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Annan eröffnet Bonner UN-Campus

11. Juli 2006

"Bonn ist nun einer unserer attraktivsten Standorte." Mit diesen Worten des Lobs hat UN-Generalsekretär Kofi Annan den neuen Campus der Vereinten Nationen in der Bundesstadt eröffnet.

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Bundeskanzlerin Merkel und UN-Generalsekretaer Annan auf dem Bonner UN-CampusBild: AP

Im ehemaligen Abgeordneten-Hochhaus, dem "Langen Eugen", arbeiten in Zukunft 640 UNO-Mitarbeiter. Schwerpunkt ist der Einsatz für nachhaltige Entwicklung. Neben Genf, Wien und Paris ist Bonn der vierte offizielle UN-Sitz in Europa. "Von Bonn aus führen wir unsere Anstrengungen für das Klima, kämpfen gegen die Verschlechterung des Bodens, schützen gefährdete Tierarten und betreiben ein Katastrophen-Frühwarnsystem", sagte Annan am Dinestag (11.7.) bei einer Feierstunde im früheren Plenarsaal des Deutschen Bundestags.

Annan lobt UN-Mitglied Deutschland

Gleichzeitig bekräftigte Annan seine Forderung nach einer Reform und Erweiterung des UN-Sicherheitsrates. Der Sicherheitsrat müsse demokratischer und an neue Realitäten angepasst werden. Bei einer Pressekonferenz mit Merkel sagte Annan, Deutschland sei ein "ideales Mitgliedsland" für die UNO. Es sei "nicht hinnehmbar", dass wichtige Staaten und Regionalmächte keinen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat hätten. Annan forderte, den Rat "an die heutige Wirklichkeit anzupassen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Bundesregierung wolle weiter in den Ausbau des UN-Campus investieren. Für die Regierung sei es ein Ansporn, die Umwelt- und Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen wesentlich mitzugestalten: "Wir müssen endlich lernen, mit den Ressourcen der Welt gerecht und effizient umzugehen."

BdT Auf dem Dach des früheren Abgeordneten-Hochhauses Langer Eugen in Bonn prangt das blau-weiße Logo der Vereinten Nationen
Auf dem Dach des früheren Abgeordneten-Hochhauses in Bonn prangt das blau-weiße Logo der Vereinten NationenBild: picture-alliance/ dpa

Meditationsraum und karierter Teppich

Die Bundesregierung hatte 2003 beschlossen, das Gebäude für die Vereinten Nationen herzurichten. Seither wurde der "Lange Eugen" für 56 Millionen Euro renoviert. In dem Bau am Rheinufer haben in Zukunft unter anderem das Europäische Zentrum der Weltgesundheitsorganisation und das Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung ihren Sitz.

Neben den persönlichen Büros wurden für die Mitarbeiter auf dem UN-Campus fünf Bibliotheken und 35 Konferenzräume eingerichtet. Die ehemalige Poststelle ist zum Internet-Cafe geworden, aufgeteilt in Raucher- und Nichtraucherbereich. Gleich nebenan befindet sich der neue Gebets- und Meditationsraum. Um den Stil des Architekten Egon Eiermanns zu erhalten, ließen die Architekten für die Sanierung extra kleine Fliesen brennen, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Auch der auffällig karierte Teppichboden im Restaurant des Gebäudes musste in England neu gewebt werden, weil es in Deutschland keinen Webstuhl mehr gab, der das gekonnt hätte. Sogar die Stühle und Tische, Einbauschränke und Jalousien sind der Einrichtung von früher nachempfunden.

Eine Stadt macht ihren Weg

In das benachbarte "Alte Abgeordnetenhaus" sollen demnächst die rund 230 Mitarbeiter des UN-Klimasekretariats einziehen. Zu den kleineren UN-Organisationen in Bonn zählen vier Sekretariate zum Schutz von Wildtieren. Wie Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sagte, will sich die Bundesregierung auch für die Ansiedlung der Wasserschutzorganisation UN Water in Bonn einsetzen.

Bonns Weg zum Sitz von Einrichtungen der Vereinten Nationen begann 1991 mit dem Umzugsbeschluss des Bundestages. Er sah als Ausgleich für den Wegzug einiger Teile der Regierung nach Berlin die Ansiedlung internationaler Organisationen in Bonn vor. Seit 1996 darf sich Bonn offiziell UN-Stadt nennen. Waren zunächst nur gut ein Dutzend UN-Mitarbeiter in Bonn, arbeiten dort inzwischen schon 750 Experten in insgesamt zwölf verschiedenen UN-Einrichtungen für die Vereinten Nationen. Neben den UN-Organisationen haben noch rund 20 weitere international tätige Nichtregierungs-Organisationen (NGOs) in Bonn ihren Sitz.

Befürchtungen, dass nach dem Umzugsbeschluss des Deutschen Bundestags das Licht in Bonn ausgeht, haben sich also nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: Zwar sind rund 14.000 Arbeitsplätze mit dem Umzug verloren gegangen. Doch über 20.000 neue wurden bis heute geschaffen. (mas)

Überblick

Folgende Organisationen der Vereinten Nationen sind laut einer Aufstellung der dpa in Bonn ansässig:

  1. Sekretariat des Übereinkommens der UN zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD)
  2. Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (UNEP/CMS)
  3. Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der afrikanisch- eurasischen wandernden Wasservögel (UNEP/AEWA)
  4. Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee (UNEP/ASCOBANS)
  5. Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS)
  6. Internationales Zentrum für Berufsbildung der UNESCO (UNESCO- UNEVOC)
  7. Sekretariat des Rahmenübereinkommens der UN über Klimaänderungen (UNFCCC)
  8. Sekretariat der Vereinten Nationen für die Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge - Plattform zur Förderung von Frühwarnung (UN/ISDR-PPEW)
  9. Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa (UNRIC)
  10. Universität der Vereinten Nationen / Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS) 11. Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen (UNV)
  11. Weltgesundheitsorganisation / Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (WHO-ECEH)