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Angriffe auf El-Sadr-Miliz

20. August 2004

Die Chancen auf eine friedliche Lösung in Nadschaf schwinden: Der radikale Schiiten-Prediger El Sadr ließ ein Ultimatum zur Aufgabe verstreichen. Darauf griffen US-Kampfflugzeuge Stellungen seiner Miliz an.

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Kein Einlenken: Schiitenführer El- SadrBild: AP

Geschosse schlugen in der Nähe der Imam-Ali-Moschee in Nadschaf ein, in der sich El Sadr und mehrere hundert seiner Anhänger verschanzt haben. Unklar war jedoch zunächst, ob es sich bei dem Angriff bereits um die Großoffensive handelte, die die irakische Übergangsregierung angekündigt hatte. Sie hatte El Sadr am Donnerstag (19.8.) mehrere Stunden Zeit gegeben, seinen Aufstand zu beenden, um so eine Offensive abzuwenden.

Auch US-Kampfhubschrauber griffen Ziele in der Nähe der Moschee an. Über dem nahe gelegenen historischen Friedhof der den Schiiten heiligen Stadt stieg eine dichte Rauchwolke auf. Gepanzerte Fahrzeuge näherten sich dem Stadtzentrum, das von mehreren Explosionen erschüttert wurde. Maschinengewehrfeuer war zu hören. Die Miliz El Sadrs liefert sich bereits zwei Wochen lang heftige Gefechte mit den US-Truppen, bei denen mehrere hundert Rebellen getötet wurden.

Letzte Frist

Laut El Dschasira forderte El Sadr seine Anhänger am Donnerstagabend (19.8.) auf, den Schlüssel zum Heiligen Schrein (Mausoleum) des Imams Ali in der gleichnamigen Moschee in Nadschaf an die schiitischen Religionsgelehrten der Stadt zu übergeben. Dies sagte ein Sprecher des Predigers dem Sender.

Zuvor hatte der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi dem Prediger eine letzte Frist gesetzt. "Das ist die letzte Aufforderung zur Entwaffnung und zur Räumung des heiligen Schreins", sagte Allawi in Bagdad. Anstatt Krieg zu führen, solle Sadr die Meinung anderer akzeptieren und am Aufbau einer pluralistischen Demokratie teilnehmen. Es gebe viel Platz für El Sadr, um am politischen Prozess teilzunehmen.

Militärische Lösung

Allawi wollte sich nicht zu einem zeitlichen Ultimatum an El Sadr äußern. "Wir müssen bald eine Lösung haben. Und wir werden alle friedlichen Mittel ausschöpfen, um den heiligen Schrein zu schützten", sagte er. Allawi stellte außerdem klar, dass bewaffnete Milizen im Irak nicht geduldet würden.

Iraks Staatsminister Kassim Daud hatte erklärt, die Regierung habe alle friedlichen Mittel ausgeschöpft und sei nun fest zu einer militärischen Lösung entschlossen. "Das Hauptziel der Militäroperation wird sein, die Imam-Ali-Moschee von allen bewaffneten Kämpfern in ihrem Inneren zu befreien", kündigte Daud an. Ob die Regierung die Moschee stürmen lassen will, sagte er nicht. Dies könnte die schiitische Bevölkerungsmehrheit provozieren, vor allem dann, wenn US-Soldaten daran beteiligt sein sollten.

Angriffe auf Falludscha

US-Kampfflugzeuge griffen Augenzeugen zufolge auch Ziele in der sunnitischen Rebellenhochburg Falludscha westlich von Bagdad an. Falludscha war zuletzt beinahe täglich Ziel von US-Bombardements. Falludscha gilt als Zentrum des Widerstandes gegen die US-Truppen im Irak. (mik)