sich der Anschlag ereignete. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich inmitten einer Prozession schiitischer Muslime in die Luft. Dabei wurden fast 60 Menschen getötet. Die örtliche Polizei und Ärzte teilten mit, etwa 160 weitere Menschen seien verletzt worden. Bislang bekannte sich niemand zu der Tat.

Zuvor schwerer Anschlag in Lahore

Erst am Mittwoch waren in der ostpakistanischen Stadt Lahore 33 Schiiten bei einer Bombenserie getötet und bis zu 300 verletzt worden. Zu der Tat hatte sich eine sunnitische Extremistengruppe mit Verbindung zu den Taliban bekannt. Drei Bomben waren dort ebenfalls bei einer schiitischen Prozession explodiert. Augenzeugen berichteten, ein Selbstmordattentäter habe sich mitten in der Menschenmenge in die Luft gesprengt. Kurz darauf habe es zwei weitere Explosionen gegeben. Es ist die erste schwere Anschlagserie in Pakistan seit Beginn der Flutkatastrophe vor einem Monat.

Verletzte liegen nach dem Anschlag am Boden (Foto: AP)
Der Selbstmordattentäter sprengte sich inmitten der Demonstranten in die LuftBild: AP

Zuvor war bekannt geworden, dass bei Luftangriffen des pakistanischen Militärs auf Taliban-Verstecke im Nordwesten des Landes zahlreiche Menschen getötet worden waren. Unter den Opfern seien auch sechs Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die nichts mit den Extremisten zu tun gehabt hätten, sagte Rehan Khattak, ein hochrangiger Vertreter der Regionalregierung in Khyber. Sie seien alle Mitglieder eines Paschtunen-Stammes gewesen, welcher der Regierung wohlgesonnen sei.

Anschläge gegen Schiiten mehren sich

Gegen Angehörige der schiitischen Minderheit werden in Pakistan immer wieder Anschläge verübt. In Pakistan gehört eine Minderheit von 20 Prozent der Bevölkerung der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an, die Mehrheit ist sunnitisch.

Das Land wird seit rund drei Jahren von einer Welle blutiger Anschläge erschüttert, hinter denen meist Mitglieder der pakistanischen Taliban, El Kaida oder anderer radikalislamischer Gruppierungen vermutet werden. In den vergangenen Monaten wurde dabei auch immer wieder Lahore, die zweitgrößte Stadt des Landes, ins Visier genommen. Im Juli wurden durch einen doppelten Selbstmordanschlag 43 Menschen getötet. Ende Mai kamen bei zeitgleichen Anschlägen auf zwei Moscheen mehr als 80 Menschen ums Leben.

Terror geht neben Flutkatastrophe weiter

Menschen trauern nach den Anschlägen am Mittwoch in Lahore (Foto: AP)
Trauer nach den Anschlägen in Lahore am MittwochBild: AP

Die vielen Anschläge und gewaltsamen Auseinandersetzungen in Pakistan kommen zu einer Zeit, in der das Land zugleich mit den Folgen der schweren Überschwemmungen zu kämpfen hat.

Entsprechend stark ist die Wirtschaft Pakistans in Mitleidenschaft gezogen worden. Pakistans Ministerpräsident, Yusuf Raza Gilani rechnet mit massiven Arbeitsplatzverlusten und einer hohen Inflation, was auch die politische Stabilität des Landes gefährden könne.

Nach Schätzungen der Regierung hat die Flut einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von etwa 43 Milliarden Dollar (33,9 Milliarden Euro) verursacht. Von den Überschwemmungen seien 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche betroffen. Hinzu kommen zerstörte Straßen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser. Die Flutkatastrophe war Ende Juli durch heftige Monsunregenfälle ausgelöst worden.

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, afp, rtr)

Redaktion: Ursula Kissel