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Angst und Schrecken in New York

28. April 2009

Der Niedrigflug einer US-Präsidentenmaschine hat in New York Panik ausgelöst und Erinnerungen an die Terroranschläge vom 11. September 2001 wachgerufen.

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Im Tiefflug fliegt eine Boing 747 über Manhattan (Foto: AP)
Dieses Amateurfoto zeigt die Boing 747 im Tiefflug über ManhattanBild: AP

Manchen Einwohnern Manhattans mag es wie ein furchtbares 'déja-vu' vorgekommen sein. Die Maschine aus der von US-Präsident Barack Obama genutzten Flugzeugflotte überflog am Montag (27.04.2009) eine halbe Stunde lang den Süden von Manhattan und den Hudson-River. Begleitet wurde der Flieger vom Typ Boeing 747 von zwei F-16-Kampfjets. Die Flugzeuge flogen deutlich niedriger als über New York üblich und lösten in der Bevölkerung Panik aus. In der Stadt, in der am 11. September 2001 Terroristen mit gekaperten Linienmaschinen das World Trade Center zum Einsturz gebracht hatten, sei Panik vor einem neuen Terroranschlag ausgebrochen, berichteten US-Fernsehsender. In mehreren Gebäuden hätten viele hundert Menschen fluchtartig ihre Büros verlassen. Zahlreiche Bürger hätten die Notrufnummern der Stadt angerufen.

Harmlose Luftaufnahmen

Blick durch einen Drahtzaun auf die Baustelle am 'Ground Zero' (Foto: AP)
Allgegenwärtige Erinnerung: Am "Ground Zero", wo das World Trade Center stand, wird noch heute gebautBild: AP

Das Manöver hatte nach Angaben eines Luftwaffensprechers einen harmlosen Hintergrund: Obamas Flugbereitschaft im Verteidigungsministerium habe Luftaufnahmen von Manhattan und der Freiheitsstatue machen wollen. Der Flug sei mit der Luftfahrtbehörde FAA und den New Yorker Behörden abgesprochen gewesen. Ein FAA-Sprecher bestätigte die Angaben.

Viele New Yorker zeigten nur wenig Verständnis für das ungewöhnliche Manöver. "Ich war hier am 11. September. Ich sah, wie tausende Menschen starben", sagte ein Börsenhändler. "Deshalb gefällt es mir nicht, wenn ich von einer militärischen Foto-Aktion überrascht werde."

"Ich sah das große Flugzeug ganz tief fliegen ... und dachte, um Gottes Willen, jetzt kommt wieder ein "9/11", erzählt die Verkaufsleiterin Kate Geraghty, die in Jersey City, am anderen Ufer des Hudson-Flusses gegenüber von Manhattan arbeitet. Mit "9/11" ("September 11") bezeichnen die Amerikaner die Terroranschläge von 2001. "Alle schrien und rannten die Treppen herunter, niemand wusste warum, wir wussten nur, da ist ein Flugzeug, jetzt kommt wieder ein "9/11"", so Daisy Cooper, Angestellte einer Maklerfirma, zu einem NBC-TV-Reporter.

Auch die Aktienkurse an der Wall Street seien nach dem Auftauchen der Flugzeuge kurzfristig gesunken, so die Wirtschafts-Fachagentur Bloomberg.

New Yorks Bürgermeister wusste nichts von der Aktion

Porträt von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg (Foto: AP)
Verärgert: New Yorks Bürgermeister BloombergBild: AP

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, er sei verärgert und wütend über den Vorfall. Er versicherte während einer Pressekonferenz, dass er nicht vorab über das Flugmanöver informiert worden sei. "Sie wollten nicht, dass sich das herumspricht, das ist lächerlich und absurd", fügte Bloomberg hinzu. Warum das Verteidigungsministerium Luftbilder ausgerechnet am Ort der Tragödie des World Trade Center machen wollte, übersteige seine Vorstellungskraft.

Das Weiße Haus entschuldigte sich für den Vorfall. Auch wenn die Behörden der Stadt und des Staates New York und des angrenzenden Bundesstaates New Jersey vorab informiert worden seien, sei "klar, dass der Einsatz Verwirrung und Zerrüttungen verursacht" habe, erklärte der Leiter der militärischen Abteilung im Weißen Haus, Louis Caldera, in Washington. "Ich entschuldige mich und übernehme die Verantwortung für jegliches Leid, das der Flug verursachte", fügte er hinzu. (as/wa/dpa/afp/ap)