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Anschläge im Irak international scharf verurteilt

20. August 2009

Trotz der schweren Terroranschläge in Bagdad bleibt die US-Regierung der Ansicht, dass die irakischen Streitkräfte die Sicherheit im Land allein wahren können. Der UN-Sicherheitsrat sichert dem Irak Unterstützung zu.

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Feuerwehrleute und Rauchwolken, daneben ein zerbeultes Auto (Foto: ap)
Feuerwehrleute versuchen, das Chaos vor dem Außenministerium in den Griff zu bekommenBild: ap

Bei der schlimmsten Serie von Terroranschlägen seit mehr als einem Jahr sind am Mittwoch (19.08.2009) in Bagdad mindestens 95 Menschen getötet worden. Mehr als 560 Iraker wurden verletzt. Die irakischen Behörden machten islamische Extremisten und Anhänger der Baath-Partei des früheren Machthabers Saddam Hussein für die Taten verantwortlich.

Innerhalb einer Stunde waren am Vormittag in unterschiedlichen Stadtteilen Autobomben, Sprengsätze und Mörsergranaten detoniert. Mindestens zehn Explosionen wurden in der ganzen Stadt gezählt. Ziel der offenbar koordinierten Attacken waren Regierungsgebäude und Wohnviertel.

Bilder der Verwüstung

Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodierte vor der Garage des Außenministeriums am Rand der Grünen Zone. Die Druckwelle ließ die Fenster im nahegelegenen Parlamentsgebäude und im benachbarten Hotel Rashid zerbersten. Auch das Finanzministerium und das Ministerium für Handel, Gesundheit, Unterricht und Wohnungsbau wurden Ziele der Anschläge. Weitere Sprengsätze explodierten in den Stadtteilen Karrade, Salihija, Adhamija und Bajaa.

Soldat und Trümmer vor zerstörter Hochhausfassade (Foto: ap)
Zerstörung und Trümmer weit und breit vor dem FinanzministeriumBild: ap

Augenzeugen bot sich vor dem Finanzministerium ein Bild der Verwüstung. Sie sahen ausgebrannte Autos, Trümmer und Verletzte, die um Hilfe riefen. Der Attentäter hatte nach Polizeiangaben auf einer nahen Brücke einen Lastwagen in die Luft gesprengt, der mit 1,5 Tonnen Sprengstoff beladen war. Die Brücke wurde auf einer Länge von etwa 30 Metern zerstört, mehrere Autos stürzten in die Tiefe. Auf einem nahe gelegenen Markt löste die Explosion Angst und Schrecken aus. In ganz Bagdad waren in diesen Vormittagsstunden große Menschenmengen auf den Beinen, um Besorgungen für den Fastenmonat Ramadan zu erledigen. Dieser beginnt - abhängig vom Stand des Mondes - voraussichtlich an diesem Samstag.

Einmütige Kritik

Das Weiße Haus verurteilte die Anschlagsserie als "sinnlose Gewalt" von Extremisten. Die Anschläge hätten jedoch an der US-Haltung nichts geändert, dass die irakischen Streitkräfte zur Wahrung der Sicherheit im Land "ausreichend" seien. Das teilte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, mit. Ein Pentagon-Sprecher bestätigte, dass die US-Armee an ihren Rückzugsplänen festhalten werde. Die US-Truppen wollen bis Ende 2011 den Irak verlassen haben.

Die Europäische Union (EU) und der UN-Sicherheitsrat verurteilten die Anschlagsserie "auf das Schärfste". Das UN-Gremium sicherte dem irakischen Volk und der Regierung in Bagdad zudem seine Unterstützung und sein Engagement im Bemühen um die Sicherheit im Land zu. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, "nicht Gewalt, nur Dialog und Aussöhnung können zu einer Besserung der Situation führen und eine friedliche Zukunft für alle Menschen im Irak ermöglichen".

Sicherheitsfiasko offenbart

Kleines Mädchen mit Kopfverband (Foto: ap)
Unter den Verwundeten war auch dieses kleine Mädchen, das mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus kamBild: ap

Die Anschläge am Mittwoch bedeuteten das schwerste Sicherheitsfiasko seit dem US-Rückzug. Die irakischen Sicherheitskräfte räumten eine Mitverantwortung ein, weil sie die Taten nicht verhindert hätten. Zehn Sicherheitsfunktionäre wurden in der Nacht zum Donnerstag festgenommen. Hintergrund sei eine Untersuchung wegen Verletzungen der Sicherheitsvorschriften, teilte das Amt des Bagdader Sicherheitschefs mit.

Es waren die folgenschwersten Anschläge in Bagdad seit dem 1. Februar 2008, als 98 Menschen bei einem Anschlag auf einen Markt ums Leben kamen. Schwere Anschläge ereigneten sich dieses Jahr zudem im Juni, als im nordirakischen Tasa 72 und in der Bagdader Schiiten-Vorstadt Sadr City 62 Menschen getötet wurden.

Auf den Tag genau vor sechs Jahren, am 19. August 2003, war das UN-Hauptquartier in Bagdad durch eine Autobombe zerstört worden. Bei dem Angriff auf das Canal Hotel starben damals 22 Menschen, unter ihnen der UN-Sondergesandte Sergio Vieira de Mello. (mas/se/dpa/ap/afp/rtr)