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Annäherung zwischen Indien und Pakistan?

6. April 2009

Der Terrorangriff auf Mumbai belastet die indisch-pakistanischen Beziehungen weiterhin. Experten in Pakistan sehen trotzdem gute Chancen für eine Wende zum Besseren.

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Indien und Pakistan verbindet eine schwierige Nachbarschaft

Der Terrorangriff auf Mumbai vom vergangenen November hat den Friedensprozess zwischen Indien und Pakistan vor eine schwere Belastungsprobe gestellt. Neu-Delhi hat die regelmäßigen Konsultationen mit Islamabad vorläufig ausgesetzt und verlangt nun, dass Pakistan glaubwürdige Schritte gegen die "Infrastruktur des Terrors“ auf seinem Territorium unternimmt.

Irfan Husain, Kolumnist der pakistanischen Tageszeitung "Dawn“, glaubt allerdings, dass die Regierungen beider Länder im Großen und Ganzen trotzdem verantwortlich auf die Krise regiert haben. Und das, obwohl die indischen Medien die Stimmung gegen Pakistan aufgeheizt hätten, nachdem bekannt wurde, dass die Attentäter von dort stammten. Zeitweise habe ein indischer Angriff auf Taliban-Ausbildungslager jenseits der Grenze ernsthaft als Bedrohung im Raum gestanden. Dann aber habe sich die indische Regierung doch zurück gehalten. Umgekehrt wirbt Husain um Verständnis dafür, dass die pakistanische Regierung nur mit Verzögerung zugab, dass eine Verbindung der Terroristen nach Pakistan bestand. "Das ganze Terrorismus-Phänomen in Pakistan wird weitgehend verdrängt" - so seine Begründung. "Pakistan hat die ganze Zeit gesagt: Wir brauchen Beweise. Erst als die Inder diese Beweise geliefert haben, konnten die Pakistaner handeln.“

Ajmal Qasab Mumbai Terror
Der einzige überlebende Attentäter der Anschläge von Mumbai - ihm soll der Prozess gemacht werdenBild: AP

Ernstgemeinte Versuche oder Augenwischerei?

Es hat in Pakistan Verbote extremistischer Organisationen und Verhaftungen von Mitgliedern gegeben. In Indien allerdings bestehen nach wie vor Zweifel, ob diese Aktionen - so wie schon in der Vergangenheit - nicht nur Augenwischerei sind. Irfan Husain sieht noch einen ganz anderen Grund. Er glaubt, dass die Haltung Neu Delhis auch mit dem Wahlkampf in Indien zu tun hat und hofft, dass sich die Situation nach den am 16. April beginnenden Parlamentswahlen von selbst beruhigt: "Die neue indische Regierung ist nicht mehr darauf angewiesen, Stärke zu demonstrieren und wird an einer Lösung interessiert sein." Schließlich habe Indien globale Ambitionen und wolle sich nicht in einem regionalen Konflikt mit Pakistan verzetteln.

Kaschmirkonflikt verschärft sich
Noch immer ist der Kaschmir-Konflikt nicht beigelegtBild: AP

Druck auch von internationaler Seite

Auch die internationale Gemeinschaft und insbesondere die USA drängen auf eine erneute Annäherung zwischen Indien und Pakistan, fordern eine Ende des Kaschmir-Konflikts nach mehr als sechs Jahrzehnten. "Die USA wollen eine politische Lösung für die indisch-pakistanischen Probleme, damit die pakistanische Armee sich auf die afghanische Grenze konzentrieren kann", so Irfan Husain. Er glaubt nicht an Indiens Kompromissbereitsschaft, aber "wenn Indien Pakistan irgend einen gesichtswahrenden Ausweg aus dem Kaschmir-Problem anböte, wären sicher einige Leute in Pakistan dafür empfänglich. Die jetzige Regierung in Islamabad würde mit Sicherheit gerne die Beziehungen zu Indien verbessern.“

Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass unter Pakistans Ex-Präsident Musharraf die Verhandlungen über Kaschmir hinter den Kulissen schon recht weit gediehen waren. Dem Vernehmen nach war man sich einig, den politischen Konflikt weitgehend zurückzustellen und sich auf konkrete Verbesserungen für die Menschen zu konzentrieren. Die Trennlinie in Kaschmir sollte auf diese Weise durchlässig gemacht werden. Beim nächsten indisch-pakistanischen Tauwetter könnte an diese Ergebnisse angeknüpft werden.

Autor: Thomas Bärthlein / Redaktion: Esther Broders